Mülheim/Riddells Creek (Australien). Die Mülheimerin Gertje Forlong hatte aufgerufen, Stoffbeutel für Koalas und Kängurus in Not zu nähen. Nun berichtet sie aus Australien.
Die Mülheimerin Gertje Forlong meldet sich per E-Mail aus Australien. Im Bundesstaat Victoria hat sie ihre rund 4000 gespendeten Stoffbeutel an eine Hilfsstation für Wildtiere ausgeliefert. Vor Ort informierte sie sich über die Lage der Koalas und Kängurus in Not – und packte selbst mit an.
Am Mittwoch war Gertje Forlong, die ein Stoff-Atelier am Elsenborner Weg betreibt, in Australien angekommen. Im Gepäck hatte sie die selbst genähten Stoffbeutel, die ihr Helfer aus ganz Deutschland und der Schweiz zugeschickt haben.
Gertje Forlong und ihre Freundin Daniela Sprung reisten zunächst nach Riddells Creek im Bundesstaat Victoria, gelegen zwischen den Städten Bendigo und Melbourne. Dort informierten sich die Frauen im „Ballarat Wildlife Park“ über Koalas, Kängurus und Pinguine. Denn „der Park unterstützt die Zucht und somit die Populationsrate“, so Forlong. Acht Tage wollen sie und ihre Freundin bleiben, unter anderem suchten sie die „Ranges Rescue Station“ auf und gaben dort die Beutel ab. „In der Hilfsstation sind 50 Kängurus, zwölf Wombats und zwei Sugar Glider untergebracht“, schreibt die 44-Jährige.
Pro Tag werden sechs bis zehn Beutel benötigt
„Aktuell befinden sich hier ausschließlich Tiere, die unter normalen Umständen verletzt wurden.“ In der Vergangenheit wurden dort aber auch Tiere versorgt, die von den Buschfeuern betroffen waren. Ende Februar bis März sei die Region Victoria häufig von Bränden betroffen. „Somit fangen die örtlichen Stationen jetzt schon an, sich auf die Situation vorzubereiten.“ Alle Mitarbeiter der Hilfsstation arbeiten ehrenamtlich. „Sie haben alle normale Jobs, denen sie zusätzlich nachgehen. Somit landet jedes gespendete Teil und jeder Cent zu 100 Prozent bei den Tieren.“
Pro Tag werden etwa sechs bis zehn Beutel pro Känguru gebraucht, weiß Forlong. „Sie wollen gewaschen, gewechselt und sortiert werden.“ Schnell sei ihr bewusst geworden, dass man es tatsächlich mit Babys zu tun hat. „Die kleinen sind unheimlich anhänglich, kuschelbedürftig und möchten eigentlich permanent in dem Beutel sein.“ Diese werden an dafür vorgefertigte Gestänge gehangen.
Kängurus waschen, füttern und sauber machen
Am Freitag halfen die Freundinnen dann selbst in der Kängurustation mit – sauber machen, waschen, füttern und wieder von vorne. Schließlich ging es am Mittag für sie weiter nach New South Wales, „dort wohnen wir zwei Tage bei meiner Familie“. Auch dort waren bereits Stoffbeutel aus Deutschland angekommen. „Diese kann ich Samstag persönlich mitnehmen zur Station.“ Im Bundesstaat New South Wales habe das Feuer vor einigen Wochen gewütet. „Wenn man freie Sicht hat, kann man am Horizont noch den Qualm sehen.“ Es sehe aus wie Nebel, sei aber immer noch der Rauch des Feuers.
Gertje Forlong zeigt sich überwältigt von den Eindrücken vor Ort: „Wenn man hier steht und in die Natur schaut, treibt es einem die Tränen in die Augen, wenn man sich vorstellt, wie viel davon zerstört wurde.“ Aber es gebe Hoffnung: An einigen Stellen, an denen die großen Feuer wüteten, wachsen jetzt schon die ersten Pflanzen nach. „Es wird wohl nicht so lange dauern, bis sich die Pflanzenwelt regeneriert hat“, glaubt sie. Teilweise werden Stellen kontrolliert abgebrannt. „Viele Pflanzen nutzen das als eine Art Neustart und wachsen besser als vorher.“ Die großen Feuer waren allerdings unkontrollierbar „und haben daher eine Unmenge an Tieren dezimiert“.