Bottrop. Seibel & Weyer setzt auf Solarenergie und nutzt den erzeugten Strom in den Werkshallen. Auch anderswo setzt der Betrieb auf Nachhaltigkeit.
400.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt die neue Solaranlage auf den Dächern der Produktionshallen von Seibel & Weyer. Damit deckt die Großschreinerei an der Weusterstraße rund ein Drittel ihres Energiebedarfs aus selbst erzeugtem Strom. Doch die Überlegungen bei Jens Weyer gehen schon weiter.
In den nächsten Monaten will die Firma auch den ersten Elektrowagen als Dienstwagen anschaffen, um so einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu tun. Auf Sicht könnte dann die Solaranlage auf dem Dach noch ausgebaut werden, Platz gebe es noch genug, sagt Jens Weyer.
Ein Aha-Erlebnis beim Berechnen
Er spricht im Zusammenhang mit der neuen Anlage von einem „Aha-Erlebnis“, das er und sein Mit-Geschäftsführer Achim Heilmann hatten. „Und zwar als sich bei den Berechnungen herausgestellt hat, dass sich die Anlage sogar ohne Fördergelder rechnet.“ Sprich: Es ist inzwischen nicht teurer, den Strom selbst zu produzieren, als ihn vom Energieversorger einzukaufen.
Ein Vorteil sei die Arbeit im Zweischichtbetrieb, von morgens 6 bis abends 22 Uhr, so Jens Weyer. Auf diese Weise würden alle Sonnenstunden ausgenutzt und die Energie auch tatsächlich im Betrieb verbraucht. Selbst an diesig-grauen Wintertagen liegt der Wirkungsgrad der Solar-Panels noch bei 15 Prozent.
Überschüssiger Strom muss an der Börse verkauft werden
80 Prozent der erzeugten Energie werden auch verbraucht, die restlichen 20 fallen am Wochenende an, wenn die schweren Maschinen stillstehen. Sie werden ins Netz eingespeist. Anders als Privatleute muss Seibel & Weyer diesen Strom aber über einen Makler an der Börse verkaufen, erhält also keine garantierte Einspeisevergütung.
Auch an anderer Stelle sei ein solches nachhaltiges Handeln verstärkt gefragt. Gerade junge Mitarbeiter und Bewerber, aber auch Kunden fragten nach und legten Wert darauf, so Jens Weyers Erfahrungen. „Klar spielen da die verstärkten Diskussionen rund um Fridays for Future und Klimaschutz eine Rolle.“ Das sei auch mit ein Grund gewesen, jetzt aktiv zu werden. „Wir können nicht warten, bis die USA und China etwas tun, und es reicht auch nicht, nur im privaten Umfeld aktiv zu werden. Auch Unternehmen sind gefordert“, sagt Jens Weyer.
Unternehmen ist bereit Dinge auszuprobieren und einzelne Bausteine umzusetzen
Dabei sei es in seinen Augen gar nicht so wichtig, dass ein Invest in Nachhaltigkeit große Renditen einbringt. „Er darf nur auf der anderen Seite auch keine tiefroten Zahlen schreiben, denn letztlich sind wir auch den Mitarbeitern verpflichtet und wollen sichere Arbeitsplätze bieten.“ Im Fall der Solaranlage hat das Unternehmen rund 500.000 Euro investiert.
Nichtsdestotrotz habe es bei ihm und Achim Heilmann ein Umdenken gegeben. Noch vor wenigen Jahren habe man eher auf eine Komplettlösung gewartet. Nun seien sie bereit, Dinge auch auszuprobieren und einzelne Bausteine, wie etwa die Solaranlage, umzusetzen.
Seibel & Weyer braucht weiterhin Lkw und Lieferwagen
Ein Test werde auch die Anschaffung der Elektroautos sein. „Wenn jemand hier in der Region für ein Aufmaß rausfährt, das geht auch mit einem kleinen E-Auto.“ Gleichwohl kann das Unternehmen nicht den gesamten Fuhrpark umrüsten. Seibel & Weyer ist europaweit aktiv, braucht auch schwere Lkw, entsprechend sei auch die Reichweite wichtig. Aber wer wisse schon, wie es sich weiter entwickelt, vielleicht setzte sich ja bei Lkw der Wasserstoffantrieb durch, so Jens Weyer.
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Auch an anderer Stelle wird bei Seibel & Weyer das Konzept von Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz sichtbar – etwa beim Heizen. Die Büros und Hallen werden mit Rückständen aus der Produktion mit Wärme versorgt. In einem großen Heizkessel werden Sägespäne und fein zerhackte Holzreste verbrannt.
Gemeinsam mit dem Prosper-Kolleg
Viel verspricht sich Jens Weyer auch von der Zusammenarbeit mit dem neuen Prosper-Kolleg, einem Institut der Hochschule Ruhr West (HRW). Dessen Schwerpunkt liegt auf der Kreislaufwirtschaft, das Bottroper Unternehmen engagiert sich da im Beirat.
Für Seibel & Weyer sei es interessant, schon frühzeitig zu überlegen, was mit den Wertstoffen, die das Unternehmen verarbeite, am Ende einmal passiere. Wie also könnten sie auch nachdem das eigentliche Produkt nicht mehr genutzt wird, weiter genutzt werden. Das ist der Ansatz, der auch am Prosper-Kolleg verfolgt werden. „Davon erhoffen wir uns einfach noch weitere Ideen und Ansätze.“