Bottrop. . Swar Shekhmous flüchtet aus Syrien und arbeitet nun als Elektrohelfer bei Seibel und Weyer. Jobcenter hat Möglichkeiten Bewerber und Betriebe zu unterstützen.
- 24-jähriger Flüchtling findet Job als Elektrohelfer in Bottroper Unternehmen
- Jobcenter hat Möglichkeiten, Betriebe und Bewerber zu unterstützen
- Aktuell werden 575 Flüchtlinge betreut
Swar Shekhmous steht in der Werkstatt. Er befestigt LEDs an einem Möbelstück. Der 24-Jährige arbeitet als Elektrohelfer bei Seibel und Weyer. Ursprünglich stammt er aus Syrien. Über Algerien, Marokko, die spanischen Exklave Melilla und das Mittelmeer kam er nach Europa. Und stand im Juli bei dem Bottroper Unternehmen vor der Tür – mit vollständigen Bewerbungsunterlagen und fragte nach Arbeit. Ein Freund habe geholfen, die Unterlagen fertig zu machen.
Die Hartnäckigkeit des Flüchtling – Shekhmous hat mehrmals nachgefragt, was denn mit seiner Bewerbung sei – hat Geschäftsführer Jens Weyer imponiert. Und so haben sich die beiden getroffen. Und nun schwärmt sein Chef von Shekhmous Motivation und seinem Ehrgeiz. Nach einem kurzen Praktikum hatte er die Stelle als Helfer in der Elektrowerkstatt des Betriebs. Mit 180 Mitarbeitern ist Seibel und Weyer spezialisiert auf Laden-, Innenaus- und Metallbau.
„Ich habe vier Semester englische Literatur studiert und nebenbei als Elektriker in Syrien gearbeitet“, sagt der junge Mann. Weil er in Assads Armee eingezogen werden sollte, floh er aus dem Bürgerkriegsland. Inzwischen hat er ein Bleiberecht.
Bei dem Unternehmen arbeitet er derzeit nur halbtags, denn noch läuft sein Integrationskurs seitens des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Fünf Stunden drückt er täglich die Schulbank, lernt Deutsch. Weyer: „Vor drei Monaten haben wir das Gespräch auf Englisch geführt, jetzt sprechen wir Deutsch.“ Shekhmous Ziel: Eine Ausbildung zum Elektriker. Aller Voraussicht nach kann er die Anfang Juli bei Seibel und Weyer beginnen. Für seinen Chef eine doppelte Premiere. Erstmals arbeitet ein Flüchtling in dem Betrieb; und noch nie vorher hat der Betrieb einen Elektriker ausgebildet.
Im Fall von Swar Shekhmous habe alles gepasst, sagt Thorsten Bräuninger, Geschäftsführer des Jobcenters. Er sei extrem motiviert, habe schnell die Sprache gelernt und der Arbeitegeber sei flexibel. Ein solches Ideal finde man nicht immer. Sein Lob: „Hier wird Integration an der Werkbank geleistet.“
Trotzdem bezeichnet er den Fall als „exemplarisch“. Das bezieht er auf Shekhmous Ausbildung. Selbstverständlich gebe es bestens ausgebildete Facharbeiter oder Akademiker – genauso wie Analphaten. Doch beides sei eben nicht die Regel. „Viele Flüchtlinge, die wir betreuen, sind hochmotiviert, aber auf dem Arbeitsmarkt zunächst vor allem auf Helferniveau angesiedelt“, sagt Bräuninger. Das hänge auch damit zusammen, dass es in Syrien keine vergleichbare Ausbildung gebe. Daher sei es zunächst wichtig herauszufinden, was der Einzelne kann. Das sei vor allem in Praktika möglich.
Einfacher werde es, wenn der Status geklärt ist. Sind Asylbewerber anerkannt, stehen ihnen alle Mittel zur Verfügung, die das Jobcenter seinen Klienten bietet. Das reicht von Bildungsmaßnahmen bis zu Zuschüssen für Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslose einstellen. Die können sie dann auch für Flüchtlinge erhalten.
Zuschüsse für Arbeitgeber
Davon profitiert Jens Weyer in dem Fall auch. „Für ein Jahr können wir maximal 50 Prozent des Lohns übernehmen“, erklärt Sandra Sandforth, Teamleiterin des Arbeitgeberservices beim Jobcenter, Die genaue Höhe sei abhängig von der Qualifikation des Mitarbeiters, also davon, wie viel der Betrieb noch in Qualifikation zu stecken habe. Die Dauer hänge ab von der Dauer des Arbeitsvertrags.
Rund 575 anerkannte Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter betreut das Jobcenter derzeit. Dazu kommen in Bottrop 1550 Personen, deren Status noch ungeklärt ist, darunter auch Kleinkinder und Waisen. Bräuninger schätzt, dass im kommenden Jahr noch einmal so viele Flüchtlinge zum Jobcenter und damit auf den Arbeitsmarkt wechseln. „Aktuell verschieben sich die Zahlen monatlich um 50 bis 75 zwischen schwebendem Zustand und Anerkennung.“
Aus Sicht von Unternehmer Jens Weyer sind Mitarbeiter wie Swar Shekhmous künftig von noch größerer Bedeutung, um den Personalbedarf zu decken. Das gelte sicher auch für andere Betriebe. „Dazu muss man sehen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln.“