Bottrop. . Die Schreinerei Seibel und Weyer sammelt Rückstände aus der Produktion in einem Riesensilo. Von dort landen sie direkt in den Flammen der Heizung
Vorsichtig und langsam öffnet Christopher Jodwerschat die schwere Ofentür. Hitze schlägt ihm entgegen. Kein Wunder, schließlich soll diese Heizung die Produktionshallen und Büros von Seibel und Weyer im Winter schön warm halten.
Für den nötigen Brennstoff sorgt die Großschreinerei selbst. Sägespäne und fein zerhackte Holzreste verbrennt der Betrieb hier. Der große Heizkessel steht quasi im Erdgeschoss des gut 15 Meter hohen Spänebunkers. 250 Kubikmeter fasst der Zylinder und über dem Heizungsraum liegen tonnenweise die Überreste, die in jeder Schreinerei anfallen. Über meterlange Rohrleitungen werden sie direkt in den Produktionshallen aufgefangen und in den Bunker befördert.
Überraschte Besucher
„Wir hören von vielen Besuchern, dass sie sich wundern, weil es hier so sauber ist“, sagt Prokurist Christian Conradi. Und tatsächlich, wer bei Schreinerei an Meister-Eder-Romantik denkt, der wird bei dem Bottroper Ladenbauspezialisten enttäuscht. Klar, eine dünne Staubschicht findet sich in den Produktionshallen, aber Mitarbeiter, die knöcheltief durch Sägespäne stapfen, sucht man hier vergeblich. Das darf es auch gar nicht mehr geben, die Sicherheits- und Arbeitsschutzbestimmungen würden so etwas heute gar nicht mehr zulassen.
Davon zeugen die zahlreichen Rohrleitungen, die von den Maschinen in den Hallen abgehen und sich unter der Decke entlang ziehen. Außerdem liegt ein Zischen in der Luft. Das ist ein Zeichen für den Unterdruck, den zwei Motoren erzeugen. Auf diese Weise werden Späne und Staub direkt an den Maschinen angesaugt und aus der Halle hinaus befördert. Sie landen in einem Filter, die warme Hallenluft wird gereinigt und wieder nach drinnen befördert. Schließlich soll die Wärme erhalten bleiben, erläutert Jodwerschat, der auch für die Instandhaltung bei Seibel und Weyer verantwortlich ist.
Reinigung des Filters automatisch in der Mittagspause
Dann ertönt in der Halle eine Sirene. das Licht wird gedimmt. Für die Mitarbeiter das Zeichen: Mittagspause. Das bedeutet aber auch, dass draußen nun automatisch der Filter gereinigt wird und die Sägespäne ihre letzte Reise antreten – hinein in den Bunker und in Richtung Brennkammer. Über eine Steigleitung werden die Sägespäne in das Silo befördert, zwei Förderschnecken im Innern sorgen dafür, dass die Rückstände aus der Produktion auch tatsächlich in den Flammen landen.
Zerhacker zerkleinert den Verschnitt
Neben den Sägespänen, die direkt an den Maschinen entstehen und abgesaugt werden, landen auch Verschnittreste im Sägespanbunker. Doch die machen vorher einen Umweg – durch den Zerhacker. Und das Gerät ist tatsächlich so martialisch, wie sich der Name anhört. Ein Mitarbeiter hat die Maschine eingeschaltet, der Lärm ist ohrenbetäubend. Dann kippt er den Inhalt eines kleinen Containers in den Trichter. Darin sind vor allem Bretter. Verschnitt, wie er immer wieder anfällt und dann entsorgt werden muss. Der Zerhacker kümmert sich darum, er verarbeitet die teils großen Holzreste zu Spänen, die am Ende ebenfalls im Bunker und dann in den Flammen landen werden.
Teure Entsorgung
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Am alten Standort habe man so eine Maschine noch nicht gehabt, sagt Christian Conradi. Der Verschnitt musste noch in Containern gesammelt und dann teils teuer entsorgt werden. Auch jetzt komme es manchmal vor, dass der Verschnitt nicht durch den Zerhacker gejagt werde – vor allem im Sommer wenn besonders viel produziert wird. Sonst ist der Spänebunker zu schnell voll. Dann haben die Späne, die an den Maschinen anfallen Vorrang, der Rest werde anderweitig entsorgt, so Conradi.