Bottrop. Vergangenes Jahr musste die Feuerwehr seltener zu Brand- und Rettungseinsätzen ausrücken. Doch es gab auch 2019 spektakuläre und schwere Fälle

Die Zahl der Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Das liegt unter anderem daran, dass die Retter zu weniger Sturmeinsätzen ausrücken mussten. Trotzdem hatten die Einsatzkräfte immer noch reichlich zu tun – bei teils schweren und spektakulären Fällen.

1701 mal musste die Feuerwehr 2019 zu Brandschutzzwecken ausrücken. Darunter fallen auch Umwelteinsätze, etwa wenn irgendwo gefährlich Stoffe austreten oder auch ein Fahrzeug eine Ölspur hinterlässt. Aber auch Hilfeleistungseinsätze fallen unter das Etikett Brandschutz, weil in solchen Fällen – etwa wenn eine hilflose Person hinter einer Tür vermutet wird oder auch Sturmschäden beseitigt werden müssen – Löschfahrzeuge ausrücken. Dazu kamen noch 16.526 Einsätze im Rettungsdienst.

Bottroper Feuerwehr musste Straßenbäume nicht mehr bewässern

Feuerwehrchef Kim Heimann (r.) und Feuerwehrsprecher Michael Duckheim bei der Vorstellung der Jahresstatistik.
Feuerwehrchef Kim Heimann (r.) und Feuerwehrsprecher Michael Duckheim bei der Vorstellung der Jahresstatistik. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In beiden Bereichen ist die Zahl der Einsätze gesunken. Für die Brandeinsätze ist es auch leicht erklärbar. Im vergangenen Jahr fiel, im Vergleich zu 2018, die Bewässerung der Straßenbäume weg. Das macht statistisch gesehen schon 79 Einsätze weniger.

Außerdem hat es 2019 längst nicht so häufig und feste gestürmt, so dass die Retter auch zu weniger Sturmeinsätzen ausrücken mussten. Dazu kam noch eine verwaltungsinterne Neustrukturierung was die Einsätze nach dem Psychisch-Kranken-Gesetz angeht. So erklären Feuerwehrchef Kim Heimann und Feuerwehrsprecher Michael Duckheim das Minus bei den Brandeinsätzen.

Einsatzzahlen im Rettungsdienst sind seit Jahren immer weiter gestiegen

Überrascht sind sie jedoch, dass es 2019 erstmals seit langem wieder weniger Rettungseinsätze gab als noch im Vorjahr – und zwar genau 198 weniger. Heimann: „Das ist insofern überraschend, als dass die Einsatzzahlen gerade in dem Bereich in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind, auch in den Nachbarstädten.“

Vielleicht liegt in den Nachbarstädten aber auch die Lösung für den Rückgang der Einsätze. Denn im vergangenen Jahr mussten die Bottroper Retter wesentlich seltener in eine der Nachbarstädte ausrücken und Hilfe leisten. Möglich also, dass eine Stadt in der Umgebung einen zusätzlichen Rettungswagen angeschafft hat und nun unabhängiger von auswärtiger Hilfe ist.

Viele Einsätze werden durch Brandmeldeanlagen ausgelöst

Bei den klassischen Brandeinsätzen sind es vor allem die Brandmeldeanlagen, die dafür sorgen, dass die Feuerwehr ausrücken muss – wobei sie in den seltensten Fällen auch tatsächlich tätig werden muss. Allerdings heißt es nicht, dass die Anlagen vor allem Fehlalarme produzieren, sagt Duckheim. „In den meisten Fällen gibt es tatsächlich einen Anlass und die Anlage löst ordnungsgemäß aus.“ Allerdings handele es sich häufig um Kleinigkeiten, etwa Essen, das auf dem Herd anbrennt und beim Eintreffen der Feuerwehr haben die Mitarbeiter das Problem schon in den Griff bekommen.

Als großer und auch aufwendiger Einsatz des Jahres 2019 ist Heimann und Duckheim vor allem der Flächenbrand entlang der Güterbahnstrecke im Bottroper Süden im Gedächtnis. Auf mehreren Kilometern Länge stand dort der Bahndamm in Flammen. Kurzzeitig drohte auch die Gefahr, dass das Feuer auf einen angrenzenden Schrottplatz übergriff. Heimann: „Da kamen mehrere Ursachen zusammen: Ein Zug mit defekter Bremsanlage, die Trockenheit und der nicht gerodete Bahndamm.“ Per Sirene löste die Feuerwehr Vollalarm aus und alarmierte alle Kräfte der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr.

Feuerwehr will leichtere Schutzkleidung anschaffen für Flächenbrände

Auch interessant

Der Einsatz hat aber auch in diesem Jahr noch Folgen. Angesichts der weiter wachsenden Gefahr durch Flächenbrände – die Feuerwehr hat schon eigens dafür ausgestattete Fahrzeuge angeschafft – wird nun auch über die passende Schutzkleidung nachgedacht. Denn die schwere, warme Schutzkleidung sei eigentlich nicht dafür geeignet, dass die Einsatzkräfte sie bei prallem Sonnenschein und dem Einsatz bei solchen Flächenbränden tragen. „Dafür müssen wir leichtere Schutzkleidung anschaffen“, sagt der Feuerwehrchef.

Neben diesem Flächenbrand hielt auch der brennende Kühlturm der Kokerei die Feuerwehr im vergangenen Jahr in Atem. Rund 40 Kräfte waren da im Einsatz. „Für uns war es in dem Fall wichtig, die daneben verlaufende Gasleitung halten zu können“, erinnert sich Heimann. Dazu kam es im vergangenen Jahr zu einigen auch größeren Wohnungsbränden, zuletzt an der Nikolaus-Groß-Straße auf dem Eigen.

Heimrauchmelder zeigen Wirkung

Auch die Rauchmelderpflicht schlägt sich in der Statistik der Feuerwehr nieder. 48 mal rückten die Retter 2019 aus, weil Wohnungsbesitzer oder aufmerksame Nachbarn den Rauchmelder hörten und die Feuerwehr alarmiert.

In den überwiegenden Fällen – Feuerwehrsprecher Michael Duckheim spricht von 60 Prozent – seien es auch tatsächlich Alarme gewesen, meist so frühzeitig ausgelöst, dass es eben gar nicht erst zu massiven Personenschäden komme. Der Klassiker bei solchen Rauchmelderauslösungen sei das vergessene Essen auf dem Herd.