Das derzeit teuerste offen angebotene Haus in Bottrop steht in Grafenwald. Doch generell sind Luxusimmobilien in Bottrop eher rar, sagen Experten
1,2 Millionen Euro - so viel kostet ein Luxusanwesen in Bottrop. Zumindest ist die „exklusive Villa, mit allem was das Herz begehrt“ aktuell das teuerste Haus, was offen im Immobilienportal im Internet beworben wird. Wer so viel Geld anlegen will, bekommt dafür immerhin 14 Zimmer auf 680 Quadratmetern und ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück. Dazu gibt es reichlich Luxus – und einiges ist auch Geschmackssache.
Selbstverständlich gehört in der Preisklasse auch ein Swimmingpool zur Ausstattung. Wobei die Fotos im Internet schon fasst eine Schwimmhalle zeigen. Und auffällig dabei: Die Besitzer scheinen hier auf die üblichen blauen Fliesen oder Planen im Becken verzichtet zu haben, stattdessen schimmert das Wasser grünlich und soll womöglich Assoziationen mit einem See hervorrufen.
Beim Kauf der Villa gibt es ein zweites Haus dazu
Marmorböden und Bäder, Fußbodenheizung, ein eigener Brunnen mit Frischwasser und sogar ein begehbarer Kühlschrank sind nur einige weitere Ausstattungsmerkmale, die der Makler in dem knapp gehaltenen Inserat anpreist. Ebenfalls zu dem Haus gehört ein zusätzlicher Bungalow auf dem Grundstück. Klingt, als gebe es bei dem Kauf dieses Hauses ein zweites dazu.
Bleibt selbstverständlich die Frage, ob mit Kauf- und Nebenkosten tatsächlich auch alles abgegolten ist, oder ob in dieser Preisklasse nicht trotzdem noch Renovierungen oder zumindest aber Umbauten anstehen, denn wie so häufig gilt sicher auch bei Luxusimmobilien: Es ist alles eine Frage des Geschmacks. Und auch wenn die 1982 erbaute Villa laut Exposé 2018 zuletzt renoviert wurde, muss sich der neue Besitzer wohl schon die Frage stellen, ob ihm etwa der Stil der Bäder zusagt oder die möglicherweise exklusive, aber in dunklem Holz gehaltene Einbauküche.
Kein weiteres Haus für mehr als eine Million Euro in Bottrop im Angebot
Stöbert man weiter durch die Anzeigen, so fällt doch auf, dass diese Villa das einzige Objekt ist, für das Käufer mehr als eine Million Euro hinlegen müssen. Für 980.000 Euro ist ein „erlesenes Wohnunikat der besonderen Art“ in der Innenstadt erhältlich, für 950.000 Euro ist eine „historische Stadtvilla in bester Lage von Kirchhellen-Mitte“ zu bekommen.
Das deckt sich aber mit den Erfahrungen von Andreas Bucksteeg, dem Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse. Seiner Einschätzung nach sind wahre Luxusanwesen in Bottrop rar gesät. Es gebe zwar Häuser in sehr guten Wohnlagen, die für Bottroper Verhältnisse womöglich auch luxuriös seien, aber im gesamten Jahr 2017 weist der Grundstücksmarktbericht nur zwei Verkäufe in diesen sehr guten Wohnlagen aus.
Sehr gute Wohnlagen in Kirchhellen, Fuhlenbrock oder Eigen-Stadtwald
Sehr gute Wohnlage, das bedeute den Blick ins Grüne, außerdem eine Anliegerstraße. Die finde man in Kirchhellen, Teilen des Fuhlenbrocks oder in Eigen-Stadtwald, so Bucksteeg.
Aus Bucksteegs Erfahrung würden in Bottrop für Häuser in diesen Lagen rund 800.000 Euro bezahlt, die Millionengrenze werde so gut wie nie überschritten. In dem Preissegment stehe man in der Region auch in starker Konkurrenz – etwa zu Mülheim oder dem Essener Süden. Dort finden sich dann auch entsprechend große Anwesen, die nahezu uneinsehbar sind und die Bewohner vor unerwünschten Blicken schützen.
Auch Johannes Peuler, Leiter der Immobilienabteilung bei der Vereinten Volksbank, tut sich mit dem Wort Luxus schwer – gerade bei Bestandsimmobilien. Da sei es besonders schwierig, denn was für den Eigentümer Luxus ist, gefällt einem potenziellen Käufer womöglich gar nicht. Er hat in all seinen Jahren in der Immobilienbranche beobachtet, dass die Leute viel lieber in ihrem Sprengel blieben – wenn es vernünftige Angebote gebe.
Bodenrichtwerte liefern Aufschluss über gute Wohngegenden
Er erinnert sich an ein altes Zechenhaus, gut in Schuss im Bereich Ebel und Welheimer Mark, das die Volksbank für rund 250.000 Euro inseriert hatte. „Innerhalb von drei Stunden hatten wir 175 E-Mails und innerhalb eines halben Tages drei Kaufzusagen.“ Das zeige eben, dass jeder Käufer für sich persönlich entscheidet, ob eine Lage gut ist oder nicht.
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Achim Petri, der Vorsitzende des Gutachterausschusses für die Stadt Bottrop, bei dem alle Kaufverträge für Immobilien landen, schätzt es ähnlich ein. Auch er sieht nicht unbedingt die klassischen Luxushäuser in der Stadt. Anhand der Bodenrichtwerte ließen sich aber schon gute Wohngegenden finden, etwa in Kirchhellen, aber auch in Teilen Alt-Bottrops.
Hochpreisige Eigentumswohnungen gefragt
Der Gutachterausschuss sieht ein wachsendes Interesse an hochpreisigen Eigentumswohnungen in Bottrop. Im vergangenen Jahr, so Achim Petri, seien wohl mehr Wohnungen als Häuser verkauft worden. Und im Vergleich zu 2018 seien wohl auch 2019 die Quadratmeterpreise noch einmal gestiegen, sagt Petri.
Endgültig ist die Auswertung noch nicht und die Preise seien auch noch nicht bereinigt, sprich der Anteil, der für besonders hochwertige Ausstattungen bezahlt wurde, etwa für Saunen oder spezielle Bodenbeläge noch nicht abgezogen, doch wahrscheinlich lande man am Ende bei Quadratmeterpreisen von bis zu 3700 Euro. „Unbereinigt liegen wir teils bei 4500 bis 5000 Euro.“