Bottrop-Kirchhellen. Die Schachtverfüllung an den Standorten Alter Postweg und Grafenwald läuft. Parallel dazu wird die weitere Nutzung der Flächen geplant.
Der Beton auf dem Förderband sieht ungewöhnlich aus. Er ist eher gelb statt grau. Das liegt an dem Sand, mit dem er angemischt wird. Der Sand aus der Kirchhellener Heide ist nun einmal eher gelb und damit zumindest farblich weit entfernt vom klassischen Betonsand. Das Ergebnis am Ende wird aber dasselbe sein. Die Masse wird fest und der Zugang zu den Kohlevorräten unter Bottrop und Kirchhellen ist endgültig und für alle Ewigkeit verschlossen. 1000 Kubikmeter sind in der letzten Nacht in den Schacht am Vossundern gestürzt – eine Kleinigkeit verglichen mit der Masse, die am Ende nötig sein wird.
46.000 Kubikmeter Beton werden allein für die Verfüllung in Grafenwald benötigt. Pro Stunde befördert das Band aktuell 50 Kubikmeter in die Tiefe, ein wenig Luft gebe es nach oben noch, sagt Guido Dahmen, Geschäftsführer bei der RAG-Tochter BAV, die für die Verfüllung verantwortlich ist. Trotz allem werde es fünf bis sechs Wochen dauern, bis die Schächte verfüllt sind. Das Förderband und die Betonmischer laufen sieben Tage die Woche, rund um die Uhr.
55.000 Tonnen Sand aus der Kirchheller Heide
55.000 Tonnen Sand aus der Kirchheller Heide hat die RAG zum Standort Grafenwald karren lassen. Die Anwohner hatten Schlimmstes befürchtet und gegen die Lkw-Touren protestiert. Bei einer Bürgerversammlung hat das Bergwerk die Pläne vorgestellt und Anregungen der Anwohner aufgenommen. Die seien teilweise auch umgesetzt worden, sagt Bergwerkssprecher Michael Sagenschneider. Im Rückblick, so sagt er, habe es dann kaum noch Beschwerden gegeben. Da ging es dann mal um klappernde Lkw-Klappen oder verschmutzte Straßen. „Da haben wir dann schnell reagiert und es hat alles geklappt.“ Im Gegenteil, es habe sogar Anrufe und Nachfragen gegeben, wann denn endlich angefangen werde.
Schacht 10 am Alten Postweg und der Standort in Grafenwald werden parallel verfüllt. Anfang des Jahres, so Sagenschneider, werde dann auch der Förderberg auf Prosper II an der Knappenstraße zugemacht. Die Rohrleitungen, die es für die Wasserhaltung braucht, seien schon eingebracht. Anders als bei den senkrechten Schächten nutzt der Bergbau hier eine andere Technik zum Verfüllen. Über Rohrleitungen wird die so genannte Plempe in die Tiefe gebracht. Die Rohre werden dann Stück für Stück wieder hoch gezogen. Sagenschneider: „Dann sind die drei wichtigsten Verbindungen nach unter Tage verschlossen.“
Schacht Franz Haniel in Bottrop-Fuhlenbrock ist noch offen
Nur an Prosper Haniel auf dem Fuhlenbrock ist es noch nicht so weit. Der Schacht ist noch offen, dort laufen noch Arbeiten für die Wasserhaltung. Dann wird auch da verfüllt und über Tage beginnt an den Standorten der Abriss. Vor allem am Schacht 10 könnte es schnell gehen, sagt Sagenschneider, schließlich besteht der Verwaltungstrakt dort ausschließlich aus Containerbauten. „Als wir das aufgebaut haben, war das Ende ja schon absehbar, daher hat man sich damals für dieses Bauweise entschieden.“ Aber auch die leere Aufbereitung an der Knappenstraße könnte schon bald Geschichte sein.
Parallel gebe es immer wieder Gespräche mit der Stadt Bottrop über den Stand des Rückzugs, berichtet Michael Sagenschneider. Bei der Stadt laufen parallel auch die Planungen. Darüber hat Baudezernent Klaus Müller auf der letzten Sitzung des Planungsausschusses berichtet. Aktuell gehe es darum, den Regionalplan zu ändern. Der sieht an den Prosper-Standorten ja noch eine Bergbaunutzung vor. Das muss geändert werden, damit die Flächen überhaupt anderweitig genutzt werden können.
Fläche wird der Natur zurück gegeben
Von der Bergaufsicht habe man entsprechende Signale erhalten, dass dieses Verfahren zeitgleich zum Abschlussbetriebsplan laufen könne. Im Fuhlenbrock und an der Knappenstraße soll es im Regionalplan bei einem Industriegebiet bleiben. Vor Ort könne dann in der Planung entschieden werden, ob es ein Gewerbe- oder tatsächlich ein Industriegebiet wird. In Grafenwald soll der Regionalplan künftig ein „allgemeines Siedlungsgebiet“ vorsehen. Dort könne man dann Wohnflächen genauso planen wie Flächen für nicht störendes Gewerbe, so Müller. Er geht davon aus, dass der Rat im kommenden Jahr schon den Auftakt für den formalen Planungsprozess – zumindest für Fernewald- und Knappenstraße – beschließen kann.
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In der Kirchheller Heide ist klar, was passiert. Die Fläche wird der Natur zurück gegeben. Allerdings sei noch nicht klar, was mit dem Parkplatz und der Brücke am alten Postweg geschieht. „Da gibt es noch keine Entscheidung“, so Michael Sagenschneider. Es gibt Überlegungen, den Parkplatz – womöglich etwas verkleinert – zu erhalten, als Ausgangspunkt für Wanderer. Auch der Heidhof nutzt die Stellplätze bei Veranstaltungen. In der Nähe ist der Badesee geplant. Baudezernent Klaus Müller bestätigt Gespräche, auch der RVR sei da mit einbezogen. Allerdings: „Es gibt auch Ideen, die Parkplätze auf dem bisherigen Bergwerksgelände anzusiedeln.“ Vorteil aus Sicht der Stadt: Sie wären auf der „richtigen Seite“ und die Brücke müsse nicht erhalten werden.
Der emotionale Abschied vom Bergbau