Bottrop. Die Schüler Laura Matzhöfer und Ardijan Sadiku gehören zu den Bottroper Ruhrtalenten. Wie sie dazu wurden – und was sie jetzt vorhaben.

Die Teilnahme am Talent-Award Ruhr bei Thyssenkrupp. Ein Abend im Mercator-Salon zum Thema „Wie politisch soll Schule sein?“ Keine Aktivitäten, die für Schüler selbstverständlich sind. Aber Laura Matzhöfer (15) und Ardijan Sadiku (18) sind nicht einfach nur Schüler. Sie gehören zu den Ruhrtalenten. Jenen jungen Stipendiaten aus dem Ruhrgebiet, die auf dem Weg in Ausbildung oder Studium über Workshops, Seminare, Exkursionen und persönliche Beratungen speziell gefördert werden.

Lehrer stießen Bewerbung fürs Ruhrtalente-Stipendium an

Eindruck von der Urkundenübergabe an die Ruhrtalente im November.
Eindruck von der Urkundenübergabe an die Ruhrtalente im November. © JKGS

Laura und Adrijan erzählen stellvertretend für die Ruhrtalente aus Bottrop von ihren bisherigen Erfahrungen. Beide sind von ihren Lehrern auf das Programm aufmerksam gemacht worden. „Meine Lehrerin an der Marie-Curie-Realschule hat gesagt: Das Stipendium ist für leistungsbereite Schüler, wobei gute Noten keine Pflicht sind“, berichtet Laura, bei der es aber bis jetzt in der Schule gut gelaufen ist.

Erwartet werde von Ruhrtalenten vielmehr die Bereitschaft, an sich zu arbeiten und sich zu verbessern – auch in Bezug aufs außerschulische Engagement. Die Angebote richten sich dabei vor allem auch an Schüler, die aus einem Umfeld kommen, in dem sie nicht immer so intensiv gefördert werden können.

Dank guter Noten gelang der Wechsel ans Gymnasium

„Ich hätte nie von den Ruhrtalenten gehört, hätte mein Lehrer damals noch an der Marie-Curie-Realschule mich nicht angesprochen“, sagt auch Ardijan, der dank super Noten im Sommer in die Oberstufe am Josef-Albers-Gymnasium wechselte, wo er jetzt schulisch noch einmal neu gefordert ist. Vor einer Jury im NRW-Zentrum für Talentförderung hätten alle Bewerber sich vorstellen müssen.

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Ardijan erzählte dort von seinem sozialen Engagement, das für das Ruhrtalente-Programm eine wichtige Rolle spielt. „Ich war auf der Realschule Schulsprecher und in der Schülervertretung“, so der 18-Jährige. Außerdem mischt er mit bei der Gründung des Jugendparlaments und bei der Organisation des Bildungsfestivals in Essen.

Beide sind seit August im Programm – und fest entschlossen, die sich ihnen dadurch eröffnenden Chancen auch gut zu nutzen. Ardijan zum Beispiel, der zu Hause bereits jetzt den Papierkram erledige, weiß schon, dass er später Internationales Businessmanagement studieren möchte. „Ich freue mich, wenn ich über das Programm mit einer Sprachreise nach Liverpool oder in die USA kann, um mein Englisch zu verbessern“, sagt der Gymnasiast. Das Angebot müsste er dann zum Beispiel nicht extra bezahlen.

Sachleistungen wie Laptops oder VRR-Tickets

Sachleistungen können die Stipendiaten etwa in Form eines Laptops und Druckers erhalten. Und mit dem gesponsorten Schokoticket sind sie gut per Bus und Bahn unterwegs. „Man will, dass wir mobil sind“, sagen Ardijan und Laura.

Sie, die sich ehrenamtlich zuletzt in einem Kindergarten einsetzte, findet es wertvoll, einen persönlichen Ansprechpartner zu haben. „Mit ihm gab es ein Erstgespräch über unsere Erwartungen und Ziele.“ Die 15-Jährige kann sich zum Beispiel vorstellen, Lehrerin zu werden. „Aber da muss ich mir erst noch Orientierung schaffen.“ Dabei können ihr die Angebote im Ruhrtalente-Programm helfen. Dort geht es u. a. darum, praktische Erfahrungen zu sammeln, Fachkenntnisse zu vertiefen, aber auch mit Kultur und Politik in Berührung zu kommen.

Bottroper Stipendiaten kommen von verschiedenen Schulen

Zwei der Bottroper Stipendiaten gehen zur Janusz-Korczak-Gesamtschule. Auf dem Foto zu sehen sind von links nach rechts: Rene Heuwieser (Schulleiter), Rosan Sivarubu und Nam Heinrich, Christin Niebur und Can Bögüs (Lehrer).
Zwei der Bottroper Stipendiaten gehen zur Janusz-Korczak-Gesamtschule. Auf dem Foto zu sehen sind von links nach rechts: Rene Heuwieser (Schulleiter), Rosan Sivarubu und Nam Heinrich, Christin Niebur und Can Bögüs (Lehrer). © JKGS

Zu den Stipendiaten aus Bottrop zählen auch Nam Heinrich und Rosan Sivaruban (Janusz-Korczak-Gesamtschule), Antonio Salmanic (Berufskolleg), Berzan Daval und Ritag Bahbuh (Josef-Albers-Gymnasium), Sedef Kartal und Adriana Schlensok (Heinrich-Heine-Gymnasium) sowie Batoul Saad (Marie-Curie-Realschule). In der Essener Lichtburg hat im November die offizielle Aufnahmefeier der „Neuen“ und die Urkundenübergabe stattgefunden.

Diverse angebotene Veranstaltungen helfen den Ruhrtalenten auch dabei, Netzwerke aufzubauen. „Man lernt viele neue Leute kennen“, sagt Laura. „Sie haben ähnlich Sichtweisen, man kann Gedanken und Gefühle teilen.“ Ebenfalls eine Stärkung für das eigene Ich, die wohl nicht zu unterschätzen ist.

Über das Programm

In diesem Jahr sind zum vierten Mal neue Stipendiaten in das Programm Ruhrtalente aufgenommen worden. Es wurden mittlerweile fast 600 Stipendien für Jugendliche aller Schulformen aus dem Ruhrgebiet vergeben.

Die Förderung richtet sich gezielt an Bildungsaufsteiger (ab Klasse acht) und umfasst Seminare, Sprachreisen, Workshops, persönliche Beratung und finanzielle Unterstützung bis zum Beginn einer Berufsausbildung oder eines Studiums.

Aufgrund der positiven Entwicklung des von der Westfälischen Hochschule und der RAG-Stiftung entwickelten Programms hat sich das Land NRW nun dazu entschieden, das Schülerstipendienprogramm Ruhrtalente zu verstetigen und sich dauerhaft an der Finanzierung zu beteiligen. Infos gibt es auf www.ruhrtalente.de