Die Regale mit Geschenken sind nach öffentlichem Aufruf gefüllt. Niemand geht mit leeren Händen und die Vorfreude lässt Kinderaugen strahlen.

Der Ansturm ist groß. An der Gladbecker Straße ist die Menschenschlange mehrere Meter lang, der Gehweg abgesperrt. Die Bottroper Tafel hat am Sonntag wieder Weihnachtspakete an Bedürftige verteilt. Um kurz nach zehn Uhr wird die Eingangstür aufgeschlossen. Nacheinander treten die Männer, Frauen und Familien mit Kindern einzeln in die gute Stube. Dort werden sie persönlich vom Weihnachtsmann und von einem Engel in Empfang genommen.

Robert Wernicke als Weihnachtsmann und Hanni Jeschka als Engel verteilen Geschenke.
Robert Wernicke als Weihnachtsmann und Hanni Jeschka als Engel verteilen Geschenke. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde


Der Weihnachtsmann hört im wirklichen Leben auf den Namen Robert Wernicke. Und der Engel heißt Hanni Jeschka. Zuvor hatten sie schon Nikoläuse aus Schokolade an die wartenden Kinder vor dem Gebäude verteilt. Beide engagieren sich seit Jahren für die Bottroper Tafel und haben sich für diesen Tag eigens in festliche Kostüme gekleidet. Im Hintergrund läuft leise Weihnachtsmusik.

Geduldiges Warten auf den Einlass

Die Bedürftigen, die Hartz IV oder die Grundsicherung bekommen, warten geduldig auf Einlass und haben ihre Karte für die Tafel griffbereit. Wernicke scannt den Code darauf. Derweil sitzt Jeschka am Computer und überprüft die Daten. Erst wenn die Nachweise vorliegen, kann der- oder diejenige ihr Geschenk erhalten. Anschließend übergibt sie jedem Bedürftigen einen Zettel. „Den Zettel geben Sie bitte dem jungen Mann“, sagt Jeschka zu einer Frau vor der Empfangstheke.

Mit „junger Mann“ ist Dieter Kruse gemeint. Der Chef der Bottroper Tafel steht am Eingang zum Lager, nimmt den Zettel entgegen, liest die Notiz vor und gibt diese Info somit an die ehrenamtlichen Helfer weiter. Das klingt zum Beispiel so: „Ein Ehepaar ohne Kinder“, „eine Frau“ und „Frau mit Kind“. Im Lager sind alle eingereichten und festlich verpackten Geschenke in Regalen aufbewahrt und dementsprechend sortiert. So können die Mitarbeiter der Tafel die Geschenke schnell und problemlos übergeben.

Spender haben Hinweise auf den Geschenken für die Bottroper Tafel hinterlassen

Die Schlange vor der Tür war lang, der Gehweg eigens abgesperrt.
Die Schlange vor der Tür war lang, der Gehweg eigens abgesperrt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde


Zusätzlich haben die Spender kleine Kärtchen mit Hinweisen auf den Geschenken hinterlassen. Darauf steht unter anderem „Frohe Weihnachten wünschen wir einer Frau“ oder „Frohe Weihnachten, Mann, 16 bis 35 Jahre“. Bis 16 Uhr werden die Päckchen ausgegeben. Niemand wird an diesem Tag mit leeren Händen nach Hause gehen. Vor allem für die Jungen und Mädchen ist es ein schöner Tag. Ihre Augen strahlen vor Vorfreude, wenn sie ihr Geschenk in den Händen halten.

Kein Helfer weiß, was sich in den Geschenken befindet. Die Bochumer Tafel hat in diesem Jahr keine Weihnachtspakete mehr angenommen. Der Grund: Zu viele Menschen hatten zuletzt dreckige Kleidung und kaputtes Spielzeug abgegeben. Die Enttäuschung, insbesondere bei den Kindern, kann sich jeder vorstellen. Kruse hat derartige Erfahrungen glücklicherweise in der Vergangenheit in Bottrop bisher noch nicht gemacht.

Viele Bottroper und Menschen von außerhalb haben ein großes Herz bewiesen

Viele Mitmenschen haben auch in diesem Jahr wieder ein großes Herz für Bedürftige bewiesen und zahlreich gespendet. Die Regale sind bis oben hin gefüllt. Vor wenigen Tagen sah es anders aus. Die Tafel verkündete, dass noch zahlreiche Päckchen fehlen würden. Durch eine breite Berichterstattung in Zeitung, Radio und Fernsehen erlebte die Bottroper Tafel daraufhin eine Welle der Anteilnahme. Sogar Firmen aus Nachbarstädten und aus Köln hätten laut Dieter Kruse in diesem Jahr die Tafel mit Spenden unterstützt.