Bottrop. Joachim Brunnhofer bewirbt sich fürs Amt des Kämmerers von Bottrop. Jetzt hat er die Finanzlage bewertet und seine Schwerpunkte skizziert.

Die Einschnitte ins soziale Netz der Stadt wären ohne den Stärkungspakt Stadtfinanzen weitaus tiefer geworden, ist Joachim Brunnhofer überzeugt. Denn ohne die Finanzhilfen des Landes hätte der Stadt jedes Jahr ein Minus von bis zu 40 Millionen Euro in der Stadtkasse geblüht. „Da hätte es sowieso Sparzwänge gegeben, und womöglich sehr viel größere“, sagte der Kämmerer-Kandidat. Bottrops Beitritt zum Finanzpakt sei daher das einzig Richtige gewesen. Das zeigten schon die Finanzhilfen, die das Land in den letzten zehn Jahren in die leere Stadtkasse gepumpt habe - mehr als 75 Millionen Euro bis 2020.

Brunnhofer ist seit fast zehn Jahren Leiter des städtischen Rechnungsprüfungsamtes und damit nicht nur ein Mann der Zahlen, sondern auch eine Art Finanzaufseher der Stadt. Ab April 2020 möchte der gebürtige Bottroper, der in Batenbrock aufgewachsen ist, der neue Stadtkämmerer werden. Bei seiner Vorstellung blieb er der Linie des amtierenden Kämmerers Willi Loeven treu. Auch Willi Loeven verkennt die Sparzwänge durch den Finanzpakt mit dem Land nicht, streicht aber immer auch den Zugewinn heraus: vor allem die Entscheidungsfreiheit, die der Stadtrat zurückgewonnen hat.

Die Stadt braucht Geld für Kitas und die Feuerwehr, für Straßen und Kanäle

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Joachim Brunnhofer formuliert das so: „Der Stärkungspakt war eine herausragende Chance, aus einer Zeit herauszukommen, in der wir sehr stark unter der Ägide der Aufsichtsbehörden gestanden haben“. Soll heißen: Der Stadtrat hatte nicht mehr viel zu sagen, wenn es ums Geldausgeben ging. Die finanzielle Schieflage der Stadt habe schon existiert, als er vor fast vier Jahrzehnten bei der Stadt anfing, sagte der 56-Jährige. Es sei zwar gelungen, die prekäre Finanzlage der Stadt zu durchbrechen, dennoch meint der Bottroper: „Die Lage bleibt schwierig“.

Die Stadt werde nicht nur für die Modernisierung ihre Kanalisation und ihrer Straßen, sondern zum Beispiel auch für die Kindergärten viel Geld brauchen, weil mehr Kita-Plätze und mehr Personal nötig seien. „Es stehen schwierige Entscheidungen an, zum Beispiel für die Feuerwehr“, sagte Brunnhofer. Denn auch der Neubau der Feuerwache kostet ja eine Menge Geld. Der Amtsleiter machte deutlich, dass die Finanzhilfen des Landes die Ursachen für die drohende Überschuldung vieler Städte nicht beseitigt haben. „Es wird eine wichtige Aufgabe bleiben, an der Verbesserung der Finanzausstattung der Stadt zu arbeiten“, folgt der Bottroper auch da den Spuren des amtierenden Kämmerers Willi Loeven.

Als Awo-Vorsitzender misst er natürlich auch der Sozialpolitik große Bedeutung bei

Der Bottroper Stadtkämmerer Willi Loeven geht im nächsten Jahr in den Ruhestand.
Der Bottroper Stadtkämmerer Willi Loeven geht im nächsten Jahr in den Ruhestand. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Kämmerer-Kandidat hob die großen Kulturprojekte wie den Ausbau des Josef-Albers-Museums und den Anbau des August-Everding-Kulturzentrums hervor. „Wenn das geschafft ist, sollte es darum gehen, beide mit noch mehr Leben zu füllen“, sagte Joachim Brunnhofer. Er lobt die Arbeit der Volkshochschule, die mit ihren rund 13.000 Hörern eine wichtige Aufgabe in der Stadtgesellschaft und auch bei der nicht nur sprachlichen Integration neuer Bürger habe. Auch die Stadtbücherei sei auf einem guten Weg. „Wir sollten Kunst und Kultur sehr offen denken“, sagte Brunnhofer. Er wünsche sich mehr solcher Projekte wie die Jahrhundertmenschen-Aktion als Wegbereiter in die örtlichen Kulturhäuser.

Der Batenbrocker misst gerade auch der Sozialpolitik große Bedeutung bei. „Über 20 Prozent des Haushaltsvolumens fließen ins Soziale“, fasst er das in Zahlen. Brunnhofer bringt da nicht nur Erfahrungen mit, weil er bei der Stadt gut 16 Jahre lang im Sozialamt beschäftigt war, er engagiert sich seit den achtziger Jahren auch ehrenamtlich für die Arbeiterwohlfahrt und ist mittlerweile seit Jahren auch Vorsitzender des AWO-Unterbezirks. Auch der SPD gehört Brunnhofer seit den achtziger Jahren an.