Bottrop. Bottroper Netzwerk möchte die Stadtgesellschaft erreichen. Kundgebung startet auf der Gastromeile – damit bewusst entfernt vom AfD-Bürgerdialog.

Das „Bündnis buntes Bottrop“ ruft zu einer Kundgebung auf: Unter dem Motto „Lasst uns froh und bunter sein – für eine offene Stadtgesellschaft“ möchte das Bündnis am Donnerstag, 21. November, ab 18 Uhr an der Gambrinusbühne am Kreuzkamp mit den Bürgern den Auftakt der Adventszeit feiern. Sprecherin Andrea Multmeier appelliert an die Bottroper teilzunehmen: „Wir brauchen Euch!“ Mitstreiter Jürgen Buschfeld ergänzt: „Es ist an der Zeit, dass die Stadtgesellschaft auch Flagge zeigt“ – gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus.

Als Redner werden Oberbürgermeister Bernd Tischler, Judith Neuwald-Tasbach (Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Gelsenkirchen/Bottrop/Gladbeck), Christian Woltering (Landesgeschäftsführer des Paritätischen), der evangelische Pfarrer Steffen Riesenberg und Judith Oppermann (Pfarrgemeinderat St. Cyriakus) erwartet. Auch musikalische Beiträge sind geplant. „Im Anschluss an die Reden wollen wir weiter miteinander reden“, lädt Multmeier ein. Rüberkommen solle am Donnerstag dies: „Wir wollen eine bunte Stadtgesellschaft sein und beziehen ganz klar Stellung gegen Nazis – da liegt der Schwerpunkt.“

Mitten in die Stadt hinein

Mit der Kundgebung möchte sich das Bündnis, hinter dem fast alle Parteien, Wohlfahrts- und Sozialverbände, Gewerkschaften, die Kirchengemeinden sowie etliche Einzelpersonen stehen, ganz deutlich mitten in die Stadt hinein begeben. Die Interessengemeinschaft (IG) Gladbecker Straße sei sofort bereit gewesen, die Gambrinus-Bühne zur Verfügung zu stellen, erzählt Multmeier.

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Am gleichen Abend lädt die Partei Alternative für Deutschland (AfD) zu einem Bürgerdialog in den Lichthof des Berufskollegs ein – nicht zum ersten Mal, und zuvor hatte das Bündnis direkt vor Ort Gegenkundgebungen organisiert. Diesmal aber grenze sich das Bündnis absichtlich von dieser Veranstaltung ab, wähle bewusst den Ort inmitten der Stadtgesellschaft auf der Gastromeile und nicht dort, „wo sich an diesem Tag die AfD wieder einmal selbst eingeladen hat, um ihre falschen Themen und ihre perfide Strategie der Selbstinszenierung auch noch mit der gewünschten Überbewertung zu belohnen“, so die beiden Sprecher in einer Einladung zur Kundgebung. Und: „Für unser buntes Bottrop spielt die Musik woanders.“

Ein neues Leitbild wird entwickelt

Grundsätzlich sei es dem Bündnis mehrheitlich wichtig, sich nicht von anderen treiben zu lassen. „Wir wollen uns die Form unseres Protestes offen halten“, unterstreicht Multmeier. Man wolle dahinkommen, die Bündnis-Ziele der Bottroper Stadtgesellschaft nahe zu bringen, unabhängig davon, ob es nun etwa eine AfD-Veranstaltung gebe oder nicht.

Hervorgegangen aus dem Bündnis gegen Rechts, ist das Netzwerk gerade dabei, ein neues Leitbild zu entwickeln. „Wir wollten den Namen positiv besetzen“, so Buschfeld. Man wolle zum Beispiel vorgehen gegen Stammtischparolen und versuchen, mit Schulprojekten junge Leute zu erreichen. Geplant ist laut Multmeier ein Zweitzeugenprojekt des Vereins Heimatsucher. Zweitzeugen ließen sich dabei die Geschehnisse aus den Zeiten des Nationalsozialismus von Zeitzeugen erzählen – und verpflichteten sich, diese auch in Zukunft weiter zu tragen.

Bündnis schwenkt jetzt eigene Fahnen

Das Bündnis buntes Bottrop versteht sich als überparteilich. Alle Teilnehmer an der Kundgebung werden gebeten, auf Parteiabzeichen und -flaggen zu verzichten.

Geschwenkt werden sollen ausschließlich die Bündis-eigenen Fahnen, die es jetzt gibt. Schließlich seien Unterstützer vom linken bis zum rechten/konservativen Spektrum in der Initiative vertreten. „Wir wollen allen themenbezogen eine Heimat geben“, sagt Jürgen Buschfeld.

Andrea Multmeier appelliert an alle Kundgebungsteilnehmer, ein friedliches Zeichen für eine Stadt ohne Rassismus zu setzen.