Bottrop. Die Emschergenossenschaft setzt auf die Sonne um Klärschlamm zu trocknen. Nun wurde der Grundstein für die weltgrößte Anlage dieser Art gelegt.
Die Kläranlage in der Welheimer Mark gilt als Kläranlage der Zukunft und ist bereits heute energieautark. Jetzt geht die Emschergenossenschaft noch einen Schritt weiter: Sie entwickelt die klimaschonende Klärschlammbehandlung durch den Bau einer Solarthermischen Trocknungsanlage weiter: Sonnen- und Abwärmeenergie trocknen den entwässerten Schlamm zukünftig. Bis Ende 2020 entsteht am Standort Bottrop die weltgrößte Anlage dieser Art, jetzt wurde der Grundstein dafür gelegt.
Auf einer Gesamtfläche von 60.000 Quadratmetern entstehen im nächsten Jahr 32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40.000 Quadratmetern. „Die neue Anlage wird erheblich zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen und den Stand der Klärschlammentsorgung in Deutschland weiterentwickeln“, machte Gerhard Odenkirchen, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft im nordrhein-westfälischen Umweltministerium deutlich: „Wir brauchen mehr solch zukunftsweisender Projekte.“ Der nachhaltige Umgang mit anfallendem Klärschlamm sei wichtig für die klimaschonende Energiegewinnung.
„Elektrische Schweine“ kommen zum Einsatz
Die Gründungsarbeiten für die Anlage wurden bereits im Mai aufgenommen. Die Glashäuser einschließlich der technischen Installationen und der Infrastruktur sollen im Herbst 2020 fertig gestellt werden. Auf einer Grundfläche von 60.000 Quadratmetern entstehen die 32 Trocknungshalle, in denen – vergleichbar mit Gewächshäusern – der Klärschlamm durch Sonnen- und Abwärmeenergie trocknet. Der Schlamm entwässert vorab auf mechanischen Kammerfilterpressen. Liegt der Klärschlamm zum Trocknen aus, kümmern sich 32 sogenannte „elektrische Schweine“ um das regelmäßige Wenden der Trockenmasse. Ähnlich wie Rasenmähroboter fahren sie dazu kreuz und quer durch die Hallen.
Die Emschergenossenschaft investiert rund 70 Millionen Euro. „Mit diesem Vorhaben beweisen wir, dass sich die Anforderungen, die sich aus der Energiewende und dem Klimawandel ergeben, an einem der größten deutschen Kläranlagen- und Schlammbehandlungsstandorte wirtschaftlich umsetzen lassen. Wir mindern die CO2-Emission um rund 60.000 Tonnen pro Jahr“, betonte Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20.000 Tonnen Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen. Dieser Schritt entfällt künftig.
Oberbürgermeister lobt den Bau der Anlage in der Innovation City
Im Klärwerk landet unter anderem das Abwasser aus Bottrop, Gladbeck, Essen und Gelsenkirchen und wird mit einer Leistung von 8,5 Kubikmetern in der Sekunde gereinigt. Moderne Abwasserreinigung ist stromintensiv, doch die Kläranlage deckt ihren Stromverbrauch – der etwa einer 30.000-Einwohner-Stadt entspricht – komplett nachhaltig. Die CO2-Emissionen, die durch das neue Trocknungsverfahren nun zusätzlich am Standort Bottrop eingespart werden, entsprächen in etwa 1,2 Prozent der CO2-Äquivalente der gesamten deutschen Abwasserbehandlung.
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Oberbürgermeister Bernd Tischler begrüßt den Bau der: „Die Kläranlage reinigt nicht nur zuverlässig das Abwasser der Region, sie ist bestes Beispiel für Klimaschutz sowie innovatives umweltbewusstes Handeln und passt damit hervorragend zur Innovation City Bottrop.“
Kläranlage produziert Energie
Bei der Abwasserreinigung entstehen Wärme, Gas und Klärschlamm – Rohstoffe, die die Emschergenossenschaft thermisch verwertet. Am Standort gibt es mehrere Blockheizkraftwerke, eine Photovoltaikanlage, eine Windenergieanlage mit der Leistung von drei Megawatt und eine Dampfturbine.
Aus jährlich 190.000 Tonnen Klärschlamm gewinnt die Emschergenossenschaft am Standort Bottrop über sieben Millionen Kubikmeter methanhaltiges Klärgas, das zur Stromgewinnung im Blockheizkraftwerk genutzt wird.