Bottrop. Bottroper Akteure holen den Film „Gelobt sei Gott“ in die Stadt. Mit Gästen aus Politik und Vereinen wollen sie darüber ins Gespräch kommen.

Nach vier öffentlichen Aktionstagen gegen Gewalt, Kindesmissbrauch und Verjährungsfristen gehen der Verein Sieben Freunde und die Selbsthilfegruppe Wegweiser nun einen neuen Weg, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen: Sie holen den französischen Kinofilm „Gelobt sei Gott“ ins Filmforum und wollen darüber mit geladenen Gästen aus Politik und Vereinen ins Gespräch kommen. Der aktuelle Film, der auf der Berlinale einen Silbernen Bären erhielt, thematisiert den Missbrauch von Kindern durch einen katholischen Priester in Lyon.

Schicksal bildhaft vor Augen führen

Markus Elstner, der selbst als Kind missbraucht wurde, hatte sich die Produktion des renommierten Regisseurs François Ozon in Oberhausen im Kino angeschaut und befunden: „Der Film – das ist die Realität“. Er bilde hautnah das Schicksal von kirchlichen Missbrauchsopfern ab. Der Bottroper sieht die Chance, das, was er bislang in Erzählungen transportiere, den Menschen mit dem Film bildhaft vor Augen zu führen. „Bilder bleiben meist besser hängen als Worte“, unterstreicht seine Mitstreiterin Dagmar Kaplan. „Es geht hierbei schon um eine andere Form von Berührung und Sensibilisierung. Und darum, die Notwendigkeit zu handeln zu erkennen.“

Dagmar Kaplan, Verein Sieben Freunde, und Markus Elstner, SHG Wegweiser, holen den Film „Gelobt sei Gott“ nach Bottrop.
Dagmar Kaplan, Verein Sieben Freunde, und Markus Elstner, SHG Wegweiser, holen den Film „Gelobt sei Gott“ nach Bottrop. © Nina Stratmann

Denn: „Es darf niemand mehr wegschauen, denn die Ereignisse rund um die katholische Kirche und die Missbräuche an Kindern wie z.B. in Lügdezwingen uns zu einer Auseinandersetzung und zum Aufbau von durchgreifenden Handlungsstrategien“, schreiben die Initiatoren in der Einladung zur Film-Veranstaltung. „Hier sind Politik, Strafgesetze, Aufklärung und Prävention, Zivilcourage und zielgerichtete Entschlossenheit gefordert.“

Unterschied im Engagement

Wobei Markus Elstner, der der Liebe wegen auch rund um Wilhelmshaven sehr aktiv ist, einen Unterschied ausmacht im politischen Engagement in Niedersachsen und NRW. „Wenn ich in Niedersachsen auf Veranstaltungen Politiker anspreche, sind sie zum Beispiel alle dafür, dass die Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch abgeschafft werden müssen.“ In NRW sei man hingegen etwas schläfrig bei dem Thema, ist auch Kaplans Einschätzung. Beide wollen aber mit Sicherheit nicht locker lassen. Sie verweisen auf eine Statistik, nach der etwa zwei Kinder pro Klasse Missbrauchserfahrungen machen. „Die Kinder sind ja hier, laufen auf der Straße an uns vorbei“, so Kaplan, die den Blick auch gezielt auf die Opferbegleitung lenken möchte.

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Einladen zu der Filmvorführung samt thematischer Einleitung und Nachgespräch wollen die Initiatoren u.a. NRW-Innenminister Herbert Reul, die hiesigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, OB Bernd Tischler, Vertreter von Ratsfraktionen sowie Sozial-, Jugendhilfe- und Schulausschuss, zudem die mit den Themen Missbrauch und Prävention befassten Vereine Roter Keil, Gegenwind, Kinderschutzbund, Courage, der Paritätische sowie Propst emeritus Paul Neumann. Stattfinden soll das Ganze im Januar. Die Kosten für die Darbietung übernehme der Rote Keil.

Unterstützer für Handabdruck-Aktion gesucht

Parallel sammeln die Initiatoren weiter Bilder von Händen. Aneinandergelegt sollen die Handabdrücke eine 38 Kilometer lange Bildschlange ergeben - und damit einen Rekord brechen. „Aber es geht nicht nur um den Weltrekord-Versuch“, betont Markus Elstner. „Wichtig ist für uns, über diese Aktion die Menschen zu erreichen und das Netzwerk zu vergrößern.“

Wer sich noch mit einem Hände-Bild beteiligen möchte, wendet sich per E-Mail an sieben-Freunde@t-online.de