Bottrop. Beim Konzert des Rockorchesters Ruhrgebeat steht erstmals seit Jahren der Bottroper Schlagersänger Marc André alias Dieter Thelen auf der Bühne.
Das Rockorchester Ruhrgebeat ruft wieder zum Glockenrock in die Kulturkirche Heilig Kreuz. Bei dem Konzert am Samstag, 23. November, ist sogar eine Art „Wiederauferstehung“ geplant. Nach Jahrzehnten tritt der Bottroper Musiker Dieter Thelen – hier vor allem als Sänger der Ricketts bekannt – noch einmal als sein Alter Ego Marc André auf. Unter diesem Namen hatte Thelen in den 1970er-Jahren einige Platten veröffentlicht und stand kurz vor einer Schlagerkarriere. Letztlich jedoch sei es nicht sein Ding gewesen und er habe das nicht weiter verfolgt, sagt Thelen. Dabei wären die Voraussetzungen wahrscheinlich gar nicht so schlecht gewesen, schließlich war sein Onkel ein große Nummer im Schlagergeschäft – Rex Gildo. „Er war ein Bruder meiner Mutter.
Doch warum jetzt nach so vielen Jahren das kurze Comeback in der Kulturkirche – für zwei Nummern? Hier spielen Verbindungen unter Musikern eine Rolle. Rockorchester-Gründer Hans von der Forst und Thelen kennen sich aus alten Zeiten. Während Thelen zu den Ricketts gehörte, war von der Forst Schlagzeuger bei den German Blue Flames aus Gelsenkirchen. Beide hatten sich in den 1960er-Jahren dem Beat verschrieben. „Wobei die Blue Flames erfolgreicher waren als wir“, räumt Thelen ein. Nichtsdestotrotz, die Wege von Gelsenkirchen nach Bottrop waren nicht weit, und in der Szene lief man sich immer wieder über den Weg.
Marc André gibt bringt zwei Nummern
Thelen: „Wir haben uns dann ewig nicht gesehen und irgendwann wieder getroffen. Hans hat mich zum Konzert des Rockorchesters in der Arena Oberhausen eingeladen, und ich war begeistert.“ Als schließlich die Einladung kam, das Orchester in der Kulturkirche zu unterstützen, fiel die Entscheidung leicht. Und dann stand die Frage an, was Thelen in der Kulturkirche darbietet. So kam die Idee, Marc André wiederzubeleben.
Zwei Nummern wird Thelen mit dem Rockorchester spielen, darunter seine Single „Die Spatzen pfeifen es vom Dach“. Roland Miosga hat das Stück für den Auftritt extra transkribiert, denn, so Thelen: „Ich hatte ja überhaupt keine Noten.“ Also hat Miosga die Noten nach Gehör aufgeschrieben und gleich ein Arrangement für das Rockorchester mitgeliefert.
Die Nähe zum Publikum ist in der Kulturkirche gegeben und dem Rockorchester wichtig
An dem Novemberabend stehen 17 Musiker und Sänger auf der Bühne und bieten eine aufwändige Show. Lediglich die Bläser machen diesmal nicht mit. Von der Forst: „Die wären schlicht zu laut. In einer Kirche funktioniert das nicht.“
400 Besucher haben Platz in der Kulturkirche. „Die Nähe zum Publikum ist uns ganz wichtig“, betont von der Forst. So könne der Funke besser überspringen. Das hat Thelen bereits als Besucher erlebt. „Beim Rockorchester kommt so viel Energie von der Bühne“, erzählt er mit glänzenden Augen. Die Vorfreude, zumindest für einen kurzen Augenblick ein Teil davon zu sein, ist ihm anzumerken. Von der Forst bezeichnet das Konzert in der Kirche gar als „eine Art Gottesdienst“. Die Leute seien eng dabei, „und wir singen zusammen“. Es sei ein Bedürfnis der Zuschauer, beieinander zu sein und gemeinsam zu singen, so seine Beobachtung.
Rockorchester spielt häufiger in Kirchen
Es ist nicht das erste Kirchenkonzert des Rockorchesters. Angefangen hat der Glockenrock mit einem Benefizkonzert in Rotthausen. Inzwischen sind die Kirchenkonzerte fest im Terminplan verankert. Auch in der Bottroper Kulturkirche war die Truppe bereits zu Gast. Letztlich, sagt von der Forst, spiegele das Rockorchester das Ruhrgebiet wider. „Unsere Mitglieder kommen aus zehn Nationen und aus 25 Gemeinden des Ruhrgebiets.“
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Und Dieter Thelen, wann stand der zuletzt als Marc André auf der Bühne? „Das muss irgendwann in den 70er-Jahren gewesen sein.“ Danach hat er sich aus dem Schlagerbusiness zurückgezogen. Es sei nicht seine Musik gewesen, und es lief auch nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Wobei: Er ist in der Zeit knapp an einem Auftritt in der ZDF-Hitparade vorbeigeschrammt. „Ich stand auf der Reserveliste. Wäre ein Künstler ausgefallen, wäre ich dran gewesen.“ Wer weiß, wie sein Schlagerleben dann verlaufen wäre? So aber sei er vor dem Auftritt als Marc André mit dem Rockorchester durchaus aufgeregt.