Bottrop. Mit dem Kulturzentrum wird ein weiteres Bauprojekt teurer als geplant. Auch damit mussten sich die Bottroper Ratsvertreter nun auseinandersetzen.

Mit dem Anbau des Kulturzentrums droht ein weiteres Bauprojekt der Stadt teurer zu werden. In derselben Sitzung, in der sie die Übernahme für die Mehrkosten der Museumserweiterung billigten, mussten sich die Mitglieder des Hauptausschusses auch mit dem Kulturzentrum August Everding befassen.

Dort drohen Mehrkosten in Höhe von rund 950.000 Euro, so die Berechnung der Verwaltung. Und – eine weitere Parallele zum Museum – auch hier würde ein Projektstopp die Stadt mehr kosten als ein Weiterbau. Die Kosten für einen Stopp beziffert die Verwaltung aufgrund bereits geleisteter Vor- und Planungsarbeiten auf rund 1,5 Millionen Euro.

Planer sprechen von einer nicht absehbaren Dynamik am Markt

Die Arbeiten auf dem Kulturhof laufen bereits. Hier ein Foto aus dem August.
Die Arbeiten auf dem Kulturhof laufen bereits. Hier ein Foto aus dem August. © Dirk Aschendorf

Nahezu in allen Bereichen liegen die Kosten höher als ursprünglich in der Kostenberechnung zugrunde gelegt. Ein Großteil der Mehrkosten entfällt dabei auf die Baukonstruktion. Annähernd 500.000 Euro mehr werden dafür wohl fällig, so die aktuelle Prognose.

Ein Vertreter des Planungsbüros erläuterte im Ausschuss die Probleme, die aus seiner Sicht zu einem großen Teil auf den aktuellen Schwierigkeiten auf dem Baumarkt beruhen. Demnach sei dort im Moment eine Dynamik zu beobachten, die so nicht voraussehbar war. In den letzten Monaten hätten sich Preissteigerungen von bis zu fünf Prozent pro Monat beobachten lassen – mit steigender Tendenz.

Stadt ist an das Vergaberecht gebunden

Dazu komme, dass öffentliche Auftraggeber an das Vergaberecht gebunden seien. Das mache es in der derzeitigen Situation nicht einfacher. „Denn dieses Recht ist gebunden an eine Marktsituation, die es so im Moment nicht gibt. Es geht von einem Wettbewerb aus, den es derzeit nicht gibt.“

Mit anderen Worten: Das Vergaberecht setzt darauf, dass sich möglichst viele Firmen um einen Auftrag bewerben und der Auftraggeber dann das wirtschaftlichste Angebot auswählen kann. Doch aufgrund des privaten Bau-Booms und der Menge an öffentlichen Fördergeldern, die ausgeschüttet werden, bewerben sich eben kaum noch Unternehmen um öffentliche Aufträge. Auftraggeber hätten so kaum eine Chance zwischen Angeboten auszuwählen, oft genug endeten Ausschreibungen auch ohne Bewerbungen, berichtet der Planer aus seiner aktuellen Erfahrung.

Zeitdruck, weil bis Ende 2020 die Fördergelder für das Projekt abgerechnet sei müssen

Hinzu kommt im Falle des Kulturzentrums der Zeitdruck. Bis Ende 2020 muss alles fertiggestellt sein – inklusive der Außenanlagen. Denn auch bei diesem Projekt sind Fördergelder im Spiel, die müssen bis zu diesem Zeitpunkt abgerechnet sein.

Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BottropAm Ende stimmten alle Ausschussmitglieder einstimmig dafür, das Projekt weiter voranzutreiben. Allerdings hatten sie ja auch schon zuvor beim Kostenanstieg für das Museum ihren Unmut deutlich kundgetan. Dabei hatten sie vielfach auch die Mehrkosten für das Kulturzentrum mit kritisiert. Oberbürgermeister Bernd Tischler kündigte an, dass das Rechnungsprüfungsamt sich ebenfalls mit dem Thema befassen wird, genau wie mit dem Kostenanstieg beim Museum.

Das ist geplant

Auf dem Kulturhof entsteht derzeit ein komplett neuer Eingangsbereich für das Kulturzentrum sowie eine Fläche für Ausstellungen Bottroper Künstler. Außerdem wird der gesamte Hof neu gestaltet. Unter anderem deswegen wurde das Junge Museum dort abgebaut.

Die Höhe der Fördergelder, die für dieses Projekt fließen, sind jedoch abhängig von den ursprünglichen Kostenberechnungen. Für Mehrkosten fließen nicht auch mehr Fördergelder, stattdessen muss die Stadt einspringen.