Bottrop. Beim nunmehr dritten Social Day der Industrie helfen die Azubis in Einrichtungen, richten Außenanlagen her oder führen Experimente durch.

„Ich hoffe, dass ich heute etwas Gutes tun kann für die Kinder!“ Bünyamin Gürses macht eigentlich eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Seepex. Aber an diesem Freitagmorgen packt er nicht im Betrieb mit an, sondern im Caritas-Kinderdorf: Zusammen mit rund 20 weiteren Azubis will er am nunmehr 3. Social Day der Industrie in Bottrop Teile der Außenanlage auf Vordermann bringen.

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Social Day – sozialer Tag: Der bietet den jungen Leuten eine Möglichkeit, sich auf bislang unbekannten Terrain für andere zu engagieren und neue Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig profitieren die Einrichtungen. Herbert Jacobs, Haustechniker im Kinderdorf, hat für die Azubis von Seepex, Brabus und der RRK Wellpappenfabrik jedenfalls einige Projekte im Angebot. „Zwei Terrassen werden gemacht, eine Mauer neu verputzt, das Haus auf dem Spielplatz neu lasiert, der Pferdestall gestrichen“, zählt er am Morgen auf.

Lukas Machaczek (RRK Wellpappenfabrik) gehört zum Terrassen-Team, und er bringt schon positive Social-Day-Erfahrung mit: „Vergangenes Jahr waren wir im Seniorenheim. Da hat man gemerkt, dass die Hilfe gebraucht wird.“

Timo Theilen, angehender Chemikant von Arcelor Mittal, experimentiert mit Navina an der Schule am Tetraeder.
Timo Theilen, angehender Chemikant von Arcelor Mittal, experimentiert mit Navina an der Schule am Tetraeder. © WAZ Bottrop | Nina Stratmann

Zehn Einsatzorte in Bottrop

Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr mehr als 50 Azubis aus sieben Unternehmen am Social Day. So war auch der Nachwuchs von IBK Wiesehahn, Agathon und Mc-Bauchemie Müller in verschiedenen Projekten aktiv. Zehn Einsatzorte gab es in ganz Bottrop, auf dem Programm stand etwa auch die Unterstützung der Bottroper Tafel, Kinderbetreuung im offenen Ganztag von Konrad- und Richard-Wagner-Schule oder der barrierefreie Umbau eines Sinnesgartens an der Rheinbabenwerkstatt. Die Regenschauer am Freitag waren von den Veranstaltern allerdings so nicht vorgesehen. . .

Die machten den Förderschülern aus der Schule am Tetraeder allerdings wenig aus, denn die sozialen Azubi-Projekte an ihrer Einrichtung fanden drinnen statt. Für die älteren Schüler hatten angehende Chemikanten von Arcelor Mittal unter anderem ein Experiment zum Mitmachen aufgebaut. Timo Theilen, Azubi im zweiten Lehrjahr, erklärte den Versuchsaufbau, bei dem der Säurewert in einem fürs Düngen vorgesehenen Salz gemessen wird.

Gemeinsam einen schönen Tag erleben

„Ich hoffe zu sehen, wie die Kinder hier den Tag gestalten, dass wir zusammen einen schönen Tag erleben uns sie auch Einblicke bekommen, was wir machen“, hatte er zuvor gesagt. Navina aus der Oberstufe jedenfalls nutzte gerne – und als erste – die Gelegenheit, Schutzbrille und Handschuhe anzulegen und das chemische Experiment einmal selbst durchzuführen.

Wuseliger geht es derweil in der Unterstufe zu, wo unter anderem der Packmitteltechnologie-Azubi Hayri Sen (RRK) mit Acht- bis Elfjährigen aus Pappen Spielhäuser erstellte. Die Jungen und Mädchen tobten schon in den noch unbemalten Häuschen, dass die Wände wackelten – und auch dem Azubi war der Spaß an der Sache anzusehen.

Oberbürgermeister Bernd Tischler hatte die Azubis beim Auftakttreffen am Morgen in der Schule am Tetraeder, das Schüler der dortigen Berufspraxisstufe vorbereitet hatten, motiviert: „Sie zeigen nicht nur, dass die Industrie soziales Engagement an den Tag legt. Sondern Sie stärken auch die Gesellschaft, indem Sie Verantwortung übernehmen für andere Menschen.“

Kammerweite Aktionstage

Im gesamten IHK-Bezirk Nord Westfalen sind in diesen Tagen rund 500 Azubis aus 90 Betrieben an zwölf Orten bei einem Aktionstag aktiv. Das sagte der IHK-Regionalbeauftragte Markus Lübbering, bevor er für den Bottroper „Social Day“ den Startschuss gab: „Auf geht’s, packen wir es an.“

Der soziale Einsatz der Azubis könne auch dazu beitragen, das Image der Industrie in der Region zu verbessern. Denn der Beitrag der Industrie zur Wertschöpfung in der Region und ihre Anerkennung und Wertschätzung gingen auseinander, so Lübbering. Das will eine von der IHK koordinierte Akzeptanzinitiative ändern.