Bottrop. 115 Kinder besuchen die Förderschule für geistige Entwicklung. Auf dem Stundenplan steht die Vermittlung von Fertigkeiten für große Selbstständigkeit.
Wenn Schüler, Eltern, Lehrer und viele Gäste an einem Samstag in der Schule zusammen kommen, dann muss es schon einen guten Grund dafür geben -- beispielsweise ein Fest zu feiern. Und genau das macht die Schule am Tetraeder am Samstag, 19. September, sie feiert das 40-jährige Bestehen der Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Dazu lädt sie auch die Nachbar ein, Sponsoren und alle, die sich der Schule verbunden fühlen.
Es war vor 40 Jahren noch ein großer Schritt zur Gründung einer Schule für Menschen mit geistiger Behinderung, die damals noch Sonderschule hieß. Hervorgegangen ist sie aus einer von Eltern initiierten Tagesstätte. Denn 1975 gab es noch keine Schulpflicht für alle, „Bildungsfähigkeit“ war die Voraussetzung für den Schulbesuch, erst seit 1978 gilt die Schulpflicht tatsächlich für alle Kinder.
Pflegebedarf
Heute ist die Förderschule in der Welheimer Mark noch eine von drei in Bottrop, fünf mit unterschiedlichen Schwerpunkten gab es bis zur Einführung der Inklusion. „Ich sehe unsere Schüler aber nicht im Übergang in eine Regelschule“, erklärt Irmgard Bohrer, Leiterin der Schule am Tetraeder. Die Schülerschaft ist sehr unterschiedlich, manche haben Beeinträchtigungen im kognitive und motorischen Bereich, brauchen außerdem auch Pflege, andere sind kaum beeinträchtigt, benötigen aber einen besonderen Lernort.
Ganz anders als an Regelschulen ist die Arbeit an dieser Förderschule: „Wir vermitteln unseren Schülern lebenspraktische Fertigkeiten, wie Anziehen, Tisch decken oder hauswirtschaftliche Fähigkeiten.“ Die Schule erzieht die Kinder und trainiert mit ihnen auch soziale Umgangsformen. Oberstes Ziel ist es, die Schüler so selbstständig wie möglich zu machen. Aber: „Wir sind keine Monopolschule mehr“, sagt die Schulleiterin und letztlich entscheiden die Eltern, an welche Schule ihr Kind geht. „Wir müssen ein eigenes Profil entwickeln.“
Seit 1984 ist sie an der Schule, 1997 wurde sie Konrektorin und 2007 Schulleiterin. Derzeit hat die Schule am Tetraeder 115 Schüler in elf Klassen und 33 Lehrkräfte Zum Team gehören auch zwei Krankenschwestern, die sich um Schüler mit Pflegebedarf kümmern und Gesundheitserziehung leisten, einen Schulsozialarbeiter und neun Bundesfreiwillige.
Trainingswohnung
Wie anders das Lernen an der Schule am Tetraeder ist, zeigt die Tatsache, dass die Schule eine Trainingswohnung hat, in der die älteren Schüler das selbstständige Leben üben können. Sie lernen etwa ein Bett zu beziehen oder das Klo zu putzen, die Waschmaschine zu bedienen und auch, ihre Freizeit zu gestalten.
Die Schule hat einen gebundenen Ganztag und arbeitet mit Unterrichtsblöcken von zweimal 45 Minuten, danach gibt es jeweils Pausen, am Nachmittag gestaltete Freizeit. Der Tagesablauf ist strukturiert, es gibt Rituale und Aufgaben für alle im Klassenverbund. Die Schüler brauchen diesen festen Rahmen. Am Ende der Schulzeit durchlaufen alle die Berufspraxisklasse, in der die Stärken der Schüler geprüft werden. Es gibt Praktika, in den Bereichen Gartenarbeit, Lagerarbeit oder Hauswirtschaft.
Manchmal werden dabei aber auch Hoffnungen bei den Schülern erweckt, die sich am Ende nicht erfüllen lassen, erklärt Irmgard Bohrer. Denn: „Unsere Schüler bekommen selten bis nie eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Die meisten wechseln nach der Schule in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Inklusion endet immer noch an der Schultür.