Bottrop. 1919 erhielt die große Batenbrocker Kirche in Bottrop ihre Weihe. Das Jubiläum wird nun von September bis November groß gefeiert.

Feiern oder nicht, das war die Frage, die so manche in St. Joseph umtrieb, als es um die 100-Jahrfeier der Kirchweihe ging. Eine durchaus berechtigte Frage, steht doch seit dem Pfarrentwicklungsprozess (PEP) der Großpfarre und dem entscheidenden Votum fest: Die Pfarrkirche St. Joseph soll als Gottesdienstort geschlossen und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Details dazu stehen noch nicht fest. Sicher ist aber, dass der runde Jahrestag der Kirchweihe, die am 23./24. November 1919 stattfand, nun doch gefeiert wird. Und zwar mit einem großen und attraktiven Programm, dass nicht nur alle Altersgruppen der Pfarre einschließt, sondern in Teilen auch für viele Bottroper und Freunde von St. Joseph, auch von jenseits der Pfarrgrenzen, interessant sein dürfte.

„Das haben wir den letzte sechs Monaten sorgfältig geplant und wollen möglichste viele Menschen aus der Gemeinde und vor allem auch darüber hinaus ansprechen“, sagt Roberto Giavarra, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates.

Das dreitägige Gemeindefest läuft vom 6. bis 8. September

Blick ins Kirchenschiff von St. Joseph während eines Konzerts. Ins Auge sticht sofort des ebenso ungewöhnliche wie spektakuläre Gewölbe dieser Franke-Kirche.
Blick ins Kirchenschiff von St. Joseph während eines Konzerts. Ins Auge sticht sofort des ebenso ungewöhnliche wie spektakuläre Gewölbe dieser Franke-Kirche. © WAZ FotoPool | Olaf Fuhrmann

Nach einem musikalischen Auftakt am letzten Sonntag, mit dem die Konzertreihe „...& Orgel“ ihre 20. Auflage einläutete, steht das dreitägige Gemeindefest vom 6. bis 8. September „Wir feiern dem Jupp sein 100.“ als große Veranstaltung an. Nach dem Bier-und-Bratwurst-Auftakt am Freitagabend ab 18 Uhr steigt am Samstag ab 15 Uhr ein buntes Programm, bei dem auch bekannte Bands wie die Formation um Jürgen Pluta, das Duo Bege, Jumble oder „the kEschers“ aus dem fränkischen Thalmässing erwartet werden. Der Sonntag beginnt - natürlich - mit einem Festamt um 10 Uhr in der Kirche unter Mitwirkung der Chorgemeinschaft St. Joseph und St. Peter, bevor dann der Förderverein zum bunten Familienfest rund um den markanten Batenbrocker Kirchturm einlädt.

Zur Jahrhundertwende herrschte in Bottrop eine Aufbruchsstimmung

Für Pfarrer Martin Cudak und Verwaltungsleiter Klaus Wehrhöfer ist es aber auch wichtig, die Geschichte der Gemeinde, die bis dahin Teil der seit dem Mittelalter bestehenden Cyriakuspfarre war, und des kunstgeschichtlich interessanten Kirchenbaus selbst zu beleuchten. „Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herrschte hier eine unglaubliche Aufbruchsstimmung, der Bergbau boomte und auch die Kirche war eine regelrechte Volksbewegung“, so Klaus Wehrhöfer. Die Vereine wuchsen rasant. In jedem Bezirk strömten die Menschen zu Tausenden in die Gottesdienste, die wenigen Kirchen konnte die Massen nicht aufnehmen, Messen wurden in Schulen oder Wirtshaussälen gefeiert. Als man St. Joseph plante, waren die nächstgelegenen Kirchen St. Cyriakus, Herz Jesu, St. Johannes in der Boy oder die wenige Jahre zuvor eröffnete große Liebfrauenkirche auf dem Eigen, die heute - laut PEP - ebenfalls als Gottesdienstort zur Disposition steht.

Vorträge stellen die geschichtlichen Aspekte in den Vordergrund

Dieser Entwurf des Architekten Josef Franke zeigt den ursprünglichen Plan für St. Joseph. Der Turm fiel später kleiner aus.
Dieser Entwurf des Architekten Josef Franke zeigt den ursprünglichen Plan für St. Joseph. Der Turm fiel später kleiner aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Diese geschichtlichen Aspekte stellen drei Vorträge in den Mittelpunkt. Am 12. September geht es mit der Historikerin Dr. Daniela Misliwietz-Fleiß um „St. Joesph und seine Geschichte“. Am 10. Oktober legt Heimatforscher Josef Bucksteeg den Schwerpunkt auf „100 Jahre Katholizismus in Bottrop“. Der prägte die Stadt, nicht nur durch die zahleichen polnischen Arbeiter, sondern auch die überwiegend katholische Stammbevölkerung, wie nur wenige andere Industriestädte. Noch bis in die 1980er Jahre war Bottrop die deutsche Großstadt mit dem höchsten Katholikenanteil. Der lag mit deutlich über 70 Prozent über dem von Köln oder München. Den Abschluss der Reihe bildet eine Veranstaltung mit dem Architekten und Stadtplaner Thomas Franke am 6. November. Dann stellt der Enkel des Architekten Josef Franke, der allein für Bottrop fünf Kirchen, darunter St. Joseph, entwarf, das Lebenswerk seines Großvaters vor. Fast alle noch erhaltenen Großbauten und Kirchen des Gelsenkirchener Architekten, aber auch viele Privathäuser, stehen heute unter Denkmalschutz. Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr im Pfarrsaal.

Chöre treten auf, Mitmach-Konzert für Kinder und ein Seniorentag

Weitere Veranstaltungen und Gottesdienste, die auch für die gesamte Großpfarrei geplant wurden, sind der große Erntedankgottesdienst am 29. September um 10 Uhr vor St. Joseph mit allen Chören der Pfarrei und anschließendem Erntedankfest. Für Kinder gibt es ein großes Mitmach-Konzert „Ingas Garten“ mit Liedermacher Heiko Fänger am 6. Oktober um 15 Uhr. Am 16. Oktober beginnt ebenfalls um 15 Uhr in der Kirche ein Seniorentag mit Spiel und Gesang und einem Besuch von Maja und Werner Bartelt-Brüggemeier, dem früheren Figurentheater-Duo „Sonstwo“.

Pontifikalamt zum Weihetag

Zum eigentlichen Weihetag zelebriert der Essener Weihbischof Ludger Schepers am 24. November um 10 Uhr in St. Joseph ein feierliches Pontifikalamt. Chor und Projektchor führen dabei mit Orchester die „Missa brevis“ von Jacob de Haan auf. Anschließend kann die Ausstellung „100 Jahre St. Joseph“ besichtigt werden. ehr Infos gibt es auf: www.st.joseph-bottrop.de