Bottrop. . Der Priester setzte sich für die Polen im Revier ein. Er wurde von den Nazis verhaftet, starb 1942 im KZ. Seine letzte Stelle war in Bottrop.

Der Priester Bernhard Poether, der von 1936 bis 1939 als Kaplan in der Gemeinde Herz Jesu in Gladbeck und zuletzt in St. Joseph in Batenbrock wirkte, soll selig gesprochen werden.

Dieses Anliegen haben jetzt Christen aus Hiltrup, wo Poether aufwuchs, mit 1500 Unterstützerunterschriften an den Bischof von Münster, Felix Genn, heran getragen. „Wir freuen uns über dieses Vorhaben“, sagt Propst André Müller von St. Lamberti in Gladbeck. „Wenn das offizielle kirchenrechtliche Verfahren eingeleitet wird und wir es unterstützen können, dann werden wir das gerne tun.“

Stolperstein im Flaßviertel erinnert an Bernhard Poether.
Stolperstein im Flaßviertel erinnert an Bernhard Poether. © Birgit Schweizer

Genn, der vor Münster sechs Jahre Bischof von Essen war, muss nun prüfen, ob zunächst ein Diözesanverfahren zur Seligsprechung Bernhard Poethers eröffnet wird.

Diesem würde sich dann ein weiteres Verfahren in Rom anschließen. In diesem strikt formalisierten Vorgehen geht es vor allem um Prüfung und Auswertung von Aussagen von Zeitzeugen oder Verwandten gehen, die das Wirken von Bernhard Poether bekunden können.

Dass der Geistliche unerschrocken für seinen Glauben und seine Gemeinde einstand, ist bereits unzweifelhaft durch sein seelsorgerisches Wirken in der Emscher-Lippe-Region zurzeit des nationalsozialistischen Regimes belegt.

Gedenkorte gibt es auch in Bottrop

Poether hatte nach dem Abitur den Wunsch, als Missionar nach Russland zu gehen, so dass er sich erste Sprachkenntnisse in Russisch und Polnisch aneignete. Nach dem Theologiestudium und der Priesterweihe 1932 war sein erster Einsatzort zunächst Südkirchen als Pfarrverweser, bevor er 1933 in Gelsenkirchen-Buer seine erste Stelle als Kaplan antrat, von der er sich schon ein Jahr später beurlauben ließ, um im polnischen Krakau seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Ab 1935 arbeitete er im Dorf Ciecina als Vikar.

Im Juli 1936 wurde Poether zurückberufen, um in der Gladbecker Herz-Jesu-Gemeinde die Aufgabe als Kaplan zu übernehmen. In selber Funktion wechselte er dann im April 1939 in die Bottroper St. Joseph-Gemeinde. Dort, wie zuvor in Gladbeck, widmete sich Poether besonders den Sorgen und Bedürfnissen polnischer Familien, zumeist aus Oberschlesien, die damals zu Tausenden im Revier-Bergbau arbeiteten.

Ende September 1939 wurde er von der Gestapo verhaftet

Als nach dem Einmarsch der Nazis in Polen massive antipolnische Kampagnen in Deutschland stattfanden und Gemeindemitglieder verhaftet wurden, setzte sich Poether vorbehaltlos für deren Freilassung ein. Ende September 1939 wurde er selbst von der Gestapo verhaftet, aufgrund seines Engagements für die „Polenseelsorge“ und seiner kritischen Äußerungen zur NS-Politik.

Nach Haft im Bottroper Polizeigefängnis wurde Poether im März 1940 zunächst ins KZ Sachsenhausen überstellt, wo er einjährige Einzelhaft ohne Ausgang und Lektüre sowie brutale Quälereien durchleiden musste. Im Frühjahr 1941 wurden die Priester aus allen Konzentrationslagern ins KZ Dachau verlegt.

Die Lagerleitung attestierte „Herzschwäche“

Geschwächt durch weitere Schikanen, starb Bernhard Poether dort am Morgen des 5. August 1942. Die Lagerleitung attestierte lapidar „Herzschwäche“. In Zweckel erinnert vor der Herz-Jesu-Kirche ein Gedenkstein an den Priester und sein Martyrium, in Bottrop ein Stolperstein, der Bernhard-Poether-Weg und das Bernhard-Poether-Haus bei St. Joseph.