Bottrop. . Stadt stockt Ingenieure im Tiefbauamt auf. So sollen Sanierungen aus eigenen Mitteln nicht hintenüber fallen. Denn geförderte Arbeiten gehen vor.

„Wir planen nur noch auf Zuruf.“ Mit dieser etwas flapsigen Bemerkung reagierte Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, gegenüber den Bezirksvertretern in Mitte auf Fragen zu weiteren Straßenerneuerungen aus Ausbauprojekten.

Hochbau soll ebenfalls profitieren

Den gleichen Weg geht Klaus Müller auch im Fachbereich Gebäudewirtschaft. Auch dort würden Stellen ausgeschrieben, zudem würden Verträge verlängert oder auch entfristet, so der Baudezernent.

Eine zusätzliche Stelle soll dann auch geschaffen werden allein für die Betreuung externer Vergaben. So entsteht eine Anlaufstelle für die Planungsbüros, die im Auftrag der Stadt an Projekten arbeiten.

Aufgrund der Empörung in dem Gremium ruderte er zurück, erläuterte die Aussage. Denn dahinter steht durchaus ein Problem – das die Verwaltung nun angehen wird, indem sie vier neue Ingenieure für den Bereich Tiefbau einstellen wird. Denn in dem Fachbereich fehlen schlicht Planer, die knapp 13 Stellen, die es für diese Abteilung gibt, reichten nicht aus für alle Vorhaben, so Wilken.

Drei weitere Stellen werden jetzt ausgeschrieben

In den nächsten Wochen beginnt die erste neue Mitarbeiterin, drei weitere sollen folgen, die Stellen werden in Kürz ausgeschrieben. Auslöser für Wilkens Bemerkung war die Planung für den Ausbau der Rheinbabenstraße. Die ist ins Stocken geraten. Kurzfristig will die Stadt hier auf einer Bürgerversammlung die neuen Pläne vorstellen. Das Problem: Die genaue Ausarbeitung der Pläne im Anschluss an die Versammlung hätte sich dann wieder verzögert, weil es an Personal mangelt. Und da kommt die weitere Schwierigkeit: Die Stadt erneuert die Rheinbabenstraße wie auch die Schneider- und die Hackfurthstraße aus eigenen Mitteln, setzt also eigenes Geld ein.

Das ist aber nicht bei allen Projekten so. Die Radroute Radquadrat etwa oder die Erneuerung der Friedrich-Ebert-Straße wird aus Fördermitteln bezahlt. Die müssen bis zu einem bestimmten Termin abgerufen werden, sonst verliert die Stadt das Geld. Heißt im Klartext: Die Planungen dafür haben dann Priorität. Schütten also Bund und Land Gelder aus, die die Städte verbauen können, rutschen meist eigene Projekte nach hinten. Und sich dann auf dem Markt Planer einzukaufen, also freie Büros zu beauftragen, ist nicht so einfach, denn wenn solche Mittel fließen, suchen alle Städte gleichzeitig Planer. Und auch in solchen Fällen verblieben immer noch genügend Aufgaben bei der Verwaltung, Baudezernent Klaus Müller beziffert den Anteil auf 40 Prozent.

Politik setzt Prioritäten, doch es gibt auch Pflichten

Selbstverständlich setze die Politik die Prioritäten, betont Müller, doch es gebe eben auch Pflichtaufgaben, wie das Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt für die Erneuerung und Sanierung der Kanalisation. „Da achtet die Bezirksregierung darauf, dass wir Fristen einhalten, einiges hängt ja auch an der Renaturierung der Emscher“, erläutert er die Zwänge.

Die zusätzlichen Stellen sollen nun dafür sorgen, dass Projekte aus eigenen Mitteln nicht mehr ständig nach hinten rutschen, sagt Müller. Gemeinsam mit dem Fachbereich Personal habe man sich angeschaut, welche Projekte bereits im Haushalt stehen, sprich für welche bereits Geld da ist und welche in der mittelfristigen Finanzplanung stehen. Das habe man dann abgeglichen mit der Honorarordnung der Architektenkammer und dann einen Personalschlüssel errechnet. „So kamen wir dann auf die vier zusätzlichen Stellen.“

Müller sieht kein Risiko

Und weil sie unbefristet ausgeschrieben sind, würden sich auch fähige Leute bewerben, berichtet Müller. Denn die Stadt konkurriert hier mit Unternehmen aus der freien Wirtschaft, die Ingenieure in der Regel besser bezahlen. Ein Risiko sieht Müller bei den unbefristeten Stellen nicht, es sei absehbar, dass die Leute gebraucht werden und in einigen Jahren gingen auch Mitarbeiter in den Ruhestand, „da wird man dann sehen, ob die Stellen dann wieder besetzt werden“.

Wilken hofft, bei der Bürgerversammlung sagen zu können, wann es an der Rheinbabenstraße endlich losgeht. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe es jedoch so aus, dass es erst im nächsten Jahr so weit ist.