Bottrop. Die Radwegmisere räumt die Stadt sogar schriftlich ein. Sie kündigt an, sich mehr darum zu kümmern. Die SPD wünscht eine App für Bürgerhinweise.

Um Fahrradwege, Radfahrschutzstreifen und Fahrradstraßen in Bottrop steht es offensichtlich nicht besonders gut. Das haben die Verkehrsexperten des Rates von der Verwaltung schriftlich. So setzte das Tiefbauressort der Stadt die Mitglieder des Verkehrsausschusses darüber in Kenntnis, „dass die Radverkehrsanlagen in Bottrop zum Teil in keinem guten Zustand sind“. Gezeichnet ist die Vorlage vom Technischen Beigeordneten Klaus Müller. Er sagte zu, dass sich die Tiefbauer der Stadt stärker auch um Schäden an den Radwegen kümmern werden.

Ausgangspunkt war der Wunsch der SPD nach einer Handy-App, mit der die Bürger Schäden oder Missstände vor allem an Radwegen, aber auch anderen Stellen schnell mitteilen können. Die Meldungen sollen nicht nur an die Stadtverwaltung gehen, auch Ratsmitglieder oder Bezirksvertreter möchten davon wissen. „Wenn die Bürger uns sagen, wo etwas nicht gut läuft, können sich auch die Ratsleute und Bezirksvertreter einschalten. Das hilft ja vielleicht, dass die Mängel auch schneller wieder beseitigt werden, wenn sich Bürgervertreter ebenfalls darum kümmern und am Ball bleiben“, sagte SPD-Ratsvertreter Rüdiger Lehr bei einem Besuch in der WAZ-Redaktion.

Beim Stadtradeln gaben Bürger viele Hinweise

Vorbild ist die kostenlose App „RADar“ mit der Radfahrer in Bottrop zuletzt wieder während der Stadtradeln-Aktion Probleme schildern konnten. Wie Verkehrsausschussvorsitzender Rüdiger Lehr würde auch SPD-Verkehrssprecher Franz Ochmann den auf die drei Stadtradeln-Wochen begrenzten Bürgerservice auf das ganze Jahr ausweiten. „Ob das nun eine App wird oder eine Internetseite, wichtig ist, dass die Bürger sagen können, wo etwas im Argen liegt“, erklärte der Ratsherr. Mit der App RADar beklagten sich einige Radfahrer etwa, dass Wartende an einer Bushaltestelle am Südring auf den Radweg stehen und diesen versperren. Das ist nur ein Beispiel für viele kritische Meldungen. Als SPD-Ratsherr Lehr die Stadtradeln-App auf seinem Smartphone öffnete, waren fast alle markierten Orte rot gekennzeichnet. Das signalisierte, dass der Mangel, über den sich Bürger beschwerten, noch nicht behoben ist. „Es passiert viel“, erklärte der SPD-Vertreter, nämlich an Bürgerhinweisen. „Aber wenig an Reaktion“, bedauert er.

Kein schöner Anblick, findet Linken-Vertreter Dieter Polz: das Ende des Fahrradweges an der Stenkhoffstraße mit dem umrankten Hinweisschild für Fußgänger.
Kein schöner Anblick, findet Linken-Vertreter Dieter Polz: das Ende des Fahrradweges an der Stenkhoffstraße mit dem umrankten Hinweisschild für Fußgänger. © Dieter Polz

Das bestätigt quasi auch die Stadtverwaltung, legt aber die Gründe dafür dar: Allein während der dreiwöchigen Stadtradeln-Aktion erhalte die Verwaltung regelmäßig zwischen 150 und 200 Schadensmeldungen über die RADar-App. „Wir finden diesen Service gut“, betont Tiefbau-Ressortchef Heribert Wilken ausdrücklich. Er rät aber dazu, dass die Erwartungen, die mit einer solchen App bei Bürgern geweckt werden, auch zu erfüllen.

Für die bessere Pflege braucht die Stadt mehr Personal

„Die Radfahrer wollen ja sofort eine Reaktion auf ihre Meldungen und hoffen, dass Störungen und Schäden schnell beseitigt werden“, sagte Wilken. Wegen der Vielzahl der Meldungen sei das derzeit aber gar nicht möglich. Allein um die Meldungen in den Stadtradeln-Wochen abzuarbeiten, brauche das Tiefbauamt jedes Mal bis zu einem Jahr Zeit, legt die Verwaltung dar. Hinzu kommen auch noch Hinweise auf Straßenschäden, die die Bürger über das Internetformular der Stadt weitergeben. Gut 370 solcher Meldungen - im Schnitt also mehr als 50 in jedem Monat - gingen bis in den Juli hinein beim Tiefbauamt ein, und die städtischen Straßenbegeher schauen sich ja auch noch um.

Meldestelle für Straßenschäden

Die Verwaltung weist darauf hin, dass es seit fünf Jahren im Tiefbauressort eine Service-Stelle gibt, der Anwohner vom Schlagloch über verstopfte Gulli und dunkle Straßenlaternen bis hin zu beschädigten Radwegen berichten können. Mehr als 50 Meldungen pro Monat gingen in der ersten Jahreshälfte im Durchschnitt ein.

Das Service-Formular auf der Homepage sei auch über mobile Geräte nutzbar. Es ist zu finden unter: www.bottrop.de/strassenschaeden. Telefonisch ist die Service-Stelle erreichbar unter der Rufnummer 70-5050.

Die vielen Hinweise in einem so kurzen Zeitraum zeigen aber auch, dass viele Fahrradfahrer mit den Radwegen in Bottrop nicht zufrieden sind. „Wir kommen unserer Verkehrssicherungspflicht immer nach“, betont der Tiefbau-Leiter. Selbstverständlich müssten auch Radwege sicher sein. „Darum kümmern wir uns sofort“, betonte Wilken. Manchmal gehe es aber auch um Unkraut auf den Wegen oder andere optische Störungen. Dafür bleibe mehr Zeit. Generell aber meint die Ressortleiter: „Nichts wäre schlimmer, wenn den Hinweisen der Bürger nicht nachgegangen würde“. Fraglos wolle die Verwaltung ihr Augenmerk stärker auf die Unterhaltung und Pflege von Radwegen und Fahrradstraßen legen, hob auch Beigeordneter Klaus Müller bereits hervor, doch dazu brauche sie dann mehr Mitarbeiter. Er schlug daher vor, die gewünschte App frei zu schalten, sobald auch genug Personal dafür da sei.