Bottrop. Die in Welheim abgewiesenen Bottroper Kinder werden die Janusz-Korczak-Gesamtschule besuchen. Die FDP ruft zur Rettung der Hauptschule auf.

Die Bottroper Kinder, die im kommenden Schuljahr in die fünfte Klasse der Hauptschule Welheim wechseln wollten, haben eine andere Schule gefunden. „Alle haben sich an der Janusz-Korczak-Gesamtschule angemeldet, und alle sind auch aufgenommen worden“, sagte Karl Trimborn, Leiter des städtischen Fachbereiches für Schule und Jugend. Die Hauptschule durfte die bei ihr angemeldeten Schüler nicht aufnehmen. Die Schulbehörden lehnten dies ab, weil es insgesamt zu wenige Anmeldungen in Welheim gab. „Kein Kind leidet darunter“, versicherte Trimborn. Derweil ruft die FDP zur Rettung der letzten Bottroper Hauptschule auf.

Für das kommende Schuljahr hatten nach Auskunft der Stadt die Eltern insgesamt neun Kinder an der letzten Bottroper Hauptschule angemeldet. Davon sollten sechs Bottroper Kinder die fünfte Klasse besuchen. Damit die Hauptschule eine neue Eingangsklasse hätte bilden dürfen, hätten die Eltern dort insgesamt aber mindestens 18 Kinder für das kommende Schuljahr anmelden müssen. Eine Konferenz, in der Vertreter der Bezirksregierung, des Schulamtes und der Stadt an einem Tisch sitzen, hatte sich daher gegen die Bildung einer neuen Eingangsklasse an der Hauptschule im kommenden Schuljahr ausgesprochen.

SPD und Liberale streiten sich über die Folgen des Erlasses

Der Streit zwischen FDP und SPD über die zusätzliche Aufnahme von Kindern mit Unterstützungsbedarf an der Hauptschule, um die Anmeldezahlen zu erhöhen, geht an der realen Situation vorbei. Hatte FDP-Vorsitzender Andreas Mersch darüber geklagt, dass die SPD im Land systematisch auf das Aus der Hauptschulen hingearbeitet habe, sieht die Bottroper SPD die Schuld für das absehbare Ende der Hauptschule bei Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

Diese habe schließlich den Erlass zur Bildung von Schwerpunktschulen für Kinder mit Unterstützungsbedarf zu verantworten. „Dabei ist es jedoch dem Erlass nach Sache des Schulträgers vor Ort, also der Stadt und der Bezirksregierung, zu entscheiden, welche Schule Schwerpunktschule ist“, wirft nun Mersch wiederum der SPD ein falsches Spiel vor. Verwaltung und Bezirksregierung, nicht die Ministerin, hätten sich Anfang des Jahres gegen die Hauptschule Welheim als Schwerpunktschule entschieden, bedauert der Liberale.

Hinter den Tricksereien mit Zahlen stehen kleine Menschen

Elke Rosner, Leiterin der Hauptschule Welheim, (l.) informierte Eltern darüber, dass ihre Kinder nicht aufgenommen werden können.
Elke Rosner, Leiterin der Hauptschule Welheim, (l.) informierte Eltern darüber, dass ihre Kinder nicht aufgenommen werden können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Theoretisch hätte die Hauptschule Welheim für das kommenden Schuljahr allerdings ohnehin höchstens fünf weitere Kinder mit Unterstützungsbedarf aufnehmen können. Die erforderlichen 18 Anmeldungen wären inklusive der neun angemeldeten Kinder also nicht erreicht worden. Hätte die Hauptschule also nicht auch noch mindestens vier Flüchtlingskinder aufnehmen können, die die deutsche Sprache ja noch kaum beherrschen können? Wie sinnvoll aber wäre das pädagogisch gewesen: neun angemeldete Kinder und eine insgesamt ebenso große Anzahl von Kindern mit Unterstützungsbedarf?

Das Bedauern an der Hauptschule Welheim ist noch immer groß, dass die Stadt sie gar nicht erst zum Wettbewerb um die Bildung von besser ausgestatteten Talentschulen geschickt hatte. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Bildungschancen der Kinder an Schulen mit einem hohen Anteil von benachteiligten Schülern zu verbessern. Die Strategie des Schulressorts ging allerdings voll auf: So ernannte das Land neben der Janusz-Korczak-Gesamtschule auch das Berufskolleg zur Talentschule - also beide aus Bottrop vorgeschlagenen Schulen.

FDP will die Hauptschule zu einer Talentschule machen

Pläne sahen Zweig einer Sekundarschule vor

Über die Zukunft der Bottroper Schulen beraten Vertreter der Ratsparteien derzeit hinter verschlossenen Türen. Im gültigen Schulentwicklungsplan. Danach bestand die Absicht, in der Innenstadt eine fünfzügige Sekundarschule zu gründen.

Die Hauptschule Welheim sollte danach ein Teilstandort dieser Sekundarschule mit zwei Zügen werden. Verwirklicht wurde das bis heute aber nicht. Im Herbst wollen sich die Parteien öffentlich zu ihren Schulplänen äußern.

Auch jetzt wieder ruft FDP-Chef Andreas Mersch die SPD dazu auf: „Lassen Sie uns gemeinsam die Attraktivität der Schule steigern und die Hauptschule in Welheim in der nächsten Runde doch noch zur Talentschule machen“. Den Liberalen gehe es um den Erhalt des Schulstandortes in Welheim und um den Erhalt des Hauptschulganges, betonte er. Dass er auf Skepsis stoßen wird, ist zu erwarten: Soll die Stadt ernsthaft eine Schule zu dem Talentschulversuch anmelden, in die immer weniger Eltern ihre Kinder schicken?

Eine Zukunft hätte die Hauptschule als Auffangstation für jene Schüler, die an anderen Schulen nicht klar kommen. Schließlich wechseln zig Kinder jedes Jahr in die siebten Klassen der Welheimer Schule. Doch dass müsste die FDP erst einmal hinbekommen: einer Hauptschule mit Eingangsklasse 7 die Existenz zu ermöglichen.