Bottrop. Bottrops letzte Hauptschule in Welheim steht vor dem Aus. Das wirft bei der SPD die Frage auf: Welche Schule nimmt künftig die Schulwechsler auf?

Die SPD im Rat bedauert, dass die Hauptschule Welheim keine neuen Eingangsklassen bilden darf. „Die Arbeit der Hauptschule findet großes Lob und Anerkennung bei der SPD. Die Lehrerinnen und Lehrer haben es geschafft, sich den Schülerinnen und Schülern anzunehmen, sie individuell zu fördern und viele zu einem Schulabschluss zu führen“, betonte SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz. Dies gelte vor allem für jene Schüler, die in den Jahrgängen 7 bis 9 an die Hauptschule wechselten, weil sie an andern Schulen nicht zurecht kamen.

Da das Aus für die letzte Hauptschule in Bottrop absehbar wird, muss die Stadt nun aber das Problem lösen, wohin mit den Schulwechslern. „Wir arbeiten daran“, sagte SPD-Fraktions-Vize Matthias Buschfeld. Die Nachbarstadt Oberhausen hat das nach hitzigen Debatten schon hinter sich. Nach dem Aus der Hauptschulen in Oberhausen wiesen dort die Leiter der Gesamtschulen darauf hin, dass in ihren Schulen keine Plätze für Schulwechsler frei seien. Denn ein traditionelles Sitzenbleiben gebe an Gesamtschulen nicht. Leistungsschwache Schüler bleiben in ihren Klassen. Der Rat der Nachbarstadt hatte daher trotz heftiger Gegenwehr beschlossen, dass alle Realschulen einen Hauptschulbildungsgang einrichten müssen.

Keine Ausnahmeregelung mehr für die Hauptschule Welheim

Schulleiterin Elke Rosner und Konrektorin Christine Bernsdorf  (von links) informieren Eltern, dass sie im kommenden Schuljahr keine Fünfklässler mehr aufnehmen können.
Schulleiterin Elke Rosner und Konrektorin Christine Bernsdorf (von links) informieren Eltern, dass sie im kommenden Schuljahr keine Fünfklässler mehr aufnehmen können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass die letzte Bottroper Hauptschule nicht mehr die nötigen Mindestschülerzahlen für fünfte Klassen erreicht, ist keine neue Entwicklung. Das gelingt ihr seit Jahren nicht mehr. Anders als bisher hat die Bezirksregierung für das kommende Schuljahr aber keine Ausnahmeregelung getroffen, die den Fortbestand der Schule ermöglicht hatte. Die Verantwortung dafür sieht die SPD bei Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Denn die Entscheidung, der Hauptschule keine Inklusionsschüler mehr zuzuweisen, habe ja die Landesregierung getroffen.

Bottrops letzte Hauptschule

Die Hauptschule Welheim besuchen zurzeit insgesamt 266 Schüler. Allein im Schuljahr 2018/2019 gab es 73 Zugänge in die Jahrgänge 6 bis 9. Die Kinder waren von anderen weiterführenden Schulen an die Hauptschule gewechselt, weil sie an ihren alten Schulen Probleme hatten. Selbst von der Sekundarschule in Kirchhellen seien Kinder an die Hauptschule gewechselt, heißt es in Welheim.

Die Welheimer Schule ist die letzte Hauptschule in Bottrop. Die Kirchhellener Hauptschule hat nur noch einen Jahrgang und läuft zum Ende des nächsten Schuljahrs aus.

Mit dem Beschluss, Schwerpunktschulen für Inklusion zu bilden, sei der Bottroper Hauptschule die Existenzgrundlage genommen worden, kritisiert die Bottroper SPD. Auch Schulleiterin Elke Rosner hatte in einem WAZ-Gespräch betont, dass die Anmeldezahlen gemeinsam mit Inklusionsschülern und Flüchtlingskindern zur Bildung einer neuen Eingangsklasse ausgereicht hätten.

SPD sieht Verantwortung bei FDP-Schulministerin

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„Wir haben eine FDP-Schulministerin im Land, und die SPD soll schuld sein an der Weigerung der Bezirksregierung, eine Eingangsklasse zu bilden?“, weist SPD-Schulsprecherin Renate Palberg daher die Kritik der FDP empört zurück. FDP-Chef Andreas Mersch hatte der SPD im Land vorgeworfen, systematisch auf das Aus der Hauptschulen hingearbeitet zu haben. „Und leider haben sie in der Bezirksregierung und in Bottrop auch entsprechende Unterstützer dafür gefunden“, so der Liberale. SPD-Landtagsabgeordneter Göddertz forderte Mersch dagegen auf, besser die FDP-Ministerin Gebauer in die Pflicht zu nehmen.

Die Hauptschule Welheim leiste hervorragende Arbeit, betonte SPD-Sprecherin Renate Palberg. „Die geringen Anmeldezahlen für die Schule sprechen aber eine deutliche Sprache, trotz der guten Arbeit, die die Lehrerinnen und Lehrer seit vielen Jahren leisten“, stellte die Ratsfrau fest. „Die Eltern entscheiden, auf welche Schulform sie ihre Kinder schicken, nicht die Politik“, sagte sie.