Bottrop. Auf dem Gelände der Bottroper Kokerei will der Kraftwerksbetreiber Steag gemeinsam mit Arcelor Mittal ein neues Kokereigaskraftwerk bauen.

Der Essener Energiekonzern Steag und der Kokereibetreiber Arcelor Mittal wollen gemeinsam ein neues Kokereigaskraftwerk auf dem Gelände der Bottroper Kokerei an der Prosperstraße bauen. Das Volumen der Investition soll um die 100 Millionen Euro liegen. Das neue Kraftwerk soll 2023 in Betrieb gehen.

In dem neuen Grundlastkraftwerk wollen Steag und Arcelor Mittal rund 110 Megawatt Strom erzeugen, der in das öffentliche Netz eingespeist werden soll. Dazu Fernwärme für die Fernwärmeschiene Ruhr, die am Standort des Kraftwerks entlangläuft, und Dampf, den die Kokerei benötigt.

Projektleiter Dirk Schettler bei der Vorstellung des geplanten Kokereigaskraftwerkes.
Projektleiter Dirk Schettler bei der Vorstellung des geplanten Kokereigaskraftwerkes. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, nach dem Steag auch schon an vielen alten Zechenstandorten Grubengas verwertet. Wegen seiner hohen Effizienz von rund 80 Prozent sei das neue Kraftwerk besonders klimafreundlich, sagt Steag-Sprecher Florian Adamek.

Für Bau und Betrieb werden die beiden Unternehmen die gemeinsame Gesellschaft „Gemeinschaftskraftwerk Bottrop“ mit Sitz in Bottrop gründen. Adamek schätzt, dass dort 30 Industriearbeitsplätze entstehen werden.

„Steinkohlekraftwerk ist Auslaufmodell“

Die Entscheidung für die Investition in das neue Kraftwerk ist für die Steag Teil der neuen Unternehmensstrategie. „Das Steinkohlekraftwerk ist ein Auslaufmodell“, sagt Adamek. Gleichzeitig mit der Umstellung auf neue Energien müsse die Energiewirtschaft aber die Frage beantworten, wie künftig die Grundversorgung mit Energie sicher gestellt werden soll, weil Wind und Sonne zum Beispiel nicht dauerhaft und verlässlich Energie liefern. Eine Antwort darauf ist das neue Kokereigaskraftwerk.

Das Kokereigas steht rund um die Uhr zur Verfügung, also kann das neue Kraftwerk der beiden Unternehmen konstant Energie erzeugen. Projektleiter Dirk Schettler weist darauf hin, dass die technischen Details erst im Sommer ausgefeilt sein werden: „Wir sind noch in einem frühen Planungsstadium.“ Mit dieser Einschränkung rechnet er vor: Die Leistung, die ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird, reicht aus für die Versorgung von 200.000 Haushalten mit Strom fürs ganze Jahr.

Kraftwerk löst alte Dampferzeuger ab

Gleichzeitig wird genug Fernwärme ins Bottroper Verteilnetz eingeleitet, um rechnerisch rund 3000 Haushalte mit Heizenergie und warmem Wasser zu versorgen. Zum dritten löst der Prozessdampf auf der Kokerei die alten Dampferzeuger ab. Adamek: „Mit diesen Bausteinen leistet das geplante Kraftwerk einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Deutschland und ist ein wichtiger Beitrag zur Modernisierung des Kokereistandortes.“ Deshalb haben Schettler und Adamek das Projekt gestern auch im Rathaus vorgestellt, als der Gesundheits- und der Umweltausschuss über den Kokereistandort und die Schadstoffbelastungen im Umfeld diskutierten.

Bau auf der Fläche der RAG-Zentralwerkstatt

Das neue Kraftwerk entsteht auf der Fläche der ehemaligen Zentralwerkstatt und wird sich städtebaulich einfügen in die bestehende Industriekulisse. Schettler: „Das wird eine sehr kompakte Anlage auf einer Grundfläche von zwei Fußballfeldern, also rund 15.000 Quadratmetern. Der Schornstein wird 94 Meter hoch.“

Der Energiekonzern Steag wird die Projektgesellschaft mit Sitz in Bottrop zunächst allein gründen. Bis Jahresende wird sich Arcelor Mittal mit 50 Prozent beteiligen. Technisch wird die Steag das Kraftwerk betreuen, sagt Adamek: „Wir bringen die Kompetenz in der Betriebsführerschaft ein in die neue Gesellschaft.“