Bottrop. . Einige Blutdrucksenker, Schmerzmittel und Augentropfen sind momentan nicht lieferbar. Apotheker Florian Mies warnt vor Gefahren für Patienten.
Es sind ausgerechnet die Sartane, Blutdrucksenker also, die bei Florian Mies, Apotheker in Bottrop und Vorsitzender der Bezirksgruppe Bottrop des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), vor Ärger die Adern schwellen lassen. Denn insbesondere diese Wirkstoffe, mit denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen behandelt werden, sind derzeit von Lieferengpässen betroffen.
Aber nicht nur die Sartane fehlen in den Apotheken, sondern auch Schmerzmittel wie Ibuprofen in höherer Dosierung und mit Langzeitwirkung, Tropfen gegen erhöhten Augeninnendruck, Antidepressiva und Mittel gegen Epilepsie, so Mies. Die Liste, in der das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aktuelle Lieferengpässe führt, ist derzeit rund 200 Zeilen lang. In den meisten Fällen können die Lieferengpässe durch andere Präparate überbrückt werden.
Spardruck im Gesundheitswesen
Dafür muss Mies die Patienten, die ein Rezept einlösen wollen, meist zurück zum Arzt schicken, damit er die Medikation umstellt. „Bei Patienten, die mehrere Arzneimittel zugleich einnehmen müssen, besteht die Gefahr, dass sie das neue, ungewohnte Präparat mit einem ihrer anderen Mittel verwechseln, zur falschen Tageszeit oder in der falschen Dosierung einnehmen“, so der Apotheker. Zudem sieht er das Risiko, dass verunsicherte Patienten die Therapie ganz abbrechen.
„Grund für die Engpässe ist der Spardruck im Gesundheitswesen“, erklärt Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe: Die Krankenkassen handeln mit den Pharmafirmen Rabattverträge aus. Diese lassen dann Wirkstoffe kostengünstig im Ausland, meist Asien, produzieren. Aufgrund von Konzentrationsprozessen gebe es dort nur noch wenige Hersteller. Wenn bei einem davon Produktionsprobleme entstehen, komme es zu den Lieferengpässen. Ferner sei es für Hersteller meist lukrativer, ihre Ware in andere Länder zu liefern, in denen höhere Preise als in Deutschland gezahlt werden. „Der Kostendruck ist mittlerweile so hoch, dass die Versorgungsqualität und –sicherheit nicht immer ge-währleistet sind“, warnt Dr. Klaus Michels.