Bottrop. . Marco Lewis lebt seit 15 Jahren in Bottrop. Der Brite ist Kleingarten- und Karnevalsfan. Nach dem Brexit-Referendum ließ er sich 2016 einbürgern.
Bottrop ist ein Teil Europas – und Europa auch ein Teil von Bottrop. Ganz menschlich gesehen. Denn in der Stadt leben etliche Männer und Frauen, die ihre Wurzeln in einem anderen Land der Europäischen Union haben. Marco Lewis ist einer von ihnen. „Ich bin Waliser“, sagt er mit unüberhörbarem Stolz auf seine Herkunft. Aber eben auch: Familienvater, Kleingarten-Fan und aktiver Karnevalist in seiner Wahlheimat Bottrop.
Mit der Army in Niedersachsen stationiert
Seit 15 Jahren lebt Marco Lewis in der Stadt; die Verbindung zu Deutschland besteht aber schon länger. Nicht nur, weil seine Mutter Deutsche ist. Aufgewachsen im kleinen Burry Port, circa 40 Autominuten von Swansea entfernt, ging er als 16-Jähriger zur Royal Army. „Die Gegend, in der ich aufgewachsen bin, ist schön. Aber jobmäßig schwierig“, erzählt Lewis. Als Soldat machte er eine Ausbildung im Rettungsdienst und war auch in Niedersachsen stationiert. Aus privaten Gründen verließ er die Army, versuchte es zunächst mit einem Kellnerjob, kehrte nach Wales zurück. Doch letztlich hielt es ihn dort nicht. „Eine Freundin der Familie wohnt in Jüchen.“
Die Liebe führte Marco Lewis in die Stadt
Von dort aus machte er seinen Weg, nach einer Umschulung zum Groß- und Außenhandelskaufmann schließlich „erstmals im ruhigen Fahrwasser“ fest angestellt bei einer Firma in Essen. „Da habe ich meine Frau Daniela kennengelernt, und die kommt aus Bottrop“, erzählt der Fachkaufmann für Einkauf und Logistik, der inzwischen in Gladbeck arbeitet.
Und wo gefällt es ihm besser, in Wales oder in Deutschland? „Ich hätte gerne eine Mischung aus beiden“, sagt der 45-Jährige. „Die Mentalität in Wales ist so ruhig und entspannt. Andererseits ist der Lebensstandard in Deutschland ein anderer, etwa was die Gesundheitsversorgung angeht.“ Zu schätzen weiß er, dass speziell Bottrop auch viel Grün zu bieten hat. Und in die Stadtgesellschaft ist er längst bestens integriert.
Aktives Mitglied bei den New Age Bumble Bees
So nutzt er mit Frau und Söhnen (sieben und zehn Jahre) einen Kleingarten in der Anlage „Am Beckramsberg“, machte dort zwischenzeitlich Vorstandsarbeit. Und er ist aktives Mitglied der Karnevalstruppe New Age Bumble Bees (NABBs), ehemals Flotte Bienen. „Früher habe ich mich gewundert, warum die Deutschen einmal im Jahr lustig sind“, gesteht Lewis, der nebenbei als Kleindarsteller aktiv ist. Durch die Familie seiner Frau habe er die Karnevalstradition richtig kennen gelernt. Jetzt mischt er ordentlich in der KKG mit, war auch schon Hoppeditz.
2016 hat Lewis sich einbürgern lassen – nach dem Brexit-Referendum. „Ich durfte nicht mitwählen, weil ich zu lange nicht im Vereinigten Königreich gewohnt hatte.“ Allerdings hatte er mit einem Votum für den EU-Austritt damals auch nicht gerechnet. Als es doch so kam, war er geschockt. „Ich habe ein, zwei Wochen gebraucht, mich darüber informiert, was das heißt – und keine richtige Antwort bekommen.“ Also entschloss er sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und den deutschen Pass zu beantragen. Den britischen behielt er.
Sein Wunsch: Groß-Britannien soll in der EU bleiben
Dass nach drei Jahren immer noch keine Klarheit über den Brexit herrscht kritisiert er. „Ich meine, es müsste ein neues Referendum geben.“ Jetzt seien jedenfalls alle Briten gut über das Thema informiert.
Wünschen würde er sich, dass sein Heimatland Teil der EU bleibt. Der nächste Verwandtschaftsbesuch in Wales ist für Herbst geplant. Dort wird er dann wieder die gute Luft genießen – und sich schwarzen Tee besorgen. „Der deutsche ist mir oft zu schwach.“
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