Bottrop. . Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins in Bottrop informieren sich über Sprachassistenten. Seminar zeigt Vor- und Nachteile auf.

Kann ich meine Lieblingsmusik einfach per Sprachbefehl von Alexa oder Siri abspielen lassen? Wie lange dauert es, einen digitalen Sprachassistenten einzurichten? Diese und weitere Fragen stellen die Bottroper Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen den Dortmunder Technikexperten des Unternehmens Audiofaktur am Samstag in einem Tagesseminar.

Sie setzen sich im Haus der Beratung mit der Softwarebedienung auseinander und klären, welche Grundvoraussetzungen es für die unterschiedlichen Anwendungen gibt.

Systeme haben Vor- und Nachteile

Tanja Nitzsche, Vorstandsmitglied, läßt sich die Sprachassistenten von Michael Cramer erklären.
Tanja Nitzsche, Vorstandsmitglied, läßt sich die Sprachassistenten von Michael Cramer erklären. © Thomas Gödde

„Sich Gedanken zu machen, wo die Platte oder CD liegt, die ich hören möchte, ist dank der Technik nicht mehr nötig“, heben Chris Sander und Michael Cramer von Audiofaktur hervor. „Es ist sehr leicht, einen Termin zum Mittagessen per Zuruf einzutragen, einen Wecker zu stellen oder die Uhrzeit abzufragen. Die Erinnerungsfunktion ist äußerst nützlich. Eine SMS oder E-Mail ist schnell diktiert.“

Für die Installation sollten sich Menschen mit Seheinschränkungen aber in jeden Fall Hilfe holen, ein technikaffiner Angehöriger oder Freund reiche in der Regel aus. „Ansonsten müssen die Nutzer sicher mit ihrem Smartphone sein und Programme wie ‚VoiceOver‘ bereits beherrschen. Also eine Software, mit der Bildschirminhalte laut vorgelesen werden.“

Einsatzgebiete von Sprachassistenten

Auch Sehhilfen können getestet werden. Hier erklärt Chris Sander Karl Lünsken ein Bildschirmlesegerät.
Auch Sehhilfen können getestet werden. Hier erklärt Chris Sander Karl Lünsken ein Bildschirmlesegerät. © Thomas Gödde

Auf dem Tagesplan des informativen Seminars stehen Themenpunkte wie das Produktangebot moderner Sprachassistenten, ihre Einsatzgebiete, die Handhabung wie auch Potenziale und Risiken. „Der Datenschutz ist bei vielen ein großes Thema. Die Technik funktioniert manchmal nicht richtig. Es kann sein, dass der Nutzer nur an einseitige Informationsquellen gelangt“, erklärt Michael Cramer den Zuhörern.

Die vier gängigsten Sprachassistenten, die sich aktuell auf dem Markt gegen ihre Konkurrenten behaupten würden, wären Siri von Apple, Amazon Echo (Alexa), Google Home wie auch Cortana von Microsoft. Alle Systeme hätten ihre Vor- und Nachteile, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Nutzers käme es beim Kauf an.

Software kommt mit Grundausstattung

Der Spezialist unterstreicht: Die Software kommt vorerst mit einer Grundausstattung. Für spezielle Anfragen gibt es sogenannte downloadbare „Skills“, die die Funktionsfähigkeit des digitalen Helfers erweitern. So kann zum Beispiel ein spezieller Radiosender oder eine Datenbank für Blindenschach abgerufen werden. „Das ist für mich sehr nützlich. Super, dass so etwas geht“, sagt Tanja Nitzsche (48) mit einem Grinsen.

Die 48-Jährige hört aufmerksam zu, während Cramer auf einzelne Anpassungen eingeht. Sie interessieren in gleicher Weise die Nachteile der Assistenten. „Es ist auch wichtig zu wissen, wo der Ausschalter ist. Ich mache mir Gedanken, welche Daten an die Firmen weitergegeben werden.“ Manfred Koczwara (71) kennt sich bereits mit einigen Systemen aus, er möchte mehr Anwendungsdetails in dem Workshop kennenlernen. „Die Assistenten sind eine wirklich große Hilfe. Heute erfahre ich mehr.“