Bottrop. . Dehoga-Sprecherin Tina Große-Wilde: Wir wollen keine Mehrarbeit, nur die Arbeit anders verteilen - damit wir kein Hochzeitsfest abbrechen müssen.
Die Bottroper Hotel-Inhaberin Tina Große-Wilde setzt sich für flexiblere Arbeitszeiten im Gastgewerbe ein. „Ja, wir möchten ein Hochzeitsfest oder eine Geburtstagsparty nicht abbrechen müssen, weil das Zeitlimit ausgeschöpft ist“, bekräftigt sie. Daher wolle der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), dass das Arbeitszeitgesetz geändert wird. „Aber wir wollen keine Mehrarbeit, sondern lediglich die Flexibilität, die Arbeit innerhalb einer Woche zeitlich anders zu verteilen“, erklärte Tina Große-Wilde.
Das bedeute, dass die Beschäftigten „auch mal mehr als zehn Stunden an einem Tag arbeiten“ sollen. Es sei jedoch klar, dass „die mehr gearbeiteten Stunden innerhalb einiger Monate wieder ausgeglichen werden müssen und im Schnitt nicht mehr als 48 Stunden die Woche betragen dürfen, sagte die örtliche Dehoga-Vorsitzende.
Als Ausgleich drei statt zwei freie Tage
Die Bottroperin weist die Kritik der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) daher zurück. NGG-Sekretär Adnan Kandemir hatte neulich gewarnt: „Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, sollen 13-Stunden-Arbeitstage zum Normalfall werden“.
Tina Große-Wilde hält dem entgegen, dass es sich Hotels und Gastronomie angesichts der Konkurrenz um Arbeitskräfte gar nicht leisten könnten, einen Streit um flexiblere Arbeitszeiten auf den Rücken der Mitarbeiter auszutragen. „Die wären dann nämlich schneller weg, als wir gucken könnten“, sagte sie. Es gehe vielmehr um ein Arbeitszeitmodell, mit dem alle gut leben können: Mitarbeiter, Unternehmer, und Gäste. „Warum sollte eine Hotelfachfrau oder ein Restaurantfachmann nicht lieber länger, aber dafür nur an vier als an fünf Tagen arbeiten wollen. Drei statt zwei freier Tage sind kein schlechtes Argument, oder?“
Es gibt viele offene Stellen in Gastgewerbe
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Es gebe im Gastgewerbe viele offene Stellen. „Wir suchen dringend Gelernte wie Ungelernte, Voll- und Teilzeitbeschäftigte sowie Aushilfen“, betonte die Dehoga-Sprecherin. Hotellerie und Gastronomie haben sich gut entwickelt. Ein Übernachtungsrekord reihe sich an den nächsten. Die Zahl der Auszubildenden sei dagegen nicht nur im Gastgewerbe, sondern in vielen Branchen rückläufig. Das liege auch daran, dass die Schülerzahlen zurück gehen und immer mehr Schulabgänger ein Studium vorziehen.
„Wir glauben, dass von einer Lockerung der Arbeitszeiten alle profitieren könnten: Die Gäste, weil wir mit flexibleren Arbeitszeiten deren Erwartungen besser bedienen könnten. Wir, als Gastronomen, die wir, wenn Not an Mann oder Frau ist, nicht mehr zwischen Gast oder Gesetz entscheiden müssten. Darüber hinaus könnten wir unseren Mitarbeitern attraktivere Arbeitszeitmodelle anbieten“, sagte die Hotel-Inhaberin.