Bottrop-Kirchhellen. . Die Familie aus Bottrop setzt ein Zeichen für Inklusion. Wenke (5) und ihre Schwestern haben bei einem Musik-Video mitgemacht: „Du bist so!“

Wenke (5) findet das Lied toll: „Du bist so und ich bin anders“ heißt es in einem Musikvideo, das eine private Elterninitiative zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März auf den Weg gebracht hat. Wenke, selbst mit dem Down-Syndrom geboren, hat mit ihren Schwestern Wieka (10) und Wolke (12) in dem Video mitgewirkt – mit rund 130 weiteren Kindern, die tanzen, lachen und mit Farbpulver alles noch eine Spur bunter machen. „Das Lied soll um die Welt gehen“, wünscht sich Mama Marina Tetzlaff. Weil ihr die Botschaft wichtig ist: „Jeder ist gut so, wie er ist.“

Die Schwestern sind auch auf einem Poster zu sehen.
Die Schwestern sind auch auf einem Poster zu sehen. © WDST Poster 2019

Anderen mit der eigenen Geschichte Mut machen

Es ist ihr ein Anliegen, anderen auch über Wenkes Facebookseite zu zeigen, dass das Leben trotz aller Hürden meist doch ziemlich normal laufe. Marina Tetzlaff macht anderen in vergleichbaren Situationen Mut und fordert Akzeptanz ein. „Wenn ich mit Wenke spazieren gehe, kommt es immer wieder mal vor, dass Menschen komisch gucken oder mir mitleidige Blicke zuwerfen“, sagt sie. „Aber mich braucht niemand zu bemitleiden. Alles ist gut so, wie es ist.“

Und wer die spielende, lachende Wenke mit ihren Schwestern beobachtet, hat daran keinen Zweifel. Für Wieka steht fest: „Sie ist nicht anders als andere. Ich finde meine Schwester ganz süß.“

Vor allem die anstehende Herz-OP machte Sorgen

Was nicht heißt, dass immer alles einfach ist. So war die Nachricht zunächst ein Schock, dass ihr drittes Kind auf die Welt kommen würde mit einem Herzfehler und vermutlich mit Trisomie 21, wie das Down-Syndrom auch heißt. Denn das 21. Chromosom liegt hier drei- statt zweifach vor. Dennoch: „Für mich war von vorneherein klar: Ich bekomme das Kind“, betont Marina Tetzlaff.

Sorgen machte der Familie anfangs vor allem die anstehende Herz-OP. „Ich habe immer gesagt: Egal was Wenke hat, Hauptsache sie lebt“, erzählt Schwester Wieka. Und Wolke, die Älteste der Töchter, meint: „Ich habe erst gedacht, das kann schwierig werden. Aber wie schwer der Weg auch wird, wir werden ihn meistern.“

„Wir sind schön und gut und richtig, wie wir sind!“

Sieben Kindermusikbands aus ganz Deutschland sowie weitere Einzelkünstler und Graffiti-Künstler René Turrek wirken laut Initiatoren mit bei dem Song- und Videoprojekt „Du bist so!“. Auszug aus dem Text: „Du bist so und ich bin anders, sie kann dies und er da kann das, wir sind schön und gut und richtig, wie wir sind! Manchmal laut und manchmal leise, jeder singt auf seine Weise. Wir sind schön und gut und wichtig, wie wir sind!“ (Krawallo).

Die Artland Studios sorgten für die Video-Produktion. Neben dem freiwilligen Engagement vieler Helfer unterstützten auch Sponsoren das Projekt.

Die Therapien finden vormittags statt

Wenke, die durchaus dickköpfig sein könne, redet nicht viel, braucht etwa beim Essen Unterstützung. „Manchmal ist es etwas kompliziert, weil man ihr zehnmal erklären muss, was sie darf oder was weh tun könnte“, meint ihre Mutter. Mit all dem werde zu Hause ganz normal umgegangen. So werde die Jüngste bei aller nötigen Rücksicht nicht in Watte gepackt. „Es gibt bei uns Regeln, die muss auch Wenke einhalten.“ Ihre Therapien fänden vormittags statt, so dass die Schwestern wie Gleichaltrige am Nachmittag ihren Hobbys nachgehen können.

Wenke besucht die Kita Heilige Familie Grafenwald

Song und Video, für dessen Dreh die Familie sich bewarb und dann im Februar extra nach Ibbenbüren fuhr, heben ab auf die soziale Inklusion von Kindern mit Down-Syndrom. Die lebt Wenkes Familie in Grafenwald Tag für Tag. Die Fünfjährige besucht den Katholischen Kindergarten Heilige Familie. Später soll sie nach Willen der Eltern am liebsten auf eine Regelschule gehen, die sich gut mit Inklusion auskennt. „Down-Syndrom-Kinder lernen von anderen Kindern“, sagt Marina Tetzlaff.

Andererseits lernen andere genauso von Wenke: „Sie hat uns die Welt auf eine andere Weise gezeigt. Dass nichts selbstverständlich ist“, sagt Marina Tetzlaff.