Bottrop-Kirchhellen. . Die Zweijährige hat das Down-Syndrom und besucht die Kita in Grafenwald. Seit 30 Jahren ist Inklusion in der kath. Einrichtung selbstverständlich.

Wenke ist anders als die anderen Kinder. Seit dem Sommer besucht sie das Familienzentrum Hl. Familie Grafenwald. Obwohl sie schon zwei Jahre alt ist, kann Wenke vieles noch nicht. Sie kann noch nicht gut laufen und mit dem Sprechen klappt es auch noch nicht. Wenke hat das Down-Syndrom. „Sie ist ein richtiger Sonnenschein“, meint Kita-Leiterin Gertrud Lohmann, beliebt bei den anderen Kindern ebenso wie bei den Erzieherinnen.

"Wenke war ein totales Wunschkind"

Es war ein Schock für Marina Oberländer und ihren Freund Martin Bieganski, als sie während der Schwangerschaft erfuhren, dass ihr Kind einen Herzfehler hat, einen, der häufig bei Kindern mit Down- Syndrom auftritt. Sie hätten eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen können, um Gewissheit zu haben und sie hätten die Schwangerschaft auch vorzeitig beenden können. Nicht einen Moment lang hat das Paar darüber nachgedacht. „Wenke war ein totales Wunschkind“, sagt Marina Oberländer die zwei gesunde Töchter von sechs und neun Jahren hat. „Aber natürlich haben wir uns über ihre Entwicklung und Therapien Gedanken gemacht.“

Ein absolutes Wunschkind

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Als Wenke geboren war und die Diagnose sich bestätigte, hatte die junge Familie erst einmal genug damit zu tun, sich mit der neuen Situation zurecht zu finden. Arztbesuche und Therapien standen ständig auf der Tagesordnung, dazu der Kampf um Hilfen.

Bis vors Sozialgericht mussten die streitbaren Eltern ziehen, bis ihre Tochter eine Pflegestufe und entsprechende Vergünstigungen zuerkannt bekam. Die Pflegekasse hatte zunächst den Mehraufwand bei der Pflege des Kindes bestritten.

Über einen Kindergartenplatz für ihre Tochter hat sich die 33-jährige Mutter, die in Grafenwald lebt, erst Gedanken gemacht, als Wenke ein Jahr alt war – und erfuhr überrascht, dass es mit dem Familienzentrum in Grafenwald eine erfahrene Einrichtung quasi gleich um die Ecke gibt. „Ein wahrer Glücksfall“, freut sich die Mutter. „Ich möchte mein Kind gut untergebracht wissen.“ Jeden Morgen freut sich die Zweijährige, in den Kindergarten zu dürfen, wo sie wie jedes andere Kind empfangen und behandelt werde: „Aber es wird auf ihre besonderen Bedürfnisse geachtet.“

Es ist normal, verschieden zu sein

Bereits seit 30 Jahren arbeitet die Kita integrativ, „lange bevor das institutionalisiert wurde“, betont die Kita-Leiterin, die die Zusatzqualifikation Integration hat. Ganz selbstverständlich habe man 1985 das erste Kind mit Behinderung aufgenommen: „Das war vor Ort und es gab keine andere Möglichkeit.“ Heute ist Integration längst Teil des Konzeptes, zu dem auch der begleitete Übergang in die benachbarte Grundschule, die individuelle Förderung bei den Hausaufgaben sowie ein Elterncafé gehören. Als Integrationsfachkraft kümmert sich Saskia Ladzinski um Wenke und vier weitere Förderkinder. „Alle lernen von einander“, sagt Gertrud Lohmann. „Wenke schaut sich viel von anderen Kindern ab und die lernen, dass es normal ist, verschieden zu sein.“