Bottrop. . Vonovia räumt Grabeland am Kirchschemmsbach auf und stellt einen Zaun auf. So manche Anwohner müssen nun wieder mit kleineren Gärten auskommen.
Anwohner an der Liebrechtstraße auf dem Eigen protestieren gegen Rodungsarbeiten auf dem Grünstreifen hinter ihren Gärten. Einige Bürger sprechen von „Kahlschlag“ und ärgern sich über das Abholzen von Bäumen und Sträuchern auf dem Gelände am Kirchschemmsbach entlang, andere Anwohner sind aufgebracht, weil sie Gartenland abgeben müssen, das sie einige Jahre lang gepachtet hatten.
„Ich bin doch hierhin gezogen, weil ich es schön grün haben möchte“, ärgert sich Alexandra Flöther. Seit gut fünf Jahren wohnt sie an der Liebrechtstraße. Ein Dickicht aus Sträuchern und Bäumen hatte ihren Garten vom Kirchschemmsbach abgeschirmt. Vor allem die große, schier undurchdringliche Brombeerhecke gefiel ihr. „Da hat man hier so ein über Jahre gewachsenes Biotop, und dann das“, meint die Anwohnerin.
Anwohner sammeln Unterschriften gegen Vorgehen
Kühle und Schatten versprach sich Alexandra Flöther im Sommer für ihren Garten, so dass sie das Grabeland Mitte 2015 gepachtet hat. Keine drei Jahre später erhielt sie die Kündigung für das gepachtete Land, und jetzt ist eine breite Schneise durch den Grünstreifen geschlagen worden. Das Brachland gehört dem Wohnungsunternehmen Vonovia, das es nun wieder als so genannte Ausgleichsfläche herstellen lassen muss. Solche Flächen dienen zur Kompensation für den Verbrauch natürlicher Flächen zum Beispiel auch durch Wohnungsbau, hier an der Ernst-Ender-Straße. Das sehe ein Vertrag mit der Stadt so vor, erklärt Vonovia. Daher habe der Konzern auch die Pachtverträge kündigen müssen.
Seit voriger Woche lässt das Wohnungsunternehmen Teile des Grünstreifens roden. In einer Hauswurfsendung kündigten Mitarbeiter den Anwohnern an, dass außerdem Vermessungsarbeiten vorgenommen werden. Alexandra Flöther hat bei ihren Nachbarn mehr als 40 Protestunterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. „Ich habe keinen einzigen Anwohner getroffen, der über die Vorgehensweise von Vonovia erfreut war. Vielmehr waren alle entsetzt über das radikale Vorgehen und das erhebliche Ausmaß der Zerstörung“, sagt sie. Die Anwohnerin ärgert dies um so mehr, da ihr aus dem Umweltressort der Stadtverwaltung per E-Mail schriftlich versichert worden ist: „Abholzungsmaßnahmen sind definitiv nicht vorgesehen“.
Vonovia: Der große Fuchsbau wird nicht zerstört
Die Bürger wollen nun erreichen, dass das Grabeland wenigstens jetzt so erhalten bleibt wie es zurzeit noch ist. Sie kritisieren, dass sich das Wohnungsunternehmen gut 15 Jahre lang nicht mehr um das Grünland gekümmert habe. Es hätten sich dort in der Zwischenzeit viele Vögel und auch Fledermäuse niedergelassen. Auch um einen großen Fuchsbau sorgen sich die Naturschützer unter den Anwohnern.
Am Ende des Gartens von Klaus Müller sind seit kurzem Pflöcke eingeschlagen. Ein neuer Grenzpunkt ist rot markiert. Auch eine Linie ist gespannt, die den Verlauf der Grundstücksgrenze anzeigt. Auf den Garten jenseits der Linie soll er nun wieder verzichten, ärgert sich der Bottroper. Kleine Obstbäume hatte Müller in dem Gartenstück für seine Enkel angepflanzt, auch ein Gewächshaus aufgestellt. Offenbar geht es aber nicht nur um Pachtverträge. Die Fläche sei „von einigen Anwohnern als Gartenland zurückerobert worden“, heißt es vielsagend in einer Mitteilung der Stadt.
Ein Zaun trennt Privatgärten vom Grünstreifen
Die laut Vonovia gemeinsamen Pläne mit der Stadt sehen vor, dass Gartenzäune und Bauwerke aus dem Grünland entfernt werden müssen. Auch Gehölze, die für den Standort nicht typisch sind, müssten weichen. Das Unternehmen will in einer Obstwiese neue Gehölze pflanzen. Vorhandene Gehölze wie Birken und Eichen sollen gepflegt werden.
Um den Naturschutz zu sichern, trennt das Unternehmen das Grabeland mit einem Zaun von den Privatgärten. „Den großen Fuchsbau kennen wir, und werden ihn nicht zerstören“, erklärt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Sie verweist darauf, dass es auch Anwohner gebe, die sich über die Wiederherstellung des Naturraumes freuen.