Bottrop. . Anwohner hängen am Kirchschemmsbach Tüten für Müll auf. Daher hat ein Kiosk Ärger mit dem Ordnungsamt. Auch die Best klagt über Unrat in Bottrop.

Anwohner und Spaziergänger ärgern sich über Abfälle, die am Uferweg des Kirchschemmsbaches immer wieder im Grünen landen. Sie fordern schon länger, dass Mülleimer entlang des beliebten Spazierweg aufgestellt werden. Das will die Emschergenossenschaft aber nicht. Also hängen die Bürger dort Plastikbeutel auf, in die Spaziergänger ihre Abfälle werfen können – weshalb wiederum Kioskbesitzer Tesch Ärger mit dem Ordnungsamt bekam: Tesch soll die Abfälle beseitigen – was er auch tue, wie er versichert. Dabei hängen die Mülltüten auch weiter vom Kiosk entfernt den Uferweg entlang an Wäscheklammern.

„Das ist ja nun wirklich kontraproduktiv“, schüttelt Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) den Kopf. Er will in der Behörde klar machen, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt. „Die Initiative der Bürger sehe ich positiv“, betont Kalthoff, „allerdings kann es das doch auch nicht sein, dass sie auf solche Weise gegen die Vermüllung aktiv werden müssen“.

Genau so ein öffentlicher Weg wie im Stadtgarten

Die Bürger sehen ihre Aktion offenbar als Eigenhilfe und Protest zugleich. „Unsere Kunden und Nachbarn haben das in die Hand genommen“, erklärt Andrea Vier. Sie arbeitet in der Trinkhalle Tesch, die neben dem Uferweg liegt. Wenn die Mülltüten gefüllt sind, holen auch Anwohner sie schon mal ab und werfen sie in ihre eigenen Abfalltonnen. „Es ist ja leider niemand gewillt, hier Mülleimer aufzustellen“, bedauert Andrea Vier. Dabei sei der Uferweg am Kirchschemmsbach doch genau so ein öffentlicher Weg wie diejenigen im Stadtgarten. Dort sei es selbstverständlich, Mülleimer aufzustellen.

Getränkebecher liegen am Kirchschemmsbach auf dem Grasstreifen.
Getränkebecher liegen am Kirchschemmsbach auf dem Grasstreifen. © Thomas Gödde

„Genau das ist der Knackpunkt, dass die Emschergenossenschaft das nicht will“, sagt Bezirksbürgermeister Kalthoff. Deren Sorge sei es, dass in den Abfalleimern dann eben nicht nur Kaffeebecher, leere Zigarettenschachteln oder Snackverpackungen landen, sondern auch Restmüll. Der Bezirksbürgermeister will aber mit Vertretern der Emschergenossenschaft weitere Gespräche über den Wunsch der Anwohner führen. Viele Bürger nutzten den Uferweg an dem renaturierten Bachlauf entlang für Spaziergänge oder für kürzere Gänge. „Ich gehe mit meinen Kinder da oft entlang“, bestätigt auch Andrea Vier. Um so mehr ärgert sie sich über Zeitgenossen, die Abfälle einfach ins Grüne oder auf den Weg fallen lassen. „Ich finde das unglaublich“, betont die Kioskmitarbeiterin.

Strategien gehen Vermüllung gehen in die Extreme

Der Uferweg sei dafür leider nur ein Beispiel von vielen, bedauert auch der Bezirksbürgermeister. „Es wird vieles verhunzt“, klagt Kalthoff. Die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) hat ohnehin längst erkannt, dass das achtlose Wegwerfen von Müll in die Umgebung zu einem immer größeren Problem wird. Sie bietet seit Jahresbeginn zum Beispiel den wiederverwendbaren Bottrop-Becher als Alternative zu den unzähligen Einwegbechern an. „Das ist aber nur ein Anfang“, sagt Best-Sprecherin Nicole Gottemeier.

Die Strategien gegen das von Wissenschaftlern so genannte Littering, also das Werfen von Müll in die Umgebung, gehen in die Extreme. „Es gibt Städte, die stellen überhaupt keine Abfalleimer mehr auf, um das Bewusstsein zu schärfen. Andere Städte stellen immer mehr Mülleimer auf“, berichtet die Best-Mitarbeiterin und erklärt: Die Ursache für das Wegwerfen sei zumeist - Gedankenlosigkeit.