Kirchhellen. . Der Naturschutzbund informiert über die Rückkehr des Raubtieres. Zwischen Bürgern, Jägern und Tierhaltern entbrennt eine lebhafte Diskussion.
Die Wölfin „Gloria“ erhitzt die Gemüter in und um Kirchhellen. Seit ihrer Sichtung ranken sich Gerüchte und Spekulationen. Experten des Naturschutzbundes (Nabu) wollen daher über das Raubtier aufklären und diskutierten mit Anwohnern, Landwirten, und betroffenen Tierhaltern. Denn nach wie vor polarisiert die Wölfin mit der Kennung GW954f.
Der Gastraum im „Klosterstübchen“ platzte mit knapp 70 Besuchern aus allen Nähten. Wer keinen Sitzplatz ergattern konnte, musste stehen. „Wir wollen uns dem Wolf-Thema annehmen, diskutieren und austauschen“, gab Stefan Voßschmidt, stellvertretender Nabu-Vorsitzender die Richtung vor. Nabu-Wolfsexpertin Katharina Stenglein eröffnete die Veranstaltung mit ihrem Vortrag „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“.
Ein Schäfer berichtet über seine Schäden
Danach berichtete Gastredner Achim Koop, hauptberuflich Schäfer aus Bedburg-Hau von seinen Erfahrungen. Ein Wolf hatte 2016 einige seiner Ziegen gerissen. Drei Tiere starben, vier wurden verletzt. Neben dem wirtschaftlichen Schaden kämpfte er mit weiteren Problemen. „Die Herde war fortan traumatisiert und nicht gut zu führen“, so der 61-Jährige. Erst die Zusammenlegung mit nicht-traumatisierten Tieren aus anderen Herden führte zu einer Beruhigung.
Trotzdem ist der Schäfer kein Wolf-Gegner. Vielmehr befürwortet er eine Koexistenz zwischen Wolf, Nutztieren und Menschen. Doch das sei leichter gesagt, als getan. Er vermisse konkrete Vorschläge aus dem verantwortlichen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Koop sagte, er habe für sich beschlossen, in neue Schutzmaßnahmen wie mobile Elektrozäune zu investieren.
Wölfe gehören zu einer streng geschützten Tierart
Der Forderung eines Bürgers nach einer Jagd auf die Schermbecker Wölfin schoben die Nabu-Vertreter einen Riegel vor. „Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart“, erklärte Stefan Voßschmidt. Der Sorge, dass die Wölfin sich möglicherweise bald vermehren und letztlich sogar Rinder und Pferde angreifen könnte, entgegnete Nabu-Expertin Katharina Stenglein: „Man kann nicht ausschließen, dass das passieren wird. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering.“
Die Nabu-Expertin war sich mit Schäfer Achim Koop einig, die Rückkehr der Wölfe auf eine sachliche Ebene zu heben. Katharina Stenglein wünschte sich mehr Besonnenheit: „Das Wolf-Thema ist unglaublich emotional. Einerseits wird er verherrlicht, andererseits verteufelt.“ Nicht selten werde in der öffentlichen Wahrnehmung und in der medialen Berichterstattung in einer ersten Reaktion angenommen, dass es sich bei Angriffen auf Herden um einen Wolf handeln müsse. „Am Ende stellt sich aber oft heraus, dass es nicht so war“, sagte Stenglein.