Bottrop. . Kunden, Anwohner und Bürgermeister erkennen weiteren Rückschlag. Denn die Nahversorgung im Stadtteil bröckelt schon seit Jahren
- Kunden, Anwohner und Bürgermeister im Bezirk erleben weiteren Rückschlag
- Die Nahversorgung im Stadtteil bröckelt schon seit Jahren
- Für eine Neueröffnung stehen die Zeichen schlecht: Es gibt zu wenig Kunden
Seit Mittwoch ist es dunkel in dem Geschäft an der Welheimer Straße. Die letzte Apotheke in Welheim hat ihre Türen geschlossen. Inhaber Herbert Thomas geht in den Ruhestand und gibt seinen Betrieb im Bottroper Süden auf. Der 68-Jährige sagt entrüstet: „Die Sache war schon vor Jahren gelaufen. Eine Apotheke kann hier so nicht weiter existieren.“ Wie es in Zukunft an der Kreuzung zur Gungstraße weitergeht, bleibt vorerst abzuwarten.
„Die Stammkunden wurden in den letzten Jahren immer weniger. Die alten Menschen starben, die jungen Leute kaufen häufig den täglichen Bedarf an Medikamenten im Internet ein“, stellt Apotheker Thomas fest. Die Lage in Welheim sei aber aus mehreren Gründen kritisch. „Früher gab es 5000 Einwohner im Ortsteil, jetzt sind es noch rund 3000. Eine Apotheke braucht jedoch 3500 ansässige Personen, um zu überleben.“ Der Rückgang von Einkaufsmöglichkeiten habe zu der Situation erheblich beigetragen. Die Schließung der Welheimer Sparkassen-Filiale an der Gungstraße sei zwar nicht ausschlaggebend gewesen, aber auch nicht gerade zuträglich.
Passanten werfen Blick ins Dunkle
Nach Auffassung Thomas beherrschen zwei große Apotheken den Bottroper Markt. Sie würden die kleineren auf lange Sicht verdrängen. „Wie es in Welheim weitergeht, bleibt abzuwarten.“ Der Apotheker glaubt, dass ein Nachfolger allenfalls Fuß fassen kann, wenn er sich auf wenige Kunden einstellt.
Passanten werfen einen Blick durch die Fensterscheiben ins Dunkel der geschlossenen Apotheke und dann und auf das weiße Hinweisschild am Türrahmen. „Das ist ein weiterer, heftiger Verlust für unseren Stadtteil“, sagt einer von ihnen betrübt.
Ratlosigkeit und Empörung
Waltraud Müller lebt seit über 25 Jahren in Welheim, sie kann kaum glauben, dass ein weiteres Geschäft in der Umgebung schließt. „Wir haben hier bald gar nichts mehr. Ich verstehe es einfach nicht. Für uns ist das wirklich schlimm.“ Die 79-Jährige ist - wie viele andere Menschen im Stadtteil - auf Händler in der Umgebung angewiesen. Sie geht an einem Rollator und vermeidet weitere Entfernungen. „Ich kann mich wenigstens noch auf Personen verlassen, die für mich einkaufen gehen. Was machen Menschen, die das nicht können“, fragt die Welheimerin
Der Besitzer des benachbarten Haushaltswaren- und Handygeschäftes, Cihan Bicici, ist beunruhigt: „Es ist sehr traurig, dass die Welheimer Apotheke schließt. Es gab hier einmal einen Gemüseladen, einen Bäcker und ein Sonnenstudio. Alle haben im Laufe der Zeit dicht gemacht.“ Die Schließungen zögen viele Menschen herunter. „Wir geben aber so schnell nicht auf“, kündigt Bicici an.
Auch Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski (SPD) bedauert die Schließung: „Es ist immer schade, wenn Nahversorger aus den Stadtteilen gehen.“ Wichtig sei es seiner Meinung jedoch, die Entwicklung innerhalb der Stadtgrenzen zu beobachten.