Bottrop. . Vor zehn Jahren wurde die HRW gegründet, vor fünf Jahren der Neubau in Bottrop bezogen. Besucher erkunden, wie die Hochschule sich entwickelt hat

Die Hochschule Ruhr West feiert in diesem Jahr einen runden Doppel-Geburtstag in Bottrop. Zehn Jahre nach Gründung der HRW und fünf Jahre nach der Fertigstellung des Neubaus an der Lützowstraße waren Bürger jetzt zu einem Rundgang über den Campus eingeladen.

Los ging es im Provisorium an der Tannenstraße

Gegründet wurde die Hochschule Ruhr West mit ihren Standorten in Bottrop und Mülheim am 1. Mai 2009. Los ging es damals mit vier Professoren und knapp 80 Studierenden. Im Wintersemester 2018/19 ist die HRW auf insgesamt 6377 Studierende in 21 Bachelor- und neun Masterstudiengängen angewachsen.

Der dreigeschossige Neubau in Bottrop an der Lützowstraße/Ecke Hans-Sachs Straße wurde 2014 fertiggestellt und damals im August bezogen. Er verfügt über eine Bruttogeschossfläche von rund 11.400 Quadratmetern. Gesamtkosten: 34 Millionen Euro. Zuvor war die HRW provisorisch in der alten Overbergschule an der Tannenstraße untergebracht.

Zu den aktuellen Plänen zählt die Entwicklung des HRW-Gründerzentrums auf Prosper III.

„Wir sind nicht mehr in Gründung, wir sind angekommen“, sagte Prof. Dr. Uwe Handmann, Dekan des Fachbereichs 1 und Hausherr in Bottrop. Entsprechend quirlig geht es hinter den Eingangstüren zu, und Handmann verriet den zirka 25 Besuchern: Rund 1600 Studenten zählt der hiesige Standort aktuell.

Studium plus Forschung

Für die Gäste, die teils zum wiederholten Mal an der HRW waren, teils einen passenden beruflichen Hintergrund mitbrachten, war es interessant zu sehen, wie sich das Hochschulgebäude entwickelt und mit Leben gefüllt hat. Handmann erklärte zunächst die Grundlagen: Bottrop ist gegenüber Mülheim der kleinere HRW-Standort, angesiedelt sind dort im Fachbereich 1 die Institute Energiesysteme und Energiewirtschaft sowie Informatik.

Wobei die gefragte Informatik bereits eine Außenstelle in Mülheim aufgemacht habe – mit dem Studiengang E-Commerce. „Der Fachbereich 1 macht 20 bis 25 Prozent der HRW insgesamt aus“, so der Dekan.

Der Professor für Neuroinformatik führte die Gäste auch in einen der Hörsäle. Dort nahmen sie zur Probe Platz.
Der Professor für Neuroinformatik führte die Gäste auch in einen der Hörsäle. Dort nahmen sie zur Probe Platz. © Thomas Gödde

Die Mensa ist öffentlich

Der Rundgang durchs Gebäude begann mit Bibliothek und Mensa. „Kann man hier als Besucher jederzeit rein?“ kam als Frage aus der Runde. „Ja, auch die Mensa ist öffentlich“, bestätigte Handmann. Nur zu den Laboren habe nicht jeder Zutritt. Aber unter seiner Leitung durften die Gäste hineinschauen. Nach einer Sitzprobe in einem der vier Hörsäle – „mit typischer Medienausstattung; so typisch, dass Sie sogar die Kreidetafel hier sehen“ – führte der Dekan die Gruppe ins große Technikum. Ein hoher, 600 qm großer Raum, in dem Versuche gefahren werden können.

Tesla als Forschungsfahrzeug

„Wir betreiben an der HRW auch viel Forschung“, unterstrich Handmann. Reges Interesse und Diskussion über autonomes Fahren weckte er bei den Besuchern mit dem im Technikum geparkten E-Auto Tesla. „Das ist tatsächlich ein Computer. Wir nutzen ihn als Forschungsfahrzeug“, und zwar im Bereich der Fahrzeuginformationstechnik. Per Smartphone ließ der Professor den Tesla hupen. „Wir müssen wissen, was aktuelle Modelle können, um unseren Studierenden auch das Richtige beizubringen.“

Es gelte, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Das dürfte etwa auch für den Wärmetauscher im Technikum gelten, mit dem Wärme aus Abwasser in Energie umwandelt werden.

Ausgangspunkt der Führung: das Foyer. Die Glastür führt in den zentralen Bereich der HRW mit der Mensa und dem Boulevard, der die Hörsäle anbindet
Ausgangspunkt der Führung: das Foyer. Die Glastür führt in den zentralen Bereich der HRW mit der Mensa und dem Boulevard, der die Hörsäle anbindet © Thomas Gödde

Oder für die 3-D-Drucker im Fabrikationslabor „FabLab“ der HRW. „Hier haben wir eine sehr starke Anwendungsfokussierung, wo es darum geht, eine Idee in ein Produkt oder einen Prototypen umzusetzen.“ Gedruckt werde im Wesentlichen mit verflüssigtem Kunststoff.

Zulauf an Studierenden

Drei weitere Labore hatten sich die Besucher auf ihrer Runde angeschaut, und zwischendurch betonte Handmann: „Wir ermöglichen unseren Studierenden hier optimal ausgestattete Labore. Das liegt natürlich daran, dass wir ein neues Gebäude und dafür Erstausstattungsmittel bekommen haben. Aber wir machen auch viele Forschungsprojekte.“ Mit zusätzlichen Drittmitteln, die es erlauben, Forschung durchzuführen.

Das alles bleibt offenbar nicht ohne Wirkung. „Wir merken, dass wir einen Zulauf an Studierenden haben – das ist toll, auch für die Stadt.“ Und der Nachwuchs komme zunehmend auch von weiter weg, erklärte Handmann auf Nachfrage.

Zuletzt lud er dazu ein, einmal wieder zu kommen, etwa zu einem Vortrag in der Publikumsreihe „Studium Generale“. Auch Anregungen seien stets willkommen: „Wir wollen kritisch hinterfragt werden und uns verbessern, im Zweifel.“