Bottrop. . In der Zentralsterilisation bereiten Mitarbeiter alle gebrauchten Instrumente für den Klinikalltag auf. Riesige Spülmaschinen kommen zum Einsatz
Eigentlich sucht niemand im Knappschaftskrankenhaus nach diesem Ort. Weder Patienten und Besucher noch die rund 1000 Mitarbeiter der Klinik kommen hierher. Nur die sieben Mitarbeiter kennen ihren Arbeitsplatz hinter der verschlossenen Tür - natürlich.
Dennoch hat die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) - kurz Zentralsterilisation genannt - eine unermessliche und unersetzliche Bedeutung für den Klinikalltag: Hier werden alle Instrumente, die auf Stationen und im Operationssaal benötigt werden, gereinigt, desinfiziert, sortiert, kontrolliert und sterilisiert.
Prozess ist eine Einbahnstraße
Weihnachtlich geschmückt ist derzeit die Tür zur Zentralsterilisation. Sie öffnet sich nur für Befugte mit entsprechender Karte – und heute für die WAZ, um einen ansonsten verborgenen Ort zu zeigen. Und das muss auch so sein! Denn sowohl gebrauchtes wie steriles Material aus dem Klinikalltag bedürfen einer besonderen Behandlung.
Insofern beginnt an der Tür eine Einbahnstraße, die zunächst hinein führt in den so genannten „unreinen“ Bereich, die Anlieferungszone. „Hier kommt alles aus dem ganzen Haus an“, erklärt Silke Koopmann, Leiterin der Zentralsterilisation. „Pinzetten, Scheren, Klemmen, Schalen, Operationssets und auch die Arme des Da Vinci-Roboters.“
Lückenlose Dokumentation
Unerlässlich ist eine lückenlose Dokumentation: Jedes Teil ist mit einem Barcode gekennzeichnet und damit eindeutig der jeweiligen Station oder einem Operationssaal zugeordnet. „Somit haben wir jedes Teil jederzeit unter Kontrolle“, erläutert Koopmann. „Im Grunde ist das Qualitätssicherung, die vor allem der Sicherheit der Patienten dient.“
Rund 14.000 Patienten versorgt das Knappschaftskrankenhaus jährlich stationär, weitere 50.000 Patienten ambulant. Da kommen natürlich allerlei „Medizinprodukte“ zum Reinemachen in der Zentralsterilisation an. „Das sind täglich etwa 20 bis 30 große Operationsbestecke mit bis zu 500 Teilen, und jeweils etwa 200 bis 300 Scheren und Pinzetten“, umschreibt Koopmann die Menge. Auch so genannte Explantate wie künstliche Hüften oder Platten zur Knochenstabilisierung, die bei einer Operation entfernt oder ersetzt wurden, werden hier gereinigt, um sie dann an die Patienten zurückzugeben. „Die gehören ihnen ja schließlich“, so Koopmann.
Desinfektion bei 90 Grad
Lückenlose Dokumentation
Silke Koopmann, Leiterin der Zentralsterilisation im Knappschaftskrankenhaus, arbeitet seit 1993 in ihrem Beruf.
Klinik- und Operationsalltag erforderten immer sterile Medizinprodukte. „Aber z.B. Gesetzgebung und Anforderungen sind viel stringenter geworden und erfordern lückenlose Dokumentation“, so Koopmann.
Fünf überdimensionale Spülmaschinen in Edelstahloptik - im Fachjargon Reinigungs- und Desinfektionsgeräte genannt - reihen sich an einer Wand aneinander. Sie nehmen all die verunreinigten Instrumente auf. Mit Wasser und Reinigungsmittel werden sie so dann bei 90 Grad gespült und desinfiziert. Das dauert etwa eine Stunde.
„Nun können die Mitarbeiter die Instrumente anfassen, ohne sich daran zu infizieren“, erläutert Koopmann. Das geschieht im so genannten Packbereich. „Wir nehmen hier jedes Teil in die Hand, prüfen die Sauberkeit und die Funktion“, erklärt Koopmann und fügt schmunzelnd hinzu: „Da bekommt man mit der Zeit muskulöse Hände, wenn man täglich 200 Klemmen auf ihre Funktion hin geprüft hat.“ Die Operationssets, die mal 20 und bis zu 500 Teile umfassen können, werden im Packbereich wieder zusammengestellt und verpackt. „Das erfordert viel Erfahrung und Konzentration, denn gerade unter den kleinen Schrauben ähnelt eine der anderen.“ Muss ein Arm des Da Vinci-Roboters wieder für den Einsatz im OP fit gemacht werden, so ist ein einzelner Mitarbeiter etwa zwei Stunden nur damit beschäftigt.
„Andrea Doria“ schlägt Alarm
Weiter geht’s im so genannten „reinen“ Bereich, auch Sterilgutbereich genannt. Alle Teile kommen sortiert und verpackt in mehr oder weniger großen Containern in die Sterilisatoren, also weitere „Spülmaschinen“ in Edelstahloptik. „Durch 134 Grad heißen Wasserdampf werden hier alle Mikroorganismen abgetötet. Das dauert nochmal etwa eine Stunde, dann sind alle Teile steril“, erklärt Silke Koopmann.
Der gesamte Prozess in der Einbahnstraße der Zentralsterilisation vom unreinen bis hin zum reinen Bereich dauert etwa vier bis fünf Stunden, wird akribisch überwacht und unterliegt höchsten Hygiene- und Qualitätsanforderungen. „Und sollte doch mal was nicht stimmen, gibt’s noch unsere Andrea Doria“, meint Koopmann schmunzelnd und erklärt: „Eine Hupe, die bei etwaigen Fehlern akustisch und optisch Alarm schlägt.“
Sieben Mitarbeiter arbeiten im Hintergrund
Die sieben Mitarbeiter der Zentralsterilisation sind stets auf dem neuesten technischen Stand und täglich zwischen 7 und 19 Uhr im Einsatz. „Wir haben die Operationspläne immer im Blick und arbeiten nach Priorität“, erklärt Silke Koopmann. „Aber auch für Notfälle muss immer alles parat sein.“
Das Team arbeitet im Hintergrund des allseits bekannten Klinikalltags. „Wir möchten auch unsichtbar bleiben“, stellt Silke Koopmann fest und fügt schmunzelnd hinzu: „Wenn uns keiner wahrnimmt, ist alles gut.“