Bottrop. . Die Mehrheit der Bottroper Parteien lehnt den Radschnellweg über die Gladbecker Straße ab. Auch Essen und Gladbeck sind für die Zechenbahnroute.

Für den Radschnellweg von Gladbeck über Bottrop nach Essen ist die RAG-Trasse für die Stadt die ideale Strecke. Alte Bahnlinien bevorzugt die Verwaltung auch für andere schnelle Radwege durch die Stadt. Das unterstreicht Beigeordneter Klaus Müller in dem Entwurf eines Schreibens an den Regionalverband Ruhr (RVR), der die Planungen des Radwegenetzes im mittleren Ruhrgebiet vorantreibt. Der Bottroper Rat wird sein Okay für Müllers Stellungnahme aller Voraussicht nach Ende des Monats geben.

Die RAG-Trasse führt von der Gladbecker Stadtgrenze aus durch Batenbrock und an der Tetraederhalde vorbei zum Hauptbahnhof und von dort zur Stadtgrenze Essen. Mit ihrer Haltung steht die Stadt nicht allein. Auch Essen und Gladbeck wollen den Radschnellweg über diese alte Zechenbahnstrecke führen. Bottrops technischer Beigeordneter Müller weist in seinem Schreiben „mit Nachdruck“ daraufhin, dass die Stadt diese Strecke bevorzugt. Denn die RVR-Planer ziehen nach wie vor eine Route über die Gladbecker Straße vor.

Radler müssen dann nicht an Straßen entlang fahren

„Auf keinen Fall“ kommt dies aber zum Beispiel für Johannes Bombeck in Frage. Der ÖDP-Ratsherr hält die Linie über die alte Zechenbahn entgegen der RVR-Planung für kostengünstiger. „Es ist auch die schnellere Lösung“, betont Bombeck kürzlich im Verkehrsausschuss des Rates. Um die zehn Minuten seien Radler über die RAG-Trasse schneller in Essen als über die Gladbecker Straße. Das hängt aber davon ab, wo die jeweiligen Radler wohnen.

Fraglos sei es für die Radler angenehmer über die RAG-Route zu fahren als an einer Straße entlang. Auch SPD-Ratsherr Daniel van Geister sieht das so. „Die stillgelegte Zechenbahn, die von Grün umgeben ist, bietet viel bessere Luft als an einer derart stark befahrenen Innenstadtstraße“, sagte er. Die Berücksichtigung solchen Nutzens vermisst der Ratsherr in der RVR-Untersuchung. Diese hebe zu sehr nur aufs Finanzielle ab, kritisierte er.

Im Stau mehr Abgasen ausgesetzt

Über die RAG-Trasse erhielten die Radfahrer unabhängig vom Kraftfahrzeugverkehr einen direkten, kreuzungsfreien, barrierefreien Radschnellweg ohne nennenswerte Steigungen, ist sich die große Mehrheit der Verkehrsausschuss einig. Durch den Schnellweg über die stark von Autos befahrene Gladbecker Straße seien Radfahrer dagegen viel Lärm und Abgasen ausgesetzt. Außerdem stoppten auf der zwölf Ampeln an Straßenkreuzungen und Einmündungen den Verkehrsfluss.

SPD-Ratsherr van Geister fordert auch, die Folgen in den Blick zu nehmen, die der Einbau des Radschnellweges für Anwohner, Geschäftsleute und auch Kraftfahrer habe. Bis zu 14.000 Kraftfahrzeuge rollen täglich über die Straße. „Die Autos werden ja nicht einfach verschwinden. Bei weniger Fahrbahnen wird der Verkehr zähfließender, und Autos, die dann hinter den Bussen im Stau stehen, produzieren nun einmal mehr Abgase, denen Anwohner und Käufer dann ausgesetzt sein werden“, meint der Ratsherr. ÖDP-Vertreter Johannes Bombeck verwies auch auf die bei einem Radschnellweg über die Gladbecker Straße zu erwartenden Bürgerproteste. „Wenn wir das so umsetzen, wäre das doch politischer Selbstmord“, betonte Bombeck.

RAG-Trasse kann mehrere Radwege verbinden

Die Flachglas-Bahnlinie, die die Hans-Böckler-Straße kreuzt, soll zu einem schnellen Radweg ausgebaut werden.
Die Flachglas-Bahnlinie, die die Hans-Böckler-Straße kreuzt, soll zu einem schnellen Radweg ausgebaut werden. © Heinrich Jung

Nicht nur für den Radschnellweg nach Essen bevorzugt die Stadt eine Route über eine alte Zechenbahnlinie, stillgelegte Bahnstrecken sind generell ihre Favoriten für die schnellen Radwege, die durch Bottrop in Nachbarstädte führen. Das gilt zum Beispiel auch für den Radschnellweg von Oberhausen-Osterfeld durch Bottrop nach Kirchhellen und Dorsten. Beigeordneter Müller begrüßt in seinem Schreiben an den RVR ausdrücklich, dass dessen Planer für diesen Radweg teils die ehemalige Flachglasstrecke nutzen. Bis Bottrop-Mitte wird diese Strecke ebenfalls als Radschnellweg ausgebaut, danach als Radhauptweg.

Da die alte Bahnstrecke in Kirchhellen bereits überbaut ist, soll ab dort der Radweg über Straßen und Wirtschaftswege weiterführen. Als Zubringer für den Radschnellweg in Bottrop-Mitte sieht die Stadt eine Route über die Sterkrader Straße, Heidenheck, Sterkrader Straße und Böckenhoffstraße vor. Auch über die Kirchhellener Straße, Parkstraße und Hans-Böckler-Straße könnten Radfahrer dann gut den Radschnellweg erreichen.

Städte wünschen sich Radweg über die Gleisharfe

Gemeinsam mit Gladbeck schlägt die Stadt auch einen Radweg über die alte Zechenbahn „Gleisharfe“ vor. Dieser Weg verliefe von Bottrop über Gladbeck-Brauck nach Gelsenkirchen-Horst. Von dieser Route hätten auch Radler in Boy und Welheim mehr. Die RVR-Planer wollen diesen aber über die Prosperstraße an der Kokerei vorbei über die B 224 und Essen-Karnap nach Horst führen.

Der Radschnellweg nach Essen über die RAG-Trasse wiederum hat für den Stadt noch einen wichtigen Vorteil: Mit ihm könnten mehrere Radwege wie der Emscherpark-Radweg, der City Trail und eben auch der geforderte Radweg „Gleisharfe“ miteinander verbunden werden.