Bottrop. . Zwei Jahre drückte der Gas- und Wasserinstallateur für den Meistertitel neben dem Beruf die Schulbank. Eine harte Zeit - nicht nur für ihn.

„Früh übt sich, wer ein Meister werden will.“ Dieses Zitat von Friedrich Schiller hat ihn als junger Mensch wohl weniger bewegt, als die Leidenschaft für das Handwerk selbst.

Schon als Kind schaute Mike Schwulerra seinem Vater gern bei der Arbeit über die Schulter, tummelte sich später in allerlei Ferienjobs und Praktika, um dann seinen Traumjob als Gas- und Wasserinstallateur zu erlernen. Seit einigen Monaten hat der 36-jährige Bottroper nun sogar den Meistertitel in der Tasche.

Meisterschule in Teilzeit

Mike Schwulerra dreht einen Schnellentlüfter an einer Lüftungsanlage auf.
Mike Schwulerra dreht einen Schnellentlüfter an einer Lüftungsanlage auf. © Thomas Gödde

„Das war eine unglaublich harte Zeit“, stellt Mike Schwulerra rückblickend fest und meint damit nicht nur die eigene Anstrengung, neben dem Beruf den heiß ersehnten Titel zu erwerben, sondern vor allem auch den Verzicht, den seine Familie, Ehefrau und zwei Kinder, üben mussten. „Sie hatten so unglaublich viel Verständnis! Ohne wäre es nicht gegangen.“

Über einen Zeitraum von zwei Jahren drückte Mike Schwulerra zweimal wöchentlich, Freitagabend und jeden Samstag, neben seinem normalen Berufsleben als Installateur und Heizungsbauer in einem großen Bottroper Unternehmen nochmal die Schulbank und traf sich zusätzlich mit vier weiteren Kollegen in einer Lerngruppe. „Freizeit gab’s also kaum noch“, so Schwulerra. „Aber ich wollte den Meistertitel unbedingt haben, um tatsächlich ein Meister zu sein, in dem was ich tue.“ Nun ist es geschafft: Seit Mai darf sich Mike Schwulerra „Installateur- und Heizungsbaumeister“ nennen.

Meistertitel öffnet viele Pforten

Bei der Überprüfung eines Heizkraftverteilers: Mike Schwulerra.
Bei der Überprüfung eines Heizkraftverteilers: Mike Schwulerra. © Thomas Gödde

Die Kosten für die Ausbildung – immerhin rund 16.000 Euro alles in Allem – trug Mike Schwulerra selbst. „Aber das ist gut angelegte Geld in die eigene Zukunft“, meint der Familienvater. Schließlich öffne der Meistertitel viele neue Pforten und zu Ende sei der Weg damit noch lange nicht. „Ich könnte nun beispielsweise noch den Energieberater oder auch die Weiterbildung zum Gutachter machen.“ Auch der Weg in die Selbstständigkeit sei natürlich offen.

Wie einst in jungen Jahren begeistert den Bottroper auch heute die Technik, die in seinem Handwerk steckt. „Zudem faszinieren mich früher wie heute große Projekte“, erklärt Schwulerra. „Die Zusammenarbeit all der verschiedenen Gewerke ist faszinierend und herausfordernd zugleich.“

Mitunter wird es auch mal stressig

Als Meister seines Fachs ist er dabei nun unmittelbar in Organisation und Abläufe eingebunden und trägt die Last der Verantwortung. „Das macht aber nix“, meint der Bottroper lachend. „Andere Dinge, die ich früher gemacht habe, fallen ja weg, und wenn man alles mit Ruhe angeht, dann klappt das auch!“

Momentan arbeitet Schwulerra im ehemaligen Karstadtgebäude, steuert und koordiniert im Auftrag seines Unternehmens die Arbeit von 17 bis 20 Mitarbeitern im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Kältebau. Zwölf bis 14 Kilometer legt er täglich im Gebäude zurück, um die Arbeiten im Blick zu haben, bei Problemen eine Lösung zu finden und Abläufe zu koordinieren. Klar, wird’s auch mal stressig, wie beispielsweise kurz vor der Eröffnung des neuen Moses-Kaufhauses. „In letzter Minute musste noch allerlei fertig werden. Aber es ist dann einfach großartig, wenn alles geklappt hat und man steht mittendrin und sieht all die Bottroper, die in dem Bauwerk stehen, das man selbst mit auf den Weg gebracht hat.“

820 Handwerker machten 2017 die Meisterprüfung

820 Männer und Frauen legten 2017 ihre Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Münster ab. „Die Tendenz ist steigend“, stellt Vera von Dietlein, Sprecherin der HWK Münster, fest. Fünf Jahre zuvor seien es noch 702 und im Jahr 2008 628 Absolventen gewesen.

„Nach dem Wegfall des Meistertitels in vielen Gewerken gab es zunächst einen Einbruch. Inzwischen wird der Wert des Meistertitels wieder erkannt.“

Ausbildung umfasst vier Abschnitte

Die meisten angehenden Meister erwerben den Titel neben der eigentlichen Berufstätigkeit. Die Ausbildung umfasst vier Abschnitte und vermittelt alles, was wichtig ist, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen. „Es ist hochspannend, all das zu lernen und unerlässlich“, meint Mike Schwulerra. „Schließlich steht man als Meister immer mit einem Bein im Gefängnis. Verordnungen und gesetzliche Vorgaben müssen eingehalten werden.“

Inzwischen ist es nicht mehr notwendig, mindestens fünf Gesellenjahre zu absolvieren, bevor man sich auf den Weg zum Meistertitel macht. Doch Schwulerra sieht das kritisch: „Klar, man sollte nicht zu lange zu warten. Aber es ist nicht sinnvoll den Titel ohne Berufserfahrung anzustreben. Man sieht einfach viele Zusammenhänge nicht und hat es verdammt schwer.“