Bottrop. . Die Meister stellen immer noch die Ausbildung sicher. In der Region kommen auf hundert Meisterbetriebe 79 Lehrlinge.

Eigentlich wollte Michelle Mielke aus Bottrop ihr eigenes Fleischerei-Fachgeschäft aufmachen. Dazu nahm sie die Mühe einer Meisterausbildung auf sich. Am Sonntag gehörte die 20-Jährige zu den fast 1700 Jungmeistern, die in der Halle Münsterland ihren Meisterbrief entgegennehmen konnten.

Auch im öffentlichen Dienst

Doch die eigene Fleischerei ist erstmal in den Hintergrund gerückt. „In der Meisterschule sind mir im Fach Wirtschaft die Augen aufgegangen“, sagt Michelle Mielke. Viele Kunden honorierten das Qualitätsfleisch nicht mehr, sondern achteten nur noch auf den niedrigen Preis im Supermarkt. „Zurzeit arbeite ich als Filialleiterin bei einem großen Lebensmitteleinzelhändler. Mein Plan ist es nun, mich für eine zweijährige aufbauende Ausbildung zur Lebensmittelkontrolleurin zu bewerben. Dafür ist der Meisterbrief Voraussetzung. Auch weil ich jung bin, erhoffe ich mir gute Chancen, da reinzukommen. Dann würde ich später im öffentlichen Dienst arbeiten.“

Welchen Stellenwert die Meister nach wie vor in der Wirtschaft einnehmen, machte der Präsident der Handwerkskammer Münster, Hans Hund, deutlich. „Der Meisterbrief ist das Gütesiegel für die Leistungen des Handwerks. Und es sind die Meister, die die Ausbildung sichern.“ 95 Prozent aller rund 14 800 Lehrlinge im Kammerbezirk Münster, der für Bottrop zuständig ist, werden von Handwerksbetrieben mit Meisterpflicht ausgebildet. Auf 100 meisterpflichtige Betriebe kommen 79 Handwerkslehrlinge. In den zulassungsfreien Handwerken sind es lediglich acht.

Im Schnitt 28 Jahre alt

Diesmal waren Meisterprüfungen in 32 Handwerksberufen abgelegt worden. Die Absolventen sind durchschnittlich 28 Jahre alt. Der jüngste Meister ist 19 Jahre (Fleischerhandwerk), die älteste Meisterin ist 54 Jahre (Kosmetikerhandwerk) alt. Gut die Hälfte kommt aus der Emscher-Lippe-Region und dem Münsterland, die übrigen aus anderen Teilen Nordrhein-Westfalens und weiteren Bundesländern. Das unterstreiche den guten überregionalen Ruf der Meisterschulen im Kammerbezirk Münster, meinte Hund.

Die Kammer sichere die Qualität der Meistervorbereitung durch einen hohen technischen Standard ihren Lehrwerkstätten und bei der Qualifikation der Dozenten, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Thomas Banasiewicz. „Auch nach der Prüfung bleibt die Kammer in Kontakt mit den Meisterinnen und Meistern. Sie werden mit vielfältigen Beratungs- und Bildungsleistungen unterstützt“, sagte Banasiewicz. Wer ein eigenes Unternehmen gründen oder übernehmen wolle, erhalte Dienstleistungen aus einer Hand – von Informationsveranstaltungen bis zum individuellen Service in den wichtigen Phasen der Existenzgründung und -festigung.