Bottrop. . Ginge es nach der SPD, gäbe es die Kumpel-Signale spätestens zum Bottroper Stadtjubiläum 2019. Nach der Duisburger Premiere lebt die Debatte auf.

Diese neuen Bergmannsampelmännchen finden sie in der SPD schon länger „sehr charmant“. Wäre es allein nach den Genossen gegangen, gäbe es diese Motive aus Anlass der Schließung des letzten Steinkohlebergwerks Prosper-Haniel entweder schon in diesem Jahr, spätestens aber nächstes Jahr zum 100. Stadtjubiläum an einigen Bottroper Fußgängerampeln.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link putzt die erste Fußgängerampel mit den neuen Bergbau-Ampelmännchen.
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link putzt die erste Fußgängerampel mit den neuen Bergbau-Ampelmännchen. © Michael Korte

Doch da waren bisher Bedenkenträger und Kritiker vor. Neulich nun hat Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link einfach mal die erste Bergmannsampel in der alten Montanstadt am Niederrhein eingeweiht, und in Bottrop lebt die Debatte über die rot und grün leuchtenden Bergmännchen wieder auf. Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski (SPD) sieht sich jedenfalls der Frage ausgesetzt: „Warum können wir das nicht?“ Am Donnerstag will er mit Markus Wenker, dem Leiter seiner Bezirksverwaltungsstelle, klären, wann die Bezirksvertretung über die Ampelmännchen in Bergmannsmontur sprechen kann. Dass dies Sache der Bezirksvertretungen sei, hatte der Verkehrsausschuss des Rates so beschlossen. Das war im Juni.

Heftige Kontroverse ausgelöst

Kurz zuvor hatte SPD-Sprecher Franz Ochmann das Ampelbergmännchen ins rechte Licht gerückt. „Ende 2018 schließt die letzte Steinkohlenzeche in Bottrop. 2019 feiert Bottrop sein 100-jähriges Stadtjubiläum. Wir finden, dass dies Anlässe sind, um auf die lange Bergbautradition in unserer Stadt einmal auf andere Art und Weise hinzuweisen“, meinte der SPD-Vertreter. Die Stadt möge daher doch an geeigneten Stellen die Bergbau-Ampelmännchen an Fußgängerampeln anbringen.

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Sollen bald auch an Bottroper Ampeln solche kleinen Bergleute den Fußgängern Rot und Grün anzeigen?

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Ochmann löste damit eine teils heftige Kontroverse aus. Die CDU lehnte derartige Ampeln ab. Der Bergbau hinterlasse ja schon reichlich Spuren in Bottrop, sagte Ratsherr Frank Kien. Er erinnerte daran, dass ja auch ein Bronze-Bergmann in der Innenstadt aufgestellt werde. Auch FDP-Ratsfrau Gabi Schmeer fand, dass man sich die Bergmännchen sparen könne. DKP-Vertreter Manfred Plümpe sieht in ihnen gar eine böse „Verhöhnung“ der Bergleute. ÖDP-Vertreter Ramazan Korkmaz wiederum riet, die Stadt sollte für die Ampelmännchen erst einmal Sponsoren finden.

Bis Juni war das gar nicht erlaubt

Etwa 150 Euro würde der Spaß an einem Überweg kosten, um die 500 Euro an einer größeren Kreuzung, errechnete jemand aus der Verwaltung. Grundsätzlich sei die Verwendung von Bergmannsampelmännchen möglich , teilte Beigeordneter Klaus Müller mit. Doch im Rathaus sahen sie die Pütt-Ampeln vorher ausgesprochen skeptisch. Bis Juni waren sie auch gar nicht erlaubt. Erst kürzlich hat das Land so etwas genehmigt. Dennoch scheute die Verwaltung bisher die Verantwortung. Die Stadt müsse ja dafür gerade stehen, dass die Ampeln mit den leuchtenden Bergmännchen tatsächlich sicher genug seien. Im Zweifel haftet die Stadt, falls es zu Unfällen käme. Ähnlich wie die Stadt Bochum raten sie auch in der Bottroper Verwaltung, lieber vorsichtig zu sein.

In Duisburg sieht die Verwaltung das anders und weist auf die Vorschrift hin, „dass im Lichtzeichen für Fußgänger das rote Sinnbild einen stehenden, das grüne einen schreitenden Fußgänger zeigt“ - und genau das tun die Bergmännchen in der Duisburger Ampel ja. Bottrops Bezirksbürgermeister Kucharski hätte auch gar nichts dagegen, wenn sie bald in Bottrop aufleuchten. Am Malakoffturm könne er sich so eine Ampel vorstellen oder vor der Kokerei Prosper. „Überall da, wo der Bergbau eine Rolle spielt, meint Kucharski, und warum eigentlich nicht auch in der Innenstadt. Ob daraus allerdings bis zum Stadtjubiläum 2019 noch etwas wird?

Eine Journalistin hatte die Idee

Die pfiffige Idee, leuchtende Bergmanns-Ampeln auf den Straßen im Ruhrgebiet zu etablieren und anschließend zu verbreiten, hatte die gebürtige Bottroperin Kathrin Hänig: Die Journalistin saß vor zwei Jahren mit ihren Eltern an einem Weihnachtstag vor dem lodernden Kaminfeuer und betrachtete kleine Bergmannsfiguren und eine große Grubenlampe, die auf dem gefüllten Sims standen. Ihr Vater war als Ingenieur im deutschen Steinkohle-Bergbau tätig und unter dem Elternhaus wurde bis vor wenigen Jahren noch Kohle abgebaut. Klar, dass da ihr der Gedanke nicht fern lag, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Journalistin Kathrin Hänig hatte die Idee zu der Kumpel-Ampeln.
Die Journalistin Kathrin Hänig hatte die Idee zu der Kumpel-Ampeln. © Michael Korte

„Ein Stück von der Kultur muss erhalten bleiben, es kann doch nicht sein, dass alles zu macht und nichts von all’ dem bleibt“, so ihre Überlegung. Die originellen Bergmanns-Ampelmännchen fielen der heutigen Duisburgerin schnell ein. „So bekommen wir Grubenlampen auch über Tage zum Leuchten.“ Daraufhin schrieb sie einen längeren Artikel über verschiedene Ampelsignale und befragte Fachleute und Experten zu dem Thema. Obwohl sie zuerst bei der Stadt Duisburg nicht weiterkam, konnte sie Oberbürgermeister Sören Link bei einem Pressegespräch für sich gewinnen, der das Konzept befürwortete. Im Dezember 2017 war es soweit und der OB kam auf Kathrin Hänig zu. „Wir machen das mit der Bergmanns-Ampel!“ Die Illustratorin Claudia Richter zeichnete daraufhin einen Entwurf. Die erste Bergmanns-Ampel konnte umgesetzt werden. Sie steht nun in Duisburg an der Mülheimer Straße.