Gelsenkirchen. . Bislang musste die Stadt wegen der Rechtslage Anträge zur Einführung neuer Piktogramme für Ampeln ablehnen. Ein neuer Erlass eröffnet Chancen.
Augsburg hat seinen Kasperl als Hommage an die weltberühmte Puppenkiste, die Hochburg des rheinischen Karnevals die kultigen Mainzelmännchen als Reminiszenz an das Zweite Deutsche Fernsehen, das in der pfälzischen Landeshauptstadt seinen Sitz hat und Duisburg seit neustem die weltweit erste „Bergmanns-Ampel“ – als Erinnerung an die Zeit des Bergbaus. Ist die Kumpel-Ampel eine Option für Gelsenkirchen – immerhin galt man lange Jahre als die Stadt der 1000 Feuer?!
„Eine sehr sympathische Idee“, nennt Stadtsprecher Martin Schulmann den eingeschlagenen Duisburger Weg. Ob auch Gelsenkirchen darauf zusteuert, ist indes noch offen. Denn bis zum Juni vergangenen Jahres sei es juristisch nicht möglich gewesen, andere Ampelmännchen zu installieren als die vorhandenen Symbole. „Erst mit dem Erlass vom 13. Juni 2018 hat sich das geändert“, so Schulmann weiter. Das ist auch der Grund dafür, warum die Verwaltung in der Vergangenheit solche gut gemeinten Anträge immer habe ablehnen müssen.
Landesweites Einheitlichkeitsgebot setzt enge Grenzen
Demnach könnte jetzt also ein solches Ansinnen zur Einführung von Kumpel-Piktogrammen mit dem erhofften identitätsstiftendem Charakter auf Zustimmung treffen. Allerdings sind dem nach Auskunft des Verkehrsministeriums NRW im Interesse landesweit einheitlicher Verkehrs- und Lichtzeichenregelungen enge Grenzen gesetzt. Fußballer als Piktogramme in Höhe der Schalker Arena oder Hunde und Pferde rund um die Rennbahnen – ein solches Vielerlei wird es nicht geben können.
„Die Lichtzeichen für Fußgänger müssen in jedem Fall eindeutig erkennbar und begreifbar sein“, erklärt Ministeriumssprecher Bernhard Meier. Wer von den Richtlinien für Lichtsignalanlagen abweicht, dem fällt auch die Beweislast dafür zu, dass die von ihm gewählte technische Lösung den gebotenen Sicherheitsstandard auf andere Weise gewährleistet. „Die Haftung liegt dann bei der Straßenverkehrsbehörde und der Straßenbaubehörde als Betreiber der Lichtsignalanlage“, so Meier.
Die Kultur von unter Tage über Tage bringen
Die Idee zu den Bergbau-Piktogrammen an Ampeln in Duisburg hatte die Journalistin Kathrin Hänig im Dezember 2016: „Mein Vater und mein Großvater waren Bergmänner. Ich wollte die Kultur von unter Tage über Tage bringen.“ Beim Design hat eine Medienagentur geholfen.
Schablonen kosten 1000 Euro
Die Kosten für die neuen Ampelmänner halten sich in Grenzen. Die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Duisburg haben die technischen Voraussetzungen geschaffen und die Schablonen für die erste Ampel angefertigt (Kosten: 1000 Euro).
Stadtsprecher Martin Schulmann sagte, dass auch eine Stadt im Stärkungspakt sich das Bedrucken ausgesuchter Ampeln oder das Anfertigen der Schablonen für die Ampelgläser leisten könne. Es dürfte daher wohl nicht allzu lange dauern, bis ein solcher Antrag zur Einführung der Bergbau-Ampelmänner zur Prüfung vorliegt.
Kommentar: Eine Idee mit Charme
Wo, wenn nicht im Ruhrgebiet, wären Kumpel als Ampelmännchen authentischer und identifikationsstiftender. Gelsenkirchen hatte immerhin 16 Zechenstandorte. Darum sollte es auch hier und in anderen Revierstädten möglich sein, dem Duisburger Beispiel zu folgen.
Sicher, beim Haftungsrecht könnten Juristen rot sehen, doch glaubt ernsthaft jemand, dass ein Gericht die Stadt in der Verantwortung sieht, weil das rote oder grüne Männchen nicht als Signalgeber zu erkennen war? Im roten Leuchtfeld muss laut neuem Erlass lediglich das Sinnbild eines stehenden, im grünen Leuchtfeld das Sinnbild eines schreitenden Fußgängers gezeigt werden. Und in Städten wie Mainz, Berlin und Co. funktioniert das seit Jahren prima.
Warum also nicht in Gelsenkirchen? Die Bergbau-Ampelmännchen sind Sympathieträger. Und hätten als Alleinstellungsmerkmal für das Ruhrgebiet echten Charme.