Bottrop. In St. Johannes soll Gottesdienst und Gemeindeleben unter einem Dach stattfinden. Folgekosten sprechen gegen neuen Saal, so die Verantwortlichen.
Der Konflikt um den geplanten Umbau von St. Johannes in der Boy geht weiter - auch wenn die Signale nun wieder auf Gesprächsbereitschaft, eventuell sogar auf Diskussion der jüngsten Pläne stehen. Nach dem Mitglieder die Interessengemeinschaft zum Erhalt des 1973 geweihten Baus, der ersten und einzigen Bottroper Kirche, die nach der Liturgiereform von 1969 entstand, ihre Alternativen in der WAZ vorgestellt haben, kommen nun Vertreter der Leitungsgremien und der Verwaltung der Pfarre St. Joseph zu Wort, zu der die Gemeinde St. Johannes gehört.
Es solle keine Gegendarstellung sein, vielmehr eine Präsentation der Argumente, Fakten und Zahlen, die zum Stand der Dinge führten, wie sie sich heute darstellen, so Roberto Giavarra, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Dieser Meinung sind auch Willi Delsing, stellv. Vorsitzender des Kirchenvorstands, und Klaus Wehrhöfer. Als Verwaltungsleiter der Pfarre ist er der Mann der Akten und Zahlen, auch für die einzelnen Gemeinden.
Begonnen hat der Umbauprozess in St. Johannes bereits 2012. Damals musste die marode Kita ersetzt werden und auch das in die Jahre gekommene und für heutige Verhältnisse zu große Schutzengelhaus, das noch kurze Zeit genutzt werden kann, wurde inzwischen verkauft. Blieben die Fragen, wo trifft sich die Gemeinde und was ist wie zu finanzieren.
Soziale und pastorale Erfordernisse
Ein auf dem Grund des alten Pfarrhauses (inzwischen wieder vermietet) geplantes dreistöckiges Gemeindezentrum für knapp 1,8 Millionen Euro erwies als zu teuer. So sei es aus dem Bistum zu hören gewesen, das sich an einem neuen Projekt aber mit 500 000 Euro beteiligen wollte, sagt Willi Delsing. Eine mündliche Zusage, die auch nach der Präsentation der neuen, heutigen Variante des Kirchenumbaus bestehen blieb.
Die Entscheidung zum Umbau der Kirche und gegen einen Neubau habe man mit Blick auf sinkende Kirchenbesucherzahlen, soziale Erfordernisse sowie auf die Folgekosten getroffen. Die Pläne von Diözesanbaumeister Thomas Tebruck habe die Entscheidung zur so genannten zweiten Variante bestärkt, so Delsing. Außerdem müsse man alle Gemeindestandorte im Blick behalten, auch Ebel und St. Antonius in Welheim.
8000 Euro mehr Rücklage für separaten Saal
So müsse die Pfarre jährlich „nur“ 23 000 Euro Rücklagen für einen Bau bilden, sagt Klaus Wehrhöfer. Bei großen historischen Kirchen wie St. Joseph oder Liebfrauen lägen die bei 51 000 Euro. Ein Saalneubau schlüge bei Rücklagen noch einmal mit 8000 Euro zu Buche. Den gesamten Umbau der Kirche veranschlagt Wehrhöfer auf 1,1 bis 1,2 Millionen Euro - von denen das Bistum hoffentlich die halbe Million übernimmt - plus einer fünfstelligen Summe für die Herrichtung der Orgel.
Demgegenüber steht der Kostenvoranschlag der Umbaugegner von gut 800 000 Euro für den Neubau eines Saales.
Architekt: „Ein gutes Gebäude verträgt Veränderungen“
Was den Umbau von St. Johannes betrifft, so habe es bereits eine offizielle Anfrage des Bistums Essen gegeben, so Professor Johannes Schilling. Der Sohn des Architekten Hans Schilling, dessen Büro 1969 den Neubau der Boyer Kirche plante, hält mit seinen Brüdern die Rechte am Entwurf seines Vaters und muss Änderungen zustimmen.
Erben beobachten die Baupläne aufmerksam
Er selbst habe Verständnis für Umbauten, die notwendig erscheinen, sagt der Architekt, dessen Kölner Büro nicht nur die Renovierung des Hildesheimer Doms verantwortete, sondern auch Kirchen multifunktional umgestaltete. „Natürlich ist uns am liebsten, wenn nichts verändert wird, aber auch die Nutzer einer Kirche haben das Recht, den Bau an ihre Bedürfnisse anzupassen, sofern das sensibel geschieht und etwas Gutes herauskommt“, so Schilling. Sein Vater, der auch die Marien-Kirche in Essen-Karnap entwarf, habe immer gesagt: Ein gutes Gebäude verträgt Veränderungen. Schilling wird aufmerksam beobachten, was mit St. Johannes geschieht.
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