Bottrop. . Bürger kritisieren das Pilotprojekt von Westfälischer Hochschule und Best. Trennung ist aufwändig und Leerung auf Anforderung klappt nicht immer.

Einige Haushalte müssen derzeit auf ganz spezielle Art den Müll trennen. Dahinter steckt die Fachhochschule Gelsenkirchen, die in Bottrop ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt durchführt. Anstatt in verschiedenen Mülltonnen sammeln die Teilnehmer ihren Müll in unterschiedlich farbigen Säcken und entsorgen alles in einer Tonne. Und die Best holt die dann auch nicht mehr regelmäßig ab, sondern nur noch auf Verlangen. Dafür melden sich die Teilnehmer bei der Hochschule, die dann die Abfuhr koordiniert.

Es gibt auch positive Stimmen

Doch so ganz reibungslos scheint das Projekt nicht zu laufen, einige Bürger beschweren sich massiv, dass vor allem die Abholung nicht funktioniert. So berichtet eine WAZ-Leserin aus Batenbrock, dass sie dreimal in Gelsenkirchen habe anrufen müssen, bis die volle Tonne geleert wurde. Dann jedoch sei die Best direkt zweimal an einem Tag gekommen. Die Batenbrockerin hat jetzt jedenfalls die Nase voll, sie will den Müll nicht länger so aufwendig trennen.

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Doch ganz so einfach ist es nicht, das hat zumindest Karl Rübner aus Kirchhellen festgestellt. Auch er lebt in einem der Projektgebiete. Er fragt sich, ob die Teilnahme freiwillig erfolgt, darüber hat er unterschiedliche Informationen. Die Hochschule habe ihm mitgeteilt, er müsse teilnehmen, in einem Schreiben der Best ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden: Man müsse zwar nicht teilnehmen, die Leerung der Tonne erfolge aber trotzdem nur auf Anforderung.

Teilnehmer fühlte sich bedrängt

Zudem ärgert sich Rübner über die Art der Kommunikation seitens Best und Hochschule. Er fühlte sich beim Hausbesuch gedrängt, an dem Projekt teilzunehmen, seine Bedenken und Verbesserungsvorschläge hätten offensichtlich keine Rolle gespielt. „Vielmehr verlief mein Gespräch mit Ihren Mitarbeitern und den Studenten im Stil eines kommerziellen Haustürgeschäfts“, schreibt Rübner in einem Brief an Oberbürgermeister Bernd Tischler. Ein zweites Gespräch sei nicht viel besser verlaufen. Für den Kirchhellener stellt es sich nun so dar, dass das Pilotprojekt „äußerst unprofessionell vorbereitet ist und durchgeführt wird.

Doch es gibt nicht nur Kritik an dem Projekt. Die Kirchhellenerin Christina Stratmann sagt, dadurch sei ihr erst einmal bewusst geworden, dass inzwischen doppelt so viel Müll mit dem Grünen Punkt wie Restmüll anfällt. „Ich ärgere mich zusehends über den Verpackungsmüll.“ Ein weiterer Vorteil sei eben, dass es nicht mehr vier Abfuhrtermine gibt. Und bei ihr funktioniere die Terminvereinbarung via WhatsApp gut. Grundsätzlich hält sie das Projekt – abgesehen von kleinen Stellschrauben – für alltagstauglich.

Ersten Monate dienen dem Einspielen

Best-Vorstand Uwe Wolters appelliert an die Teilnehmer, weiter zu machen. Noch bis Ende Juni läuft das Projekt. Im letzten Monat soll dann auch der Müll auf dem Recyclinghof entsprechend sortiert werden. Die ersten beiden Monate dienten dem Einspielen. Es gehe darum, neue Formen der Abholung auszuprobieren, und es sei lediglich ein Test. Angesichts immer weiter steigender Gebühren seien solche Versuch nötig, so Wolters. Zudem hätten alle beteiligten Haushalte entsprechende Flyer erhalten und seien auch besucht worden.

Forscher haben mit Schwierigkeiten gerechnet

Die Schwierigkeiten, die einige Teilnehmer schildern, überraschen Professor Ralf Holzhauer von der Westfälischen Hochschule nicht. Nicht umsonst seien die ersten zwei Monate der dreimonatigen Projektphase zur Eingewöhnung gedacht. Schließlich gehe es um einen Versuch, da könne nicht von Anfang an alles glatt laufen. Auch bei ihm und seinen Mitarbeitern habe es Beschwerden gegeben. „In den ersten Wochen ging es vor allem darum, wie richtig sortiert wird. Das läuft jetzt, zumindest kommen da keine Klagen mehr.“

Stattdessen hake es nun bei der Abfuhr. Hier hat Holzhauer drei mögliche Fehlerquellen ausgemacht. So könne es durchaus sein, dass an der FH der Name nicht notiert werde. Oder aber bei der Übertragung zur Best laufe etwas verkehrt. „Wir hatten aber auch den Fall, da war die Leerung zwar angefordert, doch die Tonne stand dann nicht draußen.“

550 Haushalte beteiligen sich am Pilotprojekt

550 Haushalte sind an das Projekt angeschlossen, 35 Prozent davon bestellten die Abfuhr per Whats-App, 41 Prozent nutzten eine spezielle App für das Projekt und 21 Prozent das Telefon.

Bleibt die Frage der Freiwilligkeit. Aus wissenschaftlicher Sicht sei es wichtig, dass alle teilnehmen, so Holzhauer, wohlwissend, dass man nie alle erreiche. „Wir haben uns bemüht, alle Haushalte zu informieren und auch persönlich aufzusuchen und mitzunehmen.“ In Gesprächen habe man versucht die Projektidee und das Anliegen zu erklären. Allerdings sei die Abfuhr auf Bestellung für die Projektgebiete festgelegt.