Bottrop. . Das Projekt „Find it – Use it“ zielt darauf, dass Bürger den Abfall mehr sortieren und Wertstoffe besser verwertet werden.
- Den Müll besser zu verwerten ist das Ziel eines Forschungsprojektes der Westfälischen Hochschule
- Als Praxispartner kooperiert die Best mit dem Forscherteam
- Derzeit wird eine Bürgerbefragung in drei Pilotgebieten ausgewertet
Verpackungen, Glas, Restmüll – das Sortieren ist in den Haushalten längst Alltag. Aber verbesserungswürdig, glaubt Prof. Ralf Holzhauer vom Zentrum für Recyclingtechnik an der Westfälischen Hochschule. Sein Forschungsprojekt „Find it – Use it“ zielt darauf ab, die Bürger dabei zu unterstützen, mehr und qualitativ besser zu sortieren. Auf dass die Verwertung von Wertstoffen gesteigert wird. Besonderes Augenmerk gilt der Biomasse, dem (Versandkarton-)Papier und dem Elektro-Schrott. In letzterem stecken seltene Erden und Metalle als wichtige Ressourcen. Praxispartner ist die Best.
Positive Hilfestellungen bei der Mülltrennung geben
Plastik landet im Bioabfall, weil die Speisereste in der Küche in einer Tüte gesammelt werden. Die Zahnbürste aus Kunststoff wirft der Bürger mit bester Verwertungsabsicht in die gelbe Tonne – dort gehören aber nur Verpackungen hinein. Solche Fehlwürfe kennen Prof. Holzhauer und sein Team ebenso wie Carsten Sußmann und Uwe Wolters von der Best. „Das ist ein Punkt, an dem wir versuchen anzusetzen“, erläutert Holzhauer. „Wir denken zum Beispiel über Apps nach. Wie kann man positiv Hilfestellungen geben, um eine höhere Sortenreinheit zu erreichen?“
Bevor aber solche neuen Instrumente in Bottrop praktisch getestet werden, wurde zunächst eine Bürgerbefragung gestartet, deren Auswertung noch läuft. In drei Pilot-Gebieten – von „ländlich“ im Stadtnorden bis „urban“ in Stadtmitte – wurden rund 1500 Haushalte angeschrieben, die Beteiligung liegt bei 26 Prozent. Bottrop als „Versuchsstadt“ sei schon gut, betont Holzhauer, nämlich zum Beispiel Nummer eins unter den Großstädten bei der Bioabfallerfassung. „Wir wollen gucken, was sie machen“ – und was noch besser geht.
Bürgerbefragung in drei Pilotgebieten
Gefragt wurde etwa nach der Abfalltrennung. Aber auch danach, wie zufrieden die Kunden mit ihren Tonnengrößen oder dem Abfuhrrhythmus sind. Auch Abfallanalysen in den drei Pilotgebieten gehören dazu. Nach der Auswertung sollen neue Ansätze fürs Sortieren und Sammeln erprobt werden, wie etwa die App, Bürgerinfos, vielleicht andere Arten von Abfuhr, um etwa die Abgabe von Elektroschrott attraktiver zu machen. „Wir hoffen, etwas Positives zu finden, was grundsätzlich die Menge und Qualität erhöht“, so Holzhauer.
Überlegungen gibt es auch dazu, die Sammellogistik anders zu gestalten. „Eine Frage ist: Wie gehen wir mit der älter werdenden Bevölkerung um“, sagt Best-Vorstand Carsten Sußmann. Gerade bei größeren Wohnkomplexen wäre es für sie einfacher, ihre Müllbeutel nicht in große Behälter zu hieven, sondern in unterirdischen Sammelsystemen zu entsorgen. Mit der GBB habe man solche neuen Unterflursysteme für den Neubau-Bereich Robert-Brenner-Straße schon ins Auge gefasst.
„Auf der Logistik-Seite kann man sich auch die Phalanx von unterschiedlichen Sammeltonnen anschauen“, ergänzt Holzhauer. In Schweden etwa werde der Müll in farblich unterschiedlichen Beuteln gesammelt – und dann in einer Tonne abgefahren. „Es gibt auch digitale Aspekte, über die man nachdenken kann“, so der Fachmann weiter. So könnten Informationen über den Füllstand der Tonne übermittelt und danach entschieden werden, wann sie geleert wird.
>> FÖRDERUNG FÜR DAS PROJEKT
Angestoßen wurde das Projekt aus der Westfälischen Hochschule, Standort Gelsenkirchen. Gefördert wird es über drei Jahre mit gut 550 000 Euro aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Der Startschuss fiel im März 2016. Die Erfahrungen aus Bottrop sollen auf NRW übertragen werden.