Bottrop. . Gemeinsam testen Westfälische Hochschule und Best eine neue Art der Mülltrennung. Gesammelt wird in farbigen Tüten, die landen in einer Tonne.

Wie lässt sich mehr aus dem Müll herausholen? So lässt sich das Ziel des Pilotprojekts von Westfälischer Hochschule und Best ganz gut zusammenfassen. Denn noch immer landen Wertstoffe, die gut nutzbar wären, im Restmüll und werden verbrannt – allen Sortierbemühungen zum Trotz.

In einem Dreimonatszeitraum sollen 600 Bottroper Haushalte nun anders sortieren. Bis Ende Juni werfen sie ihren Müll nicht mehr in gesonderte Tonnen sondern in farbige Beutel. Die sind je nach Müllsorte weiß (Altkleider), rot (Elektroschrott), gelb (Verpackungen), braun (Papier/Pappe), grau (Restmüll) oder grün (Speisereste) und landen am Ende in einer Tonne.

Leerung der Tonnen nach Bedarf

Ein Sensor erkennt an Mehrfamilienhäusern die Farbe des Sacks.
Ein Sensor erkennt an Mehrfamilienhäusern die Farbe des Sacks. © Thomas Gödde

Die wird dann nach Bedarf geleert. Sprich wenn die Mülltonne voll ist, melden sich die Bürger bei der Best und der Müll wird abgeholt. Das geht über eine App, als Nachricht via Whats-App oder über einen so genannten Trash-Button, grob übersetzt einen Abfallknopf, also per Knopfdruck. Am nächsten Tag wird dann geleert – während der Pilotphase. Ausgewählt wurden Haushalte in den Bezirken Altstadt und Nordost als städtisches Testgebiet, Batenbrock Nord als vorstädtisches und nordöstliches Kirchhellen als ländliches Gebiet.

An einer Wohnanlage der LEG steht dafür ein ganz neuer Müllcontainer. Ausgerüstet mit einem Sensor erkennt er die Farbe des Beutels und auch, ob etwa im Biomüll Fremdstoffe sind. Je nachdem entriegelt die Technik dann die richtige Klappe des Behälters und hilft so beim Sortieren.

Praxisphase gründet auf Befragung und Analyse

Professor Ralf Holzhauer vom Fachgebiet Recyclingtechnik an der Westfälischen Hochschule ist verantwortlich für das Projekt, das nun schon zwei Jahre läuft. Die nun gestartete Praxisphase gründet auf Bürgerbefragungen und auch Abfallanalysen. Es solle erreicht werden, dass der Müll sortenreiner als bisher an den Entsorger zurückfließt und damit die Wiederverwendungsquote von wertvollen Stoffen im Müll gesteigert werde. Die Idee für die Abfuhr in verschiedenfarbigen Säcken haben die Forscher in Nordeuropa abgeschaut. Dort gibt es ähnliche Systeme schon lange, am Ende sortiert eine Maschine die Beutel nach Farben.

Nach zwei Monaten wollen Holzhauer und seine Studenten überprüfen, ob der Müll „sortenreiner“ geworden ist. Dafür öffnen sie die Säcke dann auf dem Recyclinghof Donnerberg. Zudem erhoffen sich die Forscher durch die passgenauen Abfuhrtermine eine CO2-Ersparnis.

Ausweitung auf die gesamte Stadt ist nicht geplant

Die beiden Best-Vorstände Carsten Sußmann und Uwe Wolters betonen, dass es sich lediglich um ein Forschungsprojekt handelt, eine Ausweitung auf ganz Bottrop nicht geplant sei. Allerdings verspricht sich der kommunale Entsorger Informationen, wie der Müll besser sortiert werden könnte. Sußmann: „Wir haben bisher etwa einen Bio-Anteil von gut 50 Prozent im Restmüll.“ Und auch die dynamische Abfuhr nach Bedarf sei reizvoll, so Wolters, aber das sei eben noch absolute Zukunftsmusik. Nur: „Eine solche dynamische Tourenplanung bekommen Logistiker ja auch hin, die wissen am Tag vorher auch noch nicht unbedingt, wo sie am nächsten Tag ausliefern müssen.“

Der Vorteil für den Bürger bei dem ganzen System sei, dass er weniger Tonnen vor der Tür habe. Welche Auswirkungen ein solches System auf die Gebühren hätte, kann Holzhauer noch nicht vorhersagen. Auch das sei Teil des Forschungsprojekts, das im übrigen von der EU mit rund 550 000 Euro gefördert wird.