Bottrop. . Als Leiterin der Verbraucherzentrale Bottrop ist Claudia Berger mit ihrer Arbeit nah an den Problemen der Menschen.
Ihr Lebensweg war und ist turbulent und abwechslungsreich und unterwegs hat sie Qualitäten und Fähigkeiten in sich entdeckt, von denen sie einst nichts wusste. Doch als Leiterin der Verbraucherzentrale Bottrop ist Claudia Berger in ihrem Element und würde nichts anders machen. „Wir sind bei unserer Arbeit immer nah an den Problemen der Menschen, unsere Beratung hat Gewicht und wir können die Welt positiv verändern.“
Doch diese Herausforderung und Aufgabe zugleich hatte die 58-Jährige als junger Mensch natürlich nicht im Blick. „Nach dem Abitur war ich total ratlos, denn meinen damaligen Traum hatte meine Mutter mir ausgeredet“, erinnert sich Claudia Berger und erzählt schmunzelnd, dass sie immer schon eine „Bücherfresserin“ gewesen sei. „Geschichte war mein Ding, drum wollte ich Archäologin werden.
Als freie Dozentin in Recklinghausen
Aber meine Mutter meinte, dass sei brotlose Kunst und ich würde dann mein Leben lang im Dreck rumkriechen.“ Also verwarf die damals 18-Jährige diesen Plan und studierte stattdessen Ökotrophologie in Münster. „Mich reizte einfach das breitgefächerte Studium, das Mathe, Physik, Chemie, Ernährung, Haushaltstechnik, Recht, Mikrobiologie und Wirtschaft auf dem Plan hatte“, so die Recklinghäuserin. „Ich legte mich so noch nicht fest.“
Schnell war aber das Thema Ernährung ihr Ding und noch vor dem Examen 1982 bekam sie das Angebot als freie Dozentin in Recklinghausen angehende Krankenschwestern und -pfleger in Ernährungs- und Diätlehre zu unterrichten. „Ich glaub’, sie haben mich überhaupt nicht verstanden, ich hab das zunächst viel zu wissenschaftlich aufgezogen“, erinnert sich Berger schmunzelnd.
Ernährungstrainerin der Verbraucherzentrale
Doch der Job machte so viel Spaß, dass sie diesen auch nach dem Examen 1982 weiterführte. Dazu unterrichtete sie Erwachsene an der Volkshochschule in Marl in Ernährungslehre und Hauswirtschaft und wurde schließlich auch noch „Ernährungstrainerin“ der Verbraucherzentrale. „Ich war ganz gut ausgelastet und musste mich immer wieder auf andere Klientel einstellen – eine tolle und spannende Zeit.“ Aber letztlich auch eine anstrengende, denn schließlich wollte sie irgendwann auch für ihre Söhne Thomas und René da sein. „Um alles unter einen Hut zu bekommen, musste ich immer viel managen.“
Drum sei es genial gewesen, als sie 1998 die Chance erhielt, in die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale Recklinghausen einzusteigen. „Klar bedeutete das viele Fortbildungen und Seminare, aber damit hatte ich nur noch einen Job und geregelte Arbeitszeiten“, so Berger. Überhaupt: Weiter- und Fortbildung seien bei der Arbeit in der Verbraucherberatung ohnehin unerlässlich. „Alles ändert sich ständig und wir müssen bei allen Themen immer up to date sein“, erklärt Claudia Berger. Im Juli 2003 übernahm sie dann die Leitung des Standortes Bottrop, zunächst mit halber und ab 2005 mit ganzer Stelle. „Doch Leitung ist schon anders als reine Beratung“, stellt Berger fest. „Ich habe die Verantwortung für alles, führe das Budget, arbeite mit Politik, Verwaltung und Presse zusammen, präsentiere also unsere Arbeit und kümmere mich um unser Außenbild.“
Helfersyndrom stößt an seine Grenzen
Selbstverständlich gehört auch die Beratung zum Arbeitsalltag von Claudia Berger. „Gerade der Kontakt mit den Kunden ist für mich nach wie vor das Schönste!“ Klar, kämen die Leute immer mit Problemen „und auch immer erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Dennoch ist es immer wunderbar, helfen zu können“, meint Claudia Berger und erinnert sich an ihr schönstes Erlebnis.
„Damals half ich einem älteren Herrn, der zu mir kam und meinte, er habe kein Geld mehr. So war das eigentlich nicht, aber er hätte an seine Ersparnisse gehen müssen. Ich half ihm 48 oftmals untergeschobene Verträge zu Abos, Gewinn- und Glücksspielen aufzulösen und holte ihm 8000 Euro zurück. Der Mann war so dankbar!“ Überhaupt seien die Leute oft sehr verzweifelt, wenn sie kommen. „Wir hören oft ganze Lebensgeschichten, aber da stößt unser Helfersyndrom doch auch schnell an Grenzen.“
Digitalisierung hält Einzug
Den Rat der Verbraucherberaterinnen – vier teilen sich zwei Stellen – holen Menschen jeden Alters ein. „Im Gegensatz zu früher müssen wir uns heute nicht mehr mit Haustürgeschäften, Internetabzocke oder Kaffeefahrten beschäftigen“, erklärt Claudia Berger. Die Themen Telekommunikation und Energie stünden im Vordergrund.
Um die Zukunft macht sie sich keine Sorgen, denn Verbraucher werden immer Fragen haben und Hilfe suchen. „Die Digitalisierung hält auch bei uns Einzug und wir stellen uns dem Thema. Beratung per Telefon und E-Mail gibt es schon, Beratung per Homeoffice wäre denkbar“ Übrigens: Der Archäologie hat Claudia Berger nicht ganz abgeschworen: „In meiner Freizeit liebe ich Geschichtliches - egal ob als 800-Seiten-Buch oder TV-Dokumentation.“