Bottrop. . 2017 mussten viele schutzsuchende Frauen und Kinder abgewiesen werden. Verweildauer ist lang, Betroffene finden kaum noch Wohnungen.

Das Bottroper Frauenhaus, das 2017 auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken konnte, wird dringender denn je gebraucht. „Wir haben im vergangenen Jahr mit 92,6 Prozent eine der höchsten Belegungsquoten erreicht“, sagt die Leiterin Sandra Behrendt. Fast das ganze Jahr über war das Frauenhaus voll belegt, viele hilfesuchende Frauen und Kinder mussten abgewiesen werden. Damit war Bottrop keine Ausnahme. Denn in ganz NRW ist es traurige Realität, dass schon längst nicht mehr alle schutzsuchenden Frauen einen Platz bekommen.

© Miriam Fischer

Die Gründe sind in ganz NRW gleich: „Es fehlt bezahlbarer Wohnraum“, sagt Sandra Behrendt. Das bedeutet, dass Frauen und Kinder immer länger im Frauenhaus bleiben müssen. „Früher hatten wir eine durchschnittliche Verweildauer von zwei Monaten, heute sind es drei bis vier Monate.“ Viele Wohnungen sind aus der Sozialbindung herausgefallen, neue wurden kaum gebaut und auf dem sozialen Wohnungsmarkt konkurrieren viele mit einander. Alleinerziehende Mütter und ihre Kinder fallen da oft hinten runter.

„Wir kriegen noch Wohnungen, aber das dauert seine Zeit“, sagt die Frauenhausleiterin. Oft helfe es, wenn sie und ihre Kolleginnen die Frauen zu Vermietern begleiten, Vorbehalte aus dem Weg räumen und sämtliche Formalitäten erledigen. Noch schwieriger sei es, Wohnungen für Frauen mit vielen Kindern zu finden. „In einem Jahr hatten wir zwei Frauen mit sechs Kinder“, erinnert sich Behrendt.

Immer mehr ältere Frauen kommen

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129 Personen – 75 Frauen, 54 Kinder – wurden 2017 im Awo-Frauenhaus mit seinen 18 Plätzen aufgenommen. Dabei war die Zahl der zugewanderten Frauen fast doppelt so hoch wie die der deutschstämmigen. Auch einige Flüchtlingsfrauen wurden betreut. Insgesamt fanden in den 25 Jahren 4434 Frauen und Kinder dort Schutz. Immer mehr ältere Frauen waren darunter, die sich trennen wenn die Kinder aus dem Haus sind. „Ich war inzwischen schon mit einer Frau zur Rentenberatung“, erinnert sich Sandra Behrendt.

Die bedarfsorientierte Beratung der Frauen sei überhaupt Markenzeichen des Teams, sagt Doris van Kemenade, die zuständige Fachbereichsleiterin der Awo. „Das Frauenhaus verfügt über ein großes Netzwerk. Das kann den Frauen eine gute Starthilfe geben.“ Denn sowohl die Mütter als auch ihre Kinder seien in der Regel schwer traumatisiert, wenn sie ins Frauenhaus kommen.

Land will mehr Geld geben

Bis Ende 2018 ist die Finanzierung des Frauenhauses durch das Land gesichert, es trägt rund 60 Prozent der Personalkosten. Weiter gibt es einen Tagessatz pro Bewohner, den die Heimatkommune zahlt. Das Land hatte angekündigt, in diesem Jahr 500 000 Euro mehr bereit zu stellen. „Wofür genau wissen wir noch nicht“, sagt Doris van Kemenade. Grundsätzlich wünschen sich die Träger seit langem eine bedarfsgerechte, sichere Finanzierung der Frauenhäuser.