Bottrop. . Bodo Buschmann denkt über Alternativen zum Elektroantrieb nach. Eine neuerliche Erweiterung seines Betriebs auf dem Eigen schließt er nicht aus.
Vor 40 Jahren hat Bodo Buschmann die Tuningschmiede Brabus gegründet – und daraus ein Weltunternehmen geformt. Seine Autos aus Bottrop stehen für Leistung und Luxus. Im Gespräch mit Redakteur Matthias Düngelhoff wagt der überzeugte Bottroper einen Blick in die Zukunft und spricht auch über alternative Antriebe.
Sie gelten als jemand, der Benzin im Blut hat. Wie verfolgen Sie die Debatte rund um alternative Antriebe und gerade auch Elektroautos?
Man muss schon sehen, welche Alternativen und welche Wirkungsketten es gerade bei E-Autos gibt. Macht man es richtig, dürfte man ein solches Auto nur mit Ökostrom laden. Solange der Strom fürs Elektroauto aus fossilen Brennstoffen kommt, verlagert man lediglich den Auspuff ans Kraftwerk, es ist also lediglich emissionsfreies Fahren. Hinzu kommt: Es gibt Untersuchungen aus Schweden, wonach für die Produktion der Batterien eines Tesla S 17 Tonnen CO22 ausgestoßen werden. Das entspricht rund 90 000 Kilometern mit einem Verbrennungsmotor.
Das heißt, Sie setzen auf den Verbrennungsmotor?
Bodo Buschmann über . . .
. . . die Boot in Düsseldorf: Neben zahlreichen Automessen ist Brabus 2018 erstmals auf der Boot in Düsseldorf vertreten. Mit dem Bootsbauer Axopar Boats Oy, stellt Brabus dort das Brabus Shadow 800 vor, ein Luxusboot mit bekannten Brabus-Design- und Leistungsmerkmalen.
. . . sein Lieblingsauto: Die G-Klasse von Mercedes. Weil der Geländewagen über so viele Jahre nahezu unverändert gebaut wird „und weil er Charakter hat“.
. . . geschäftliche Misserfolge: Auch Bodo Buschmann gelingt nicht alles, was er anpackt. So habe er einmal die Idee eines „Zweitageskoffers“ für Geschäftsreisende gehabt. Doch der sei am Ende so schwer gewesen, dass sich immer der Verschluss geöffnet habe.
. . . Veränderungen: „Früher hatte die Elektronik noch nicht so großen Einfluss, wir konnten vieles über die Mechanik verändern. Andererseits erreichen wir heute Verbräuche, davon haben wir früher geträumt.“
Damit das jetzt nicht falsch rüberkommt, ich bin nicht gegen E-Mobilität, aber sie muss richtig funktionieren. Ich sehe im Moment einige Kernprobleme. Das ist zum einen der Preis, die Reichweite und die Frage der Infrastruktur. Ich fürchte aber, dass die Politik gegenwärtig eher in die Richtung emissionsfreies Fahren lenkt.
Was wäre Ihre Alternative zu Benzin und Diesel?
Wasserstoff ist verfügbar. Das Problem ist da nur, dass es unter sehr hohem Druck arbeitet, und auch da fehlt die Infrastruktur. Trotzdem meine ich, man sollte diese Technologie im Auge behalten, und ich würde sie auch favorisieren.
Aber würde das nicht auch für Brabus eine Veränderung bedeuten, wenn der Verbrennungsmotor ausläuft?
Es gibt ja immer verschiedene Möglichkeiten, Fahrzeuge zu veredeln, neben der reinen Leistungssteigerung. Mittlerweile wird schon häufiger die Veredelung der Innenausstattung nachgefragt, und auch die Business-Ausstattung wird häufig gewünscht – etwa von Unternehmern, die zwischen mehreren Werken pendeln und unterwegs arbeiten. Und diese Umbauten sind unabhängig von der jeweiligen Motorenart. Wir kommen bei uns im Durchschnitt bei den Umbauten auf ein Drittel Arbeiten im Bereich Technik, ein Drittel im Bereich Optik und ein Drittel Interieur. Dazu kommen aber noch die Kunden, die alles haben wollen.
Hätten Sie mit der Entwicklung gerechnet, als Sie vor 40 Jahren das Unternehmen gegründet haben?
Es ist unglaublich, wie die Zeit vergeht. Wenn ich mir nun die ganzen Geschichten anschaue, bei denen ich ja dabei war, bin ich selbst überrascht, wie viele es sind. (Anm. d. Redaktion: Währenddessen blättert Buschmann in einem neu erschienen Buch zur Unternehmensgeschichte.) Wenn ich heute sehe, dass wir hier in Bottrop fünf Werke haben, für die Automobilindustrie das größte und teuerste Auto bauen und Brabus in diversen Geschäftsfeldern aufgestellt haben, mit der Klassiksparte, dem Bereich Startech für Land Rover oder Bentley und mit CRD als Dienstleister für die Automobilindustrie, dann hatte ich damit nicht gerechnet.
Neben den fünf Werken arbeiten Ihre Mitarbeiter momentan auch in einem Zelt auf dem Parkplatz. Planen Sie eine nächste Erweiterung?
Es könnte sein, dass wir in der nächsten Zeit noch einmal erweitern. Das ist aber abhängig von der Auslastung in der nächsten Zeit. Aber es stimmt schon, das Zelt zeigt, dass es wieder eng ist und wir vielleicht demnächst etwas tun müssen. Wir haben zum Glück noch Flächen.
2018 endet der Bergbau, damit wird Brabus einer der größten Arbeitgeber in der Stadt.
Wir beschäftigen am Standort inzwischen rund 600 Leute. Aber natürlich sehen wir es mit Sorge, wenn der Bergbau hier abzieht. Auch wenn es vielleicht bedeutet, dass für unser Unternehmen einige interessante Arbeitskräfte bereit stehen könnten. Zuletzt konnten wir beispielsweise viele Opel-Mitarbeiter aus Bochum für unsere Fahrzeugproduktion übernehmen. Aber es ist auch wichtig, dass die Stadt Flächen ausweist und Gewerbe anzieht, um die Lücke zu füllen.
International aufgestellt – verwurzelt in Bottrop
Haben Sie je darüber nachgedacht, mit Ihrem Unternehmen aus Bottrop wegzugehen?
Wir sind ein internationales Unternehmen und sind inzwischen in 106 Ländern vertreten, aber wir haben unseren Stammsitz in Bottrop sehr gern. Ich bin ein Ruhrgebietsjunge, und trotzdem treten wir international mit Showrooms auf der ganzen Welt auf.
Zuletzt haben Sie in Düsseldorf eröffnet, was hat es damit auf sich?
Düsseldorf ist einer unserer Flagship-Stores, der erste dieser Art in Deutschland. Wir haben schon welche unter anderem in London, Peking, Dubai oder Miami. Dahinter steckt einfach die Idee, mit unseren Produkten dorthin zu gehen, wo unsere Kunden sitzen. Wir können nicht hier in Bottrop auf sie warten. Doch von all dem profitiert auch unser Stammsitz. Denn all das, was wir in unseren Niederlassungen weltweit verkaufen, produzieren wir hier in Bottrop.
Sind Sie stolz auf das, was sie erreicht haben?
Selbstverständlich bin ich auch stolz auf das, was wir zusammen als Team erreicht haben. Aber im Beruf hat man doch eigentlich immer den Anspruch, der Beste zu sein oder zu den Besten zu gehören. Und das ist uns gelungen. Das soll nicht arrogant klingen, aber ich glaube, dass wir was die Technik angeht, weltweit zu den Besten gehören. Aber ich bin nicht nur stolz, ich bin mir auch meiner sozialen Verantwortung für die Mitarbeiter bewusst.
Mit 63 Jahren denken andere Menschen an den Ruhestand. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Ich arbeite gern und bin fit genug. Natürlich freue ich mich, dass mein Sohn mehr und mehr eingebunden ist und eigene Aufgaben übernimmt. So ist er beispielsweise verantwortlich für den Vertrieb. Das ist der Lauf der Dinge. Klar würde ich mir manchmal etwas mehr Freizeit wünschen, aber im internationalen Geschäft ist es nicht so einfach. Bei Messen gilt einfach Präsenzpflicht, wie zuletzt in Dubai bei der Motorshow.
Können Sie denn loslassen?
Selbstverständlich schaue ich hin, aber wenn sie gar nicht loslassen können, müssen sie ja alles allein machen. Ich brauche also zwangsläufig gute Mitarbeiter, denen ich vertrauen kann.