Bottrop. . Automobiltuner Brabus baut aus dem Mercedes-Lieferwagen ein rollendes Büro. Entspannung in Ledersesseln und bei TV oder Playstation inklusive.

  • Mit dem Lastesel der Handwerker hat der Wagen nach dem Umbau nichts mehr gemeinsam
  • Rollendes Büro ist für Unternehmer auf kürzeren Strecken die Alternative zum Flugzeug
  • Bedarf für solche Autos wird immer größer deshalb weitere Modelle in Vorbereitung

Ein Knopfdruck, die Schiebetür surrt zur Seite und gibt den Blick frei in den Innenraum des Kastenwagens. Wobei dieses Auto nicht vergleichbar ist mit dem klassischen Lieferwagen, der sein Dasein als Lastenesel in Handwerksbetrieben fristet. Obwohl es sich bei dem Wagen um einen klassischen Mercedes Sprinter handelt. Der allerdings in den Brabus-Werkshallen kräftig umgebaut wurde.

Die lackierten Stoßfänger und die Reifen unterscheiden den Brabus-Umbau dann doch vom Serien-Sprinter.
Die lackierten Stoßfänger und die Reifen unterscheiden den Brabus-Umbau dann doch vom Serien-Sprinter. © Winfried Labus / FUNKE Foto Services

Brabus-Sprecher Sven Gramm drückt auf einen weiteren Knopf und das Auto erwacht. Gut, genauer ausgedrückt startet der Computer, der die ganze Technik in dem Wagen steuert. Im Stand muss er per Knopfdruck hochgefahren werden, denn die Technik dahinter verbraucht natürlich reichlich Strom – und würde sonst schnell die Batterie überfordern. Vier gegenüberliegende weiche und in dem, Fall weiße Ledersessel bieten den Passagieren reichlich Platz. Per Touchpad kann jeder Mitfahrer seinen Sitz steuern – Liegefunktion, Massagemöglichkeiten oder Sitzheizung – alles kein Problem. Die Füße stehen derweil auf einem Lederboden, auf dem zusätzlich noch Lammfell ausgelegt ist – hier muss niemand frieren. Doch bei der Gestaltung gibt es kaum Grenzen, auch ein Holzboden sei auf Wunsch möglich, sagt Gramm. Einzig die Sicherheit dürfe nicht beeinträchtigt sein. Ein weiterer Wisch auf dem Touchpad und die Gardinen fahren zu, jetzt ist die Privatsphäre komplett.

Für den Durst zwischendurch gibt es im Kühlschrank Alternativen.
Für den Durst zwischendurch gibt es im Kühlschrank Alternativen. © Winfried Labus / FUNKE Foto Services

Der Sprinter ist eine Mischung aus Büro und Wohnzimmer. Wer will, kann hier auch diskrete Geschäftsgespräche führen. Der Fahrer sitzt hinter einer Wand und bekommt nichts mit, Präsentationen lassen sich auf diversen Monitoren im Fonds abspielen.

Dabei fällt vor allem der riesige Bildschirm an der Wand zur Fahrerkabine auf. Ein Wisch auf einem weiteren Touchpad – und er schaltet um auf Fernsehempfang, noch ein Wisch und der Startbildschirm der Playstation leuchtet auf – alles für die Entspannung nach der Arbeit.

Einige 100 Kilometer Kabel haben die Techniker in dem Wagen verlegt und ein Steuersystem entwickelt mit eigenen Programmen für die zahlreichen Steuergeräte in dem Wagen. „Ein eigenes Can-Bus-System steuert das System“ erklärt Gramm. Ein Knopfdruck oder eine Bewegung auf dem Touchpad löst einen Befehl aus, der dann vom Steuergerät umgesetzt wird.

Drei bis sechs Monate dauert es, so einen Wagen zu bauen, zwischen 200 000 und 500 000 Euro müssen Kunden dafür anlegen – wobei nach oben hin immer noch was geht. Und der Bedarf werde immer größer, sagt Gramm. „Wir bauen ständig neue Autos dieses Typs und entwickeln ähnliches jetzt auf Basis der kleineren V-Klasse.“ Interessant sei so ein Wagen beispielsweise für den Unternehmer mit mehreren Werken in Deutschland, die er regelmäßig besucht. „Unterwegs kann er arbeiten, Besprechungen abhalten und er ist zeitenunabhägig“, zählt Gramm einige Vorteile im Vergleich zu Inlandflügen auf.

Und im Zweifel kommt eben auch die Entspannung nicht zu kurz. Wer sich im Sessel zurücklehnt kann mit kühlen Getränken aus der Bordbar anstoßen und schaut dann auf mehrere Monitore im Dachhimmel. Dort lässt sich bei jedem Wetter ein schöner Sommerhimmel einspielen – oder ein nächtliches Feuerwerk.