Bottrop. Werner Bergmann und Otto Dickau zeigen in ihrem neuen Buch die Bedeutung der früheren Kommende auf. Dafür haben sie in vielen Archiven geforscht.
Hätte es 1803 den Reichsdeputationshauptschluss nicht gegeben, hieße die Stadt heute sicher Welheim und nicht Bottrop. „Davon bin ich überzeugt“, sagt Professor Werner Bergmann.
„Denn die Deutschordenskommende Welheim war über Jahrhunderte nicht nur der größte Grundbesitzer im heutigen Stadtgebiet, sondern ungleich bedeutender als das Dörfchen Bottrop rund um die alte Cyriakuskirche.“
Die Geschichte ist lange Zeit auch in der Forschung kaum beachtet worden
Bergmann, emeritierter Professor für mittelalterliche Geschichte an der Ruhruniversität Bochum, hat jetzt ein Buch über die frühe Geschichte der Kommende vom 13. bis zum Vorabend der Reformation im frühen 16. Jahrhundert herausgebracht. Die Geschichte der Ordensniederlassungen in der näheren Region in Dortmund, Duisburg und Welheim sei lange Zeit auch in der Forschung kaum beachtet worden.
Fünf Jahre hat Bergmann nun mit dem früheren Leiter des Oberhausener Stadtarchivs, Otto Dickau (übrigens seinem ersten Doktoranden), die Urkunden zu sammeln und zu editieren.
Den Herzögen von Arenberg wurde der Grundbesitz 1803 zugesprochen
Dafür waren die Historiker nicht nur im hiesigen Stadtarchiv und im Pfarrarchiv von St. Cyriakus, sondern auch im Vestischen Archiv Recklinghausen unterwegs. Dort lagert ein großer Teil der Kommende-Urkunden als Dauerleihgabe der Herzöge von Arenberg. Dieser Adelsfamilie war der reiche Grundbesitz der alten Kommende nach der Zwangsauflösung der geistlichen Grundherrschaften 1803 zugesprochen worden. Napeoleon entschädigte so kurzerhand die Adeligen, die links des Rheins ihren Besitz an Frankreich abtreten mussten.
Auch die großen und ungleich mächtigeren Konkurrenten Welheims, das Erzbistum Köln, das Stift Essen und die Abtei Werden, fielen diesem Handstreich zum Opfer. „Die Arenberger erhielten das gesamte Vest, das bis dahin kurkölnisch war, und somit auch Welheim“, sagt Bergmann. Der Historiker, übrigens ein Studienkollege von Werner Boschmann, in dessen Verlag Henselowsky Boschmann das Buch erschien, zeigt die Entwicklung Welheims aber nicht nur als Zusammenfassung auf.
Übersetzt von Heinz-Jürgen Kamp
Durch die Urkunden - alle übersetzt von Heinz-Jürgen Kamp - stellt er zugleich das Werden und Wachsen der Kommende dar, mit der Kölns mächtiger Erzbischof Konrad von Hochstaden im 13. Jahrhundert seine Machtbasis in der Emscherregion sichern wollte.
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Andere Urkunden zeigen den ständigen Konflikt mit dem Stift Essen, zum Beispiel über Weiderechte in Borbeck, das Essener Stiftsgebiet war, oder die Überlassung und Tausch von Einkünften, die über Jahrhunderte die wirtschaftliche Grundlage der Welheimer Ordensritter bildeten. Viele alte Bottroper Familien werden sich in diesem Band und den Verzeichnissen wiederfinden.
Vortrag zur Geschichte und Kunstgeschichte
Mit der früheren Deutschordenskommende Welheim rückt die ältere Geschichte Bottrops verstärkt in den Blickpunkt der forscher aber auch der interessierten Bürger der Stadt. So spricht der Historiker und emeritierte Professor für mittelalterliche Geschichte der Universität Bochum, Dr. Werner Bergmann, am Sonntag in der Kulturkirche über seine jüngsten Forschungen über den alten Rittersitz, dessen Bedeutung und Funktion im Gefüge der vorindustriellen Grundherrschaften in dieser Region.
>> VORTRAG IN DER KULTURKIRCHE
- Mit dem Auftauchen der Barockgemälde der früheren Ordenskapelle sind wichtige Zeugnisse regionaler Kirchen- und Ordensgeschichte wieder als Dauerleihgabe in Bottrop zu sehen. Drei Altarbilder hängen bereits restauriert in der Kirche Heilig Kreuz.
- Das vierte kann nun durch eine großzügige Spende der Bürgerstiftung ebenfalls restauriert werden.
- Kunsthistoriker Dr. Thomas Fusenig stellt am 29. Oktober, 17 Uhr, in der Kulturkirche Heilig Kreuz die Bilder in ihren historischen Kontext.
- Scharnhölzstraße 37, 46236 Bottrop. Eintritt frei.